Thurgau

EKT-Energiestiftung unterstützt vier Projekte

EKT-Energiestiftung unterstützt vier Projekte
Erdwärmesonden aus beständigen Textilien benötigen keine Hinterfüllung, weil sich direkt an die Bohrlochwand anschmiegen
Lesezeit: 5 Minuten

Auch 2025 war das Interesse an der EKT-Energiestiftung gross: Über dreissig Anträge aus den Bereichen Innovation und Bildung wurden geprüft. Der Stiftungsrat hat sich nach umfassender Evaluation entschieden, vier Projekte zu unterstützen. Neben einer Pionieranlage im Bereich der Biogasnutzung und neuen Technologien zur Wärmegewinnung spricht die Stiftung ein Wandeldarlehen an ein innovatives Start-up im Bereich der Bohrtechnik. Die unterstützten Gesuche zeichnen sich durch einen hohen Innovationsgrad, kompetente Teams und einen Bezug zum Fördergebiet aus.

Text: pd/stz.

Die 2023 gegründete EKT-Energiestiftung verfolgt das Ziel, einen Beitrag an eine sichere und nachhaltige Energieversorgung zu leisten. Im Rahmen der Förderrunden 2025 hat die EKT-Energiestiftung rund 30 Anträge geprüft und nach intensiver Evaluation vier Gesuche zur Förderung ausgewählt.

«Allen neu unterstützten Gesuchen ist gemeinsam, dass sie die Nutzung erneuerbarer Energien effizienter gestalten und neue Anwendungsfälle ermöglichen wollen», kommentiert Fabian Etter, Präsident der EKT-Energiestiftung, die Entscheide des Stiftungsrats. Er ergänzt: «Der Stiftungsrat ist überzeugt, dass die unterstützten Projekte und Unternehmen viel Potenzial haben, aktuelle Herausforderungen beim Einsatz erneuerbarer Energien zu lösen.»

Mehr Strom aus Biogas produzieren

Mit der Förderung einer Pilotanlage der Firma Grob Gemüse AG in Schlattingen unterstützt die EKT-Energiestiftung ein Projekt, das erstmals in der Schweiz die Integration der Brennstoffzellentechnologie in einer Biogasanlage vorsieht. Eine Biomasseverwertungsanlage zur energetischen Nutzung der Reststoffe aus der Landwirtschaft, der eigenen Ernterückstände und von regionalem Grüngut soll den Betrieb ergänzen.

Die geplante Anlage kann jährlich mindestens 15'000 Tonnen organischer Abfälle und Ernterückstände in Biogas umwandeln. Eine neuartige Brennstoffzellentechnologie wandelt wiederum das Biogas in Strom, Wärme und CO₂ um. Mit der neuen Technologie ist eine Steigerung des Wirkungsgrads der Stromproduktion von rund 40 Prozent auf ca. 70 Prozent erreichbar, was ermöglicht, deutlich mehr Strom aus der gleichen Menge Biogas zu produzieren. Das gewonnene CO₂ wird zur Düngung in die Gewächshäuser eingebracht. So lassen sich lokale Stoffkreisläufe schliessen, und der Betrieb benötigt kein zugekauftes CO₂. Strom und Wärme werden direkt auf dem Betrieb verwendet. Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist.

Ziel ist es, die Erkenntnisse aus dem Pilotbetrieb zu veröffentlichen und Erfahrungen in die Thurgauer Landwirtschaft zu tragen, um den vermehrten Einsatz der Technologie zu fördern. Eine durch die Stiftung in Auftrag gegebene Studie der OST – Ostschweizer Fachhochschule hat aufgezeigt, dass solche Anlagen im Thurgau ein grosses Potenzial haben.

who's who 2025  

Erdsondenbohrungen vereinfachen

Die konsequente Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Quellen ist eine grosse Herausforderung für die Erreichung der Klimaziele. Erdsonden in Kombination mit Wärmepumpen sind dafür eine wichtige Technologie. Gerade in dicht besiedelten Gebieten ist aufgrund mangelnder Platzverhältnisse jedoch die Durchführung von Bohrungen für Erdsonden oft nicht möglich.

Hier setzt die Geschäftsidee der Borobotics AG an: Das Spin-off der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften entwickelt einen neuartigen Bohrroboter namens Grabowski, der sich direkt im Bohrloch befindet und speziell für enge Platzverhältnisse konzipiert ist. Das neue Bohrverfahren braucht so wenig Platz, dass es möglich ist, in einem Stadtkern oder gar in Kellern zu bohren. Es erzeugt wenig Lärm und verursacht dank elektrischem Betrieb wenig CO₂-Emissionen.

Die autonome Arbeitsweise führt ausserdem zur Reduktion der Erstellungskosten für ein Bohrloch. Momentan führt die Borobotics AG Testbohrungen in geologisch unterschiedlich beschaffenen Gebieten und in verschiedenen Tiefen durch. Entsprechende Testbohrungen sind auch im Kanton Thurgau geplant. Die EKT-Energiestiftung spricht dem vielversprechenden Start-up ein Wandeldarlehen.

Der Bohrroboter «Grabowski»
Der Bohrroboter «Grabowski»

Vermehrter Einsatz von Erdsonden

Eine Herausforderung beim Ausbau der erneuerbaren Wärmeversorgung ist im Weiteren, dass der Einsatz von Erdwärmesonden für den Betrieb von Wärmepumpen in Gebieten mit erhöhtem Grundwasserschutz oft nicht erlaubt ist. Ein Grund dafür: Das Material, welches im Bohrloch zur Hinterfüllung zwischen Erdsonde und Bohrlochwand verwendet wird, ein Bentonit-Zement-Gemisch, birgt eine gewisse Gefahr, das Grundwasser zu verschmutzen. Abhilfe könnten koaxiale Erdwärmesonden aus beständigen Textilien schaffen, weil diese keine Hinterfüllung benötigen, sondern sich direkt an die Bohrlochwand anschmiegen.

Die EKT-Energiestiftung fördert die Realisierung einer entsprechenden Pilotanlage im Kanton Thurgau, welche die Firma TTS Inova aus Thayngen durchführt und die Ostschweizer Fachhochschule, IES Institut für Energiesysteme, wissenschaftlich begleitet. Mit Hilfe des Praxiseinsatzes der textilen Erdwärmesonde sollen technische und regulatorische Fragen wie z. B. die Rückbaubarkeit von Erdwärmesonden oder die Verträglichkeit mit dem Grundwasser geklärt werden.

Die gewonnenen Erkenntnisse fliessen in einen Leitfaden für Planer ein und schaffen die Grundlage für die breitere Anwendung dieser Technologie in sensiblen Gebieten. Das Projekt wird ausserdem durch Gewässerschutzexperten verschiedener Kantone eng begleitet, um sicherzustellen, dass die Erkenntnisse auch relevant sind für die künftige Bewilligungspraxis.

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Wärmenutzung von Fliessgewässern

Die effiziente Energienutzung in Fliessgewässern wiederum ist das Ziel des Projekts «Flusswärmepumpe» der Firma cross-ING Bodensee AG aus Kreuzlingen, bei welchem die EKT-Energiestiftung einen ersten Funktionstest unterstützt. Die Nutzung von Fliessgewässern würde das Potenzial von Wärmepumpen erweitern. Gegenwärtig limitiert jedoch die Grösse der verfügbaren Wärmetauscher die effiziente Nutzung der im Fluss strömenden Wärmemenge.

Die Herausforderung besteht darin, einen Wärmetauscher mit wenig Platzbedarf zu entwickeln. Ausserdem soll dieser direkt im Flusswasser positioniert werden, was den Einsatz natürlicher Kältemittel bedingt, um Umweltschäden bei Undichtheit zu verhindern. In einer Testvariante und nicht eingebunden in den Wärmepumpenkreislauf wird der neue Wärmetauscher unter Wasser auf Funktionsfähigkeit getestet. Der Test wird im Kanton Thurgau stattfinden.

Erfolgreiche Projektumsetzungen

Neben den neu unterstützten Projekten begleitet die Stiftung auch die aktuell geförderten Projekte eng und schafft mit Kontakten, einer Community und Know-how Mehrwert über die finanzielle Unterstützung hinaus. Verschiedene der geförderten Vorhaben haben bereits national und international Anerkennung für ihren Pioniercharakter erhalten. Beispiele dafür sind der Langzeitspeicher SeasON der Matica AG, welcher einen Watt d’Or des Bundesamts für Energie 2025 gewonnen und es ins Finale des Swiss Technology Awards geschafft hat.

Auch die klimapositive PlusEnergieBau-Siedlung (kPEB) «Alte Schmitte» in Güttingen wurde kürzlich ausgezeichnet – mit einem Europäischen Solarpreis und dem Norman Forster Solar Award im Rahmen des Schweizer Solarpreises 2025. «Wir freuen uns sehr darüber, dass durch uns unterstützte Projekte renommierte Auszeichnungen erhalten haben. Dies zeigt die hohe Innovationskraft unserer Projektpartner», betont Sebastian Frenzel, der Geschäftsführer der EKT-Energiestiftung.

Die nächste Prüfrunde behandelt Anträge, die bis zum 31. März 2026 bei der Stiftung eingehen. Die Eingabe kann erfolgen unter: www.ekt-energiestiftung.ch

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