Emissionsfrei, stark und leise

Er hat 35 Tonnen Gewicht, einen Kühlaufbau und ist blitzsauber. Eigentlich ein ganz normaler Truck – nur der Auspuff fehlt. Den braucht er nicht. Denn statt Abgase hinterlässt der Lastwagen auf dem Vorhof der GK Grünenfelder nur Wassertropfen. Die Produktion der Aufbauten auf den Xcient Fuelcell in den Kriessner Werkhallen läuft auf Hochtouren. Als weltweit einziger zertifizierter Hersteller fertigt das Team um CEO Philippe Köppel die Aufbausysteme der mit Wasserstoff betriebenen Lastwagen des südkoreanischen Automobilherstellers.
25 Fahrzeuge ausgeliefert, 21 in Arbeit
Das emissionsfreie Nutzfahrzeug ist ein Pionierprojekt, das in Zusammenarbeit mit Hyundai Hydrogen Mobility und der Opfiker H2 Energy AG entstanden ist. Seit vergangenem Oktober transportieren die ersten Brennstoffzellen-LKW Güter durch die ganze Schweiz – ohne dabei CO2 auszustossen. Und der Siegeszug der sauberen Brummer nimmt weiter Fahrt auf: «Aktuell haben wir 25 Fahrzeuge ausgeliefert, bis im Frühling sind es 46 Stück», sagt Köppel.
Drei Jahre Entwicklung, etliche Stunden Ingenieursarbeit und eine Reise nach Korea gingen der erfolgreichen Serienproduktion voraus. «Als wir 2018 von Hyundai kontaktiert wurden, waren wir erst überrascht», so der 34-Jährige. Doch das Projekt fing schnell an, Fahrt aufzunehmen. Eine der grössten Herausforderung lag in der Befestigung der Wasserstofftanks. Doch die Kriessner Ingenieure fanden eine Lösung: Sie konstruierten ein flexibles System, bei der die Wasserstofftanks an der Stirnwand vom Aufbau festgemacht werden.
Ein Jahr lang wurde dieser erste Prototyp unter strengen Auflagen in Korea getestet und hielt allen Anforderungen stand. «Wir sind der weltweit einzige zertifizierte Hersteller, der diese Technik beherrscht.» Auch die Mitarbeiter mussten spezielle Weiterbildungen absolvieren, um mit dem hochfragilen Wasserstoff- und Hochvolt-System arbeiten zu können.
2019 erhielt die GK Grünenfelder schliesslich den Auftrag, die ersten zehn Serientrucks zum Aufbau von Kühlkoffern mit Kälteanlagen zu fertigen. «Hyundai bedient ein grosses Kundenspektrum. Wir haben uns daher entschieden, ein Aufbausystem zu entwickeln, dass wir jeweils flexibel auf die Bedürfnisse der Abnehmer anpassen können.» So können laut Köppel die Lastwagen auf Kundenwunsch auch mit einem Trockenfrachtkoffer ausgestattet werden.
Die Abnehmer sind diverse Schweizer Logistikunternehmen. Darunter namhafte Beteiligte wie Coop, Migros oder Galliker. Sie alle gehören dem Förderverein H2 Energy an, der sich intensiv für die Dekarbonisierung der Schweiz einsetzt.
Mehr als ein Hype
Philippe Köppel ist überzeugt, dass die Wasserstoff-Revolution nicht bloss ein Hype ist. Denn immer mehr Unternehmen würden ihren Logistikpartnern vorschreiben, einen gewissen Anteil an nachhaltiger Energie mit in den Fuhrpark zu nehmen. «Die Brennstoffzellen-Technologie ist dafür hervorragend geeignet.» Besonders bei Nutzfahrzeugen, die lange Strecken zurücklegen müssten. Denn: «Eine mit erneuerbarem Strom erzeugte Wasserstofffüllung reicht für etwa 400 Kilometer Reichweite.»Der CEO ist sichtlich stolz darauf, an der Etablierung der neuen Technologie im Schweizer Markt teilzuhaben. Zweifellos wäre das ohne ein eingespieltes Team im Hintergrund nicht möglich gewesen. Der grosse Effort hat sich für Köppel gelohnt. «Unser Aufbau ist ein wesentlicher Bestandteil der Technologie. Ohne ihn würden die Trucks heute keine Güter emissionsfrei transportieren können.»