Ostschweiz

Die Arbeitswelt im «Reality Gap»

Die Arbeitswelt im «Reality Gap»
Sabine Bianchi, André Schmid, Christof Oswald und Marko Draguljic
Lesezeit: 4 Minuten

Die moderne Arbeitswelt verändert sich rasant. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, Lernen und Entwicklung nicht nur zu fördern, sondern aktiv zu gestalten. Am Ostschweizer Personaltag vom 18. September 2025 erhielten über 300 Teilnehmer Einblicke in Strategien und Best Practices, wie Unternehmen diese Herausforderung meistern – und eindrückliche Perspektiven für die Zukunft.

Text: PD/stz.

Dass sich die Welt immer schneller bewegt, lässt sich inzwischen kaum mehr wegdiskutieren. In ihrer Begrüssung wies Moderatorin Sabine Bianchi auf eine Studie aus dem Jahr 2007 hin, die nachwies, dass sich die Gehgeschwindigkeit von Fussgängern weltweit um 10 Prozent erhöht habe. Heute dürfte sie wohl noch etwas schneller sein.

Personalentwicklung: Eine Führungsaufgabe

Schritt halten mit der zunehmenden Geschwindigkeit muss auch die Personalentwicklung. Entsprechend lautete das Thema des 21. Ostschweizer Personaltags, der am 18. September 2025 in der OLMA-Halle 9.1 in St.Gallen stattfand: «Personalentwicklung in der modernen Arbeitswelt».

Kerstin Helfmann, Dozentin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, und Silvia Coiro, Head Diversity bei Schilling Partners AG, führten in die Tagung ein. Sie hielten fest, dass Personalentwicklung schon bei der Rekrutierung beginnt. Es müsse darum gehen, sich von starren Jobprofilen zu verabschieden und sich mehr auf Entwicklungspotenziale von Bewerbern und Mitarbeitern zu konzentrieren, so eine Kernbotschaft der Referentinnen. Die Zukunft liegt in der kompetenzbasierten Rekrutierung.

Gerade die Besetzung von Schlüsselpositionen müsse strategisch angegangen werden: «Ein VR, der die Nachfolge der Geschäftsleitung nicht plant, macht seinen Job nicht richtig», so Silvia Coiro. Mehr noch: Personalentwicklung ist eine grundsätzliche Führungsaufgabe, denn auch Linienvorgesetzte sind gefordert, potenzielle Nachfolger für ihre Position zu identifizieren.

Jacqueline Gasser-Beck
Jacqueline Gasser-Beck

Personalentwicklung: Eine Führungsaufgabe

Schritt halten mit der zunehmenden Geschwindigkeit muss auch die Personalentwicklung. Entsprechend lautete das Thema des 21. Ostschweizer Personaltags, der am 18. September 2025 in der OLMA-Halle 9.1 in St.Gallen stattfand: «Personalentwicklung in der modernen Arbeitswelt».

Kerstin Helfmann, Dozentin an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, und Silvia Coiro, Head Diversity bei Schilling Partners AG, führten in die Tagung ein. Sie hielten fest, dass Personalentwicklung schon bei der Rekrutierung beginnt. Es müsse darum gehen, sich von starren Jobprofilen zu verabschieden und sich mehr auf Entwicklungspotenziale von Bewerbern und Mitarbeitern zu konzentrieren, so eine Kernbotschaft der Referentinnen. Die Zukunft liegt in der kompetenzbasierten Rekrutierung.

Gerade die Besetzung von Schlüsselpositionen müsse strategisch angegangen werden: «Ein VR, der die Nachfolge der Geschäftsleitung nicht plant, macht seinen Job nicht richtig», so Silvia Coiro. Mehr noch: Personalentwicklung ist eine grundsätzliche Führungsaufgabe, denn auch Linienvorgesetzte sind gefordert, potenzielle Nachfolger für ihre Position zu identifizieren.

Mattes Films  Neff AG  
Christian Heiniger
Christian Heiniger

Lernen und Kultur: Untrennbar verbunden

Welche Rolle spielen Lernkultur und Führung bei der Personalentwicklung? Um diese Frage ging es in der Podiumsdiskussion mit Christof Oswald, Head of HR Bühler, André Schmid, Leiter HR Empa, und Marko Draguljic, Head of Learning & Development bei der Sefar Group. Schnell drehte sich das Gespräch um die Wichtigkeit von Werten. Diese müssten von Anfang an, beginnend bei den Lernenden, vermittelt werden, wie Christof Oswald betonte. Und das sei eine zentrale Führungsaufgabe.

André Schmid verwies auf ein innovatives Klima, das bei der Empa herrsche, «gestützt durch Werte». Ein wachsendes Problem sei aber die abnehmende Resilienz, gerade von jungen Mitarbeitern. Diese Resilienz und auch mehr Eigenverantwortung zu entwickeln, werde zu einer immer wichtigeren Aufgabe der Führung, waren sich die Diskutierenden einig. Dies führe vor allem über die Vermittlung von Sinn und Vertrauen und das Zulassen von Freiräumen.

Einen konkreten Einblick in die Lernkultur eines Unternehmens gab anschliessend Christian Heiniger, Head of Learning & Development bei Hilti. Diese beruht auf den Pfeilern «Learn», «Reflect» und «Perform», verankert in einer Unternehmenskultur, welche Sinn, eine klare Firmenstrategie und die Menschen vereint. In diesem Sinn ist die Kulturgestaltung bei Hilti ein Top-Thema sowohl beim Management als auch beim Verwaltungsrat und den Eigentümern. Die Priorität auf Lernen und Kultur sei etwas, was sich langfristig auszahlt, so Heiniger. Und die Erwartung an Führungskräfte ist bei Hilti ebenfalls klar: Mitarbeiter entwickeln und grossartige Resultate erzielen.

Sven Gábor Jánszky
Sven Gábor Jánszky

Eine KI-dominierte Zukunft?

Dass auch Technologie ein gewichtiges Wort in der Personalentwicklung und Weiterbildung mitzureden hat, darüber sprach Jacqueline Gasser-Beck, Leiterin des Teaching Innovation Lab an der Universität St.Gallen. Anhand eines Fallbeispiels zeigte sie, wie verschiedene KI-Tools heute von Dozenten und Studenten eingesetzt werden können. Die künstliche Intelligenz bietet auch für das HR immer mehr Anwendungsmöglichkeiten, wie die Referentin ausführte.

Sie verwies aber immer auch auf den «Human in the loop»: Der Mensch ist entscheidend, um den KI-generierten Output zu prüfen. «Evaluation und kritisches Hinterfragen sind Aufgaben, die weniger gefährdet sind, durch KI ersetzt zu werden», so Gasser-Beck. Ganz im Gegensatz zu analytischen und zunehmend auch kreativen Jobs.

Sven Gábor Jánszky, Leiter des Zukunftsinstituts 2b AHEAD ThinkTank, zündete am Schluss der Tagung ein ganzes Feuerwerk von Zukunftsaussichten. Die KI wird dabei eine immer zentralere Rolle spielen. «Irgendwann wird es möglicherweise mehr humanoide Roboter und KI-Agenten geben als Menschen», liess er durchblicken.

Er verwies dabei auf eine «Reality Gap», die zwischen einer linearen Technologieentwicklung, wie wir sie bis heute erlebt haben, und der von den Technologieführern getriebenen exponentiellen Entwicklung besteht. «Unser Problem ist, dass wir zu stark unseren Erfahrungen aus der Vergangenheit vertrauen. Zukunft entsteht aber nicht aus der Vergangenheit», so Jánszky.

Als Ausweg aus dieser Realitätslücke sieht er die «Predictive Economy», ein Wirtschaftsmodell, in welchem unternehmerische Entscheidungen durch prognosebasierte Datenanalysen und KI gesteuert werden. Und das wird unweigerlich auch die Arbeit im HR verändern und nach adaptiven Prozessen verlangen. Jenen Zuhörern, die sich womöglich fragten, ob man sich nun auf diese Zukunft freuen möchte, hielt Jánszky entgegen: «Sie kommt ohnehin».

Wie dem auch sei: Fest steht jedenfalls das Datum des nächsten Ostschweizer Personaltags: 10. September 2026.

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