Ehemaliger St.Galler Regierungsrat Hans Rohrer verstorben

Text: pd/red
Rohrer rückte 1986 als Nachfolger des erkrankten Florian Schlegel in die Regierung nach und übernahm das Justiz- und Polizeidepartement. Zwei Mal amtierte er als Landammann (1989/90 und 1996/97). In seine Amtszeit fielen markante Reformen: Die Bezirksämter wurden aufgehoben, regionale Untersuchungsämter geschaffen, das kantonale Funknetz erneuert und die Notrufzentrale aufgebaut. Im Strafvollzug liess Rohrer die Strafanstalt Saxerriet umbauen, plante ein neues Untersuchungsgefängnis in Altstätten und die Umnutzung des Bitzi zur Massnahmenanstalt.
Als wohl grösste Herausforderung seiner Amtszeit galt die Aufarbeitung der Fichenaffäre 1989/90. Entgegen der Praxis des Bundes setzte sich Rohrer gemeinsam mit der Regierung für eine bürgerfreundliche und rasche Einsicht in die Dossiers ein – ein Entscheid, der seine Bürgernähe unterstrich.
Rohrer wurde 1937 als Sohn eines Kleinbauern in Buchs geboren und blieb der Region Werdenberg stets verbunden. Nach der Ausbildung zum Lehrer unterrichtete er in Grabs und Buchs, später als Gewerbelehrer. Von 1973 bis 1980 amtierte er als Gemeindeammann von Buchs, sass ab 1976 im Kantonsrat und wurde 1985 in den Nationalrat gewählt – kurz darauf in die Regierung.
Der sechsfache Vater war nicht nur Politiker, sondern engagierte sich zeitlebens für das soziale und kulturelle Leben in der Region. Er leitete Chöre und Musikvereine, dirigierte zwölf Jahre lang die Blechharmonie Räfis-Burgerau, präsidierte die Schloss-Festspiele Werdenberg und setzte sich als Naturfreund und Seniorenanwalt für ökologische und gesellschaftliche Anliegen ein.
Das Regierungsbild von Hans Rohrer im Schloss Werdenberg zeigt ihn ohne Krawatte – aus Überzeugung. Nur ein Regierungsmitglied vor ihm hatte auf den «Chälblistrick» verzichtet: Karl Müller-Friedberg, erster Landammann des Kantons St.Gallen.