«Stillstand würde Rückschritt bedeuten»

«Stillstand würde  Rückschritt bedeuten»
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Der Kanton St.Gallen war der Treiber hinter der erfolgreichen Bewerbung für einen Ostschweizer Standort von Switzerland Innovation. Diese Rolle ändert sich nun, wie Regierungsrat Beat Tinner darlegt.

Beat Tinner, der Kanton St.Gallen war massgebend für die Lancierung des Innovationsparks Ost. Damit dieser ein Ostschweizer Leuchtturm wird, müssen sich auch die umliegenden Kantone und das Fürstentum Liechtenstein, insbesondere aber die Wirtschaft einbringen. Sind Sie mit dem Engagement zufrieden?
Die Tatsache, dass die Kantone St.Gallen, Thurgau, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden, die Stadt St.Gallen und das Fürstentum Liechtenstein sich gemeinsam für die Aufnahme des Switzerland Innovation Park Ost ins Netzwerk von Switzerland Innovation eingesetzt haben, war mitentscheidend für den Erfolg der Bewerbung. Der geeinte Auftritt der Ostschweiz wurde bei den Entscheidungsträgern registriert. Gleiches gilt für das Bekenntnis der Wirtschaft. Gemäss dem Zeitplan des Verwaltungsrats will der Switzerland Innovation Park Ost bis Ende 2022 seine Funktionsfähigkeit sicherstellen und bis 2025 seine volle Leistungsfähigkeit erreichen. Dazu zählt auch eine laufende Verbreiterung der Trägerschaft bzw. ein Zuwachs an Aktionären und Innovationspartnern.

Bleibt der Kanton St.Gallen auch künftig der Treiber?
Die Rolle des Kantons St.Gallen hat sich mit dem Zuschlag des Bundesrats und mit der Gründung der Switzerland Innovation Park Ost AG verändert. Der Kanton St.Gallen ist nun einer der Aktionäre, der seine Interessen im Rahmen der ihm zustehenden Rechte und Möglichkeiten in die AG einbringt. 

Die Switzerland Innovation Park Ost AG siedelt sich im Campus Lerchenfeld an, das dort ansässige Startfeld
wird weitgehend eingegliedert. Was ist bis heute die wichtigste Leistung von Startfeld?
Aus meiner Sicht sind es die Jungunternehmerförderung und die Zentrums-Leistungen, die Startfeld für Start-ups erbringt. Letztere haben viel dazu beigetragen, dass vor Ort ein Start-up-Ökosystem entstanden ist. Die Verknüpfung von Universität, Empa, Kantonsspital St.Gallen und Fachhochschule Ost mit der Expertise der Start-up-Förderung ist die wohl wichtigste Leistung.

 

  

«Der geeinte Auftritt der Ostschweiz wurde bei den Entscheidungsträgern registriert.»

Der SIP Ost soll Innovation beflügeln und die Wirtschaft mit Forschung und Bildung vernetzen. Wie schafft man das?
Der SIP Ost versteht sich als Plattform, als Drehscheibe zwischen Wirtschaft, Grundlagenforschung, angewandter Forschung und Gründerszene. Er soll im Bereich der Fokusthemen MEM-Industrie, Health Tech und Digitalisierung von Wirtschaftsprozessen die Kräfte bündeln und vernetzen. Um das zu erreichen, sind die operativen Gremien gefordert, eine direkte und tragfähige Kooperation mit den zentralen Institutionen aufzubauen: Empa, Kantonsspital St.Gallen, Universität St.Gallen, Fachhochschule Ost, RhySearch und Startfeld. Essentiell ist auch der Aufbau einer Pipeline von erfolgsversprechenden Innovationsprojekten. Mit diesen Show-Case-Projekten wird Aufmerksamkeit und Wahrnehmung in der breiteren Öffentlichkeit geschaffen, womit eine Sogwirkung für neue Projekte und Innovationspartner stimuliert wird.

Gibt es ein Messkriterium, um den Erfolg des SIP Ost zu überprüfen?
Der SIP Ost wird – wie alle Standorte von Switzerland Innovation – regelmässigen Prüfungen unterzogen. So müssen alle vier Jahre genau definierte Kriterien zur Innovationstätigkeit erfüllt werden. Zusätzlich werden wir Kriterien für Auszahlung der Betriebsbeiträge aus der Anschubfinanzierung von zehn Millionen Franken an die SIP Ost AG festlegen.

Fliessen nun mehr Forschungsgelder von Bund in die Ostschweiz?
Direkte Finanzbeiträge fliessen durch die Aufnahme in das Netzwerk von Switzerland Innovation nicht, aber mit der Aufnahme ins Netzwerk von Switzerland Innovation erhält die Ostschweizer Innovationslandschaft Zugang zu den Darlehen respektive den Bundesbürgschaften, welche die Eidgenossenschaft über die Stiftung Switzerland Innovation bereitstellt. Dass aktuell die Forschungs- und Innovationstätigkeit in der ganzen Schweiz aufgrund der Nicht-Teilnahme am europäischen Horizon-Programm leidet, trübt diese Aussicht etwas.

 

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«Die Exportleistung der Bodenseeregion ist die zweithöchste des Landes.»

Auch mit der IT-Bildungsoffensive oder der Medizin-Ausbildung an der HSG investiert St.Gallen in künftige wirtschaftliche Prosperität. Wird die Ostschweiz in absehbarer Zeit die Lücke zu den grossen dynamischen Zentren – Zürich, Arc Lémanique, Basel – schliessen können?
Sowohl bei der IT-Bildungsoffensive als auch beim Joint Medical Master handelt es sich um strategische Projekte zur Bekämpfung des Fachkräftemangels, welche die St.Galler Regierung im Rahmen ihrer Schwerpunktplanung 2021 bis 2031 aktiv angeht. Ziel ist es, die benötigten Fachkräfte nach Möglichkeit auch selber auszubilden. Im überregionalen und internationalen Wettbewerb um die besten Talente sind solche Initiativen zwingend und wichtig. Stillstand würde auf lange Sicht Rückschritt bedeuten.

St.Gallen möchte Herz eines internationalen Metropolitanraums zwischen München und Zürich sein. Was muss geschehen, damit solche Ansprüche nicht nur in Präsentationen stehen, sondern gelebt werden?
Grundlegend ist das gemeinsame Bekenntnis aller am Projekt beteiligten Akteure zur vorliegenden Vision. Die jüngsten Treffen auf Ministerebene und die S-Bahnlinie Romanshorn –Lindau senden hier positive Signale. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine Metropolitanregion sind gegeben. Die Exportleistung der Bodenseeregion ist die zweithöchste des Landes; nur Basel exportiert mehr. Das zeigt klar auf, dass die Ostschweiz wirtschaftlich eine bedeutende Rolle einnimmt.

Ist die Verkehrserschliessung in der Ostschweiz ausreichend, um in der Top-Liga der attraktiven Standorte mitzuspielen?
Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist ein Anliegen, das für die weitere wirtschaftliche Entwicklung der Ostschweiz von grosser Bedeutung ist. Die Anerkennung als internationaler Metropolitanraum wäre in diesem Zusammenhang hilfreich, da sich der Bund im Rahmen seiner grösseren Investitionsvorhaben auf das Raumkonzept Schweiz abstützt. Beim Standort Campus Lerchenfeld läuft gerade die Planung für die Zusammenlegung der Bahnhöfe Bruggen und Haggen, wodurch der Innovationspark zu einer attraktiven Erschliessung käme.

Text: Philipp Landmark

Bild: Marlies Thurnheer

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