Albert Eschenmoser verstorben

Text: stz.
Albert Eschenmoser (*5. August 1925) war ab 1992 Professor Emeritus an der ETH Zürich. 1949 erhielt er sein Diplom als Naturwissenschafter (Dipl.sc.nat.) und 1951 den Doktor der Naturwissenschaften (D.Sci.) von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH), wo er 1956 Privatdozent in Organischer Chemie, 1960 ausserordentlicher und 1965 ordentlicher Professor für Allgemeine Organische Chemie wurde.
Der Balgacher war ein führender Vertreter der Naturstoffsynthese (Vitamin B12) und leistete grundlegende Arbeiten zur chemischen Ätiologie der Nukleinsäuren. Seine Forschungen bereiteten die Entwicklung verschiedener neuer Synthesemethoden vor.
Eschenmoser hat die organische Chemie geprägt wie kaum ein anderer
Als brillanter Geist brachte er Meisterwerke der Totalsynthese hervor – etwa Vitamin B12, ein Meilenstein in der Geschichte der Chemie. Seine Totalsynthesen gingen Hand in Hand mit der Entwicklung von Synthesemethoden, der Entschlüsselung grundlegender mechanistischer Prinzipien in der Biosynthese und organischen Chemie und auch Vorstössen in die präbiotische Chemie.
Seine eleganten Untersuchungen zur Frage, warum die Natur Pentosen und nicht Hexosen in den Grundgerüsten ihrer genetischen Polymere gewählt hat, haben wichtige grundlegende Aspekte der Entstehung des Lebens beleuchtet.
Viele von Eschenmosers Beiträgen sind heute fester Bestandteil von Chemie-Lehrbüchern
Mit Intelligenz, Phantasie und Willen hat Albert Eschenmoser mit seinen über 250 Mitarbeitern die Chemie in der akademischen Welt sowie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie nachhaltig geprägt, vor allem in seinem Heimatland Schweiz. Eschenmoser wurde von unzähligen Kollegen und Freunden auf der ganzen Welt für seinen scharfen Verstand, seine Neugierde, seine Vitalität und seine unumstössliche Ethik geschätzt. Sein Wissen und seine Interessen reichten von der Chemie und den Naturwissenschaften zu Literatur, Musik und Kunst.
Eschenmoser war Mitglied der Deutschen Akademie Leopoldina (Halle), der Academia Europaea (UK) und der Pontificia Academia Scientiarum (Vatican), er war auswärtiges Mitglied der American Academy of Arts and Sciences (Boston), der National Academy of Sciences (Washington), der Royal Society (UK), der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, der Kroatischen Akademie für Wissenschaften und Künste (Zagreb), des Ordens Pour le mérite für Wissenschaften und Künste (Berlin) und Inhaber des Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst (Wien); er war Ehrenmitglied der Royal Society of Chemistry (London), der Gesellschaft Österreichischer Chemiker (Wien) und der Pharmaceutical Society of Japan.
Er erhielt Ehrendoktorate der Universitäten von Fribourg, Chicago, Edinburgh, Bologna, Frankfurt, Strasbourg und Harvard, sowie vom Scripps Research Institute. 2008 wurde er mit der Paul-Karrer-Medaille in Gold geehrt.