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Das Jahrhundert-Bauwerk als Hoffnungsträger

Das Jahrhundert-Bauwerk als Hoffnungsträger
Christine Bolt und Thomas Kirchhofer: «Wir haben das schweizweit attraktivste Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Lesezeit: 5 Minuten

In der neuen Halle 1 der Olma Messen St.Gallen auf der eigens für den Bau überdachten Stadtautobahn können ab 2024 Veranstaltungen mit bis zu 12 000 Personen stattfinden. Es ist ein Jahrhundert-Bauwerk, das weit über die Stadtgrenze hinaus strahlen soll. Welche Möglichkeiten sich mit der neuen Halle 1 ergeben und inwiefern die gesamte Region vom Bau profitiert, skizzieren Christine Bolt, Direktorin Olma Messen St.Gallen, und Thomas Kirchhofer, Direktor St.Gallen-Bodensee Tourismus.

Christine Bolt, weshalb braucht die Ostschweiz einen Veranstaltungsort in der Grössenordnung der Halle 1?
Christine Bolt: Ich bin überzeugt: Die Live-Kommunikation – also Messen und Events als Marketing-Instrumente – haben eine vielversprechende Zukunft. Und wer in diesem Markt erfolgreich mitmischen will, muss wettbewerbsfähig sein. St.Gallen wird mit der neuen Halle ein noch attraktiverer Ort für nationale und internationale Veranstalter. Mit ihr entsteht ein idealer Raum für Begegnungen und Erlebnisse.

Thomas Kirchhofer, eine unlängst bei 134 Kongress- und Eventbüros in Europa durchgeführte Umfrage zeigt, dass sich St.Gallen durchaus gute Chancen auf dem Markt ausrechnen darf.
Thomas Kirchhofer: Ja, gefragt sind «Boutique-Veranstaltungsorte» mit authentischem Flair, hoher Serviceorientierung und einer Top-Infrastruktur. Kleine und mittelgrosse Durchführungsorte haben da gute Karten. Sie punkten auch in einer weiteren Disziplin: Die Gesundheits-, Sicherheits- und Hygienebedingungen an den Reisezielen werden künftig von grösster Bedeutung sein.

In welchen Bereichen sehen Sie das grösste Wachstums- potenzial?
CB: Wenn es um grössere Veranstaltungen rund um die neue Halle 1 geht, richtet sich der Fokus auf Messen, Corporate-Events und Kulturveranstaltungen wie grosse Konzerte oder Comedyshows. Auch im Sport sehen wir erhebliches Potenzial. Mit der neuen Halle 1 verfügen wir künftig über zusätzlichen Platz auf dem Olma-Gelände und können somit mehrere grosse Veranstaltungen gleichzeitig durchführen.

Neben dem Veranstaltungsort sind Faktoren wie Erreichbarkeit oder Unterkünfte für einen erfolgreichen Kongressstandort wichtig. Sind Stadt und Region diesbezüglich gut aufgestellt?
TK: Sogar sehr gut! Die Region St.Gallen ist mit ihren weltweit führenden Unternehmen, der HSG und dem Unesco-Weltkulturerbe der Schweizer Schmelztiegel der Wirtschaftsgeschichte seit 612. Die malerische Altstadt St.Gallens – eingebettet zwischen Säntis, Appenzellerland und Bodensee – ist der perfekte Hub für Messen, Events und Kongresse, nur rund 45 Minuten vom Flughafen Zürich entfernt. Die flexible Infrastruktur, das schweizweit attraktivste Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die Ostschweizer Dienstleistungsbereitschaft sind weitere Vorzüge, und jeder Veranstalter profitiert von weitreichenden Unterstützungsleistungen und kurzen Entscheidungswegen zu Stadt, Kanton und Tourismusorganisation.

Also alles paletti?
TK: Nein. Was wir künftig noch besser machen müssen: Diesen Schatz als gesamtes Orchester zu kommunizieren und vermarkten. Um auf dem Markt Wirkung zu erzielen, müssen wir unsere Mittel besser bündeln.

Und können wir auch genügend Betten für Grossanlässe zur Verfügung stellen?
CB: Hotelbetten werden vor allem bei mehrtägigen Veranstaltungen benötigt. Das Zimmerangebot in und um St.Gallen ist mit dem Umbau des Hotels Walhalla oder dem B&B Hotel gewachsen. Am Beispiel des European Colorectal Congresses mit 1400 Teilnehmern sehen wir, dass sich die Situation rund um die Hotelbetten deutlich entspannt hat. Selbst bei einem solchen Kongress sind in St.Gallen noch kurzfristig Zimmer verfügbar. TK: Wir haben rund 3800 Hotelbetten in unserer Destination. Davon sind rund 85 Prozent innerhalb von 35 Minuten Fahrzeit mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar, 2500 Betten sogar innerhalb von 15 Minuten. Im Wissen, dass rund 2500 Betten in der Drei- und Vier-Sterne-Kategorie angeboten werden und wiederum in Kürze ein neues Haus in St.Margrethen seine Tore öffnet, sind die Hotelkapazitäten absolut genügend – und sehr wettbewerbsfähig.

  

Sind physische Veranstaltungsorte und somit Hotelbetten nach der Corona Pandemie überhaupt noch gefragt?
TK: Die stärkere Hybridisierung von Tagungen und Veranstaltungen ist sicher zu berücksichtigen. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Anzahl der Tagungen und Events zunehmen könnte. Der Trend für eine Aufteilung grosser internationaler Konferenzen auf eine Reihe regionaler Zentren zeichnet sich ab. Und wir alle wissen: Wir sind Menschen, wir wollen uns treffen und miteinander interagieren. CB: In den vergangenen zwei Jahren konnten wir mit hybriden Veranstaltungen wertvolle Erfahrungen sammeln. Die Nachfrage nach digitalen und hybriden Angeboten besteht vor allem dann, wenn der Bildungscharakter einer Veranstaltung ausgeprägt und das Einzugsgebiet gross ist. Je regionaler der Anlass und je zentraler der Networking-Gedanke, desto geringer ist sie.

Und wie gross bzw. klein darf eine Veranstaltung sein, damit sie noch in der Halle 1 durchgeführt werden kann?
CB: Mit 9000 Quadratmetern Hallenfläche haben wir Platz für Veranstaltungen mit bis zu 12 000 Personen. Da wir die Halle unterteilen können, sind auch Veranstaltungen möglich, welche zu gross für die Halle 9.1, aber zu klein für die ganze Halle 1 sind. Die neue Halle verschafft uns somit eine deutlich grössere Flexibilität. Eine Mindestgrösse haben wir nicht definiert. Je nachdem haben wir für kleinere Veranstaltungen aber passendere Möglichkeiten im Angebot.

Die neue Halle 1 ist nicht nur für Messen konzipiert, sondern auch für Sportveranstaltungen und Konzerte. Gleich hat es vor der Eröffnung des heutigen Kybunpark getönt – passiert ist wenig.
CB: Die Olma Messen St.Gallen verfügen über eine langjährige Erfahrung bei der Planung und Durchführung von verschiedenen Grossevents. Unser Bereich CongressEvents St.Gallen organisiert jedes Jahr über 100 Grossveranstaltungen, Kongresse und Bankette und ist entsprechend gut vernetzt. Nebst der Durchführung von grösseren Einzelveranstaltungen streben wir längerfristige Partnerschaften mit Organisatoren von Kultur- und Sportveranstaltungen an.

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Dass Sie heute gemeinsam dieses Interview geben, lässt auf eine enge Zusammenarbeit der Olma Messen St.Gallen und St.Gallen-Bodensee-Tourismus schliessen.
CB: Die Olma Messen St.Gallen sind ein bedeutender Leistungsträger im Rahmen der Ostschweizer Kongressstrategie, die von St.Gallen-Bodensee Tourismus lanciert wurde. Gemeinsam wollen wir die Ostschweiz und die Stadt St.Gallen im nationalen und internationalen Kontext stärker als Kongressstandort positionieren, Kongresse und Events akquirieren und damit in der ganzen Region Wertschöpfung genieren. Das geht nur im Zusammenspiel der beiden – sowie weiteren – Organisationen und Leistungsträgern.
TK: Die Olma Messen liefern die glaubwürdige Basis für eine eigenständige und selbstbewusste Kongressstrategie. Diese haben wir 2021 erarbeitet. Im Kern liegt die konsequente Fokussierung auf die Akquisition von Verbandskongressen und Schlüsselevents, welche die Themenführerschaften der Region unterstützen. Die Zielsetzung ist klar: St.Gallen gilt als Wunschdestination für Geschäfts- und Eventtourismus und gehört zu den Top-3-Kongress-, -Messe und -Event-Destinationen im Bodenseeraum und zu den Top 7 innerhalb der Schweiz. Dieses Ziel erreichen wir nur gemeinsam.

Zum Schluss: Wenn die neue Halle 1 Anfangs 2024 öffnet – was wird die erste Veranstaltung sein?
CB (lacht): Kürzlich habe ich mir öffentlich die «Toten Hosen» zur Eröffnung gewünscht … wir werden sehen! Wenn baulich alles wie geplant klappt, wird schon im Herbst 2023 ein Teil der OLMA in der neuen Halle 1 durchgeführt. Für 2024 laufen viele Gespräche, für eine konkrete Aussage ist es noch zu früh. Fest steht aber: Die neue Halle 1 machen wir gemeinsam mit Stadt, Kanton, lokalen Unternehmen und der Bevölkerung zum Aushängeschild unserer Region.
TK: Gemäss dem Verein NetzwerkSport, der im Westen der Stadt mit dem Sportfeld ein Raum für Spitzen-, Nachwuchs- und Breitensport in fünf Kernsportarten, darunter Tennis, entstehen lässt, werden 2024 die weltbesten Tennisspielerinnen ihr Stelldichein in der Schweiz geben. Warum nicht ein Format wie die Masters oder den Billie Jean King Cup nach St.Gallen bringen? Weiter kann ich mir aufgrund der schönen Entwicklungen im Frauenfussball eine reine Ladies-Award-Night der UEFA oder der FIFA in St.Gallen vorstellen.

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