(Zu) hohe Löhne für Staatsdiener

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Die Löhne lägen in der Ostschweiz im Durchschnitt zwar unter dem schweizerischen Mittel. Die tieferen Lebenshaltungskosten machten diesen Rückstand allerdings mehr als wett, hat das Institut IHK-Research herausgefunden. Besonders profitieren staatliche und staatsnahe Branchen.

Die Ostschweizer Löhne liegen im Durchschnitt etwa 6 % unter dem schweizerischen Mittel.[1] Der staatliche und staatsnahe Bereich entzieht sich aber diesem Trend: In der öffentlichen Verwaltung entspricht der Durchschnittslohn ziemlich genau dem schweizerischen Mittel, bei Erziehung und Unterricht ist er sogar leicht höher. Allgemein sind die regionalen Lohnunterschiede bei der öffentlichen Hand sehr gering. Das sei ein Zeichen für bürokratische Lohnregeln, da es eigentlich gute Gründe für regionale Unterschiede geben würde, berichtet das Institut IHK-Research der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell.

Hohe Reallöhne dank tiefen Lebenshaltungskosten

Während die nominalen Löhne in der Ostschweiz leicht unterdurchschnittlich sind, so gilt bei den realen Löhnen das Gegenteil. Tiefere Lebenshaltungskosten machen die tieferen Löhne nämlich mehr als wett. Für die Grossregion Ostschweiz liegen die Kosten für fixe Ausgabenposten wie Mieten, Krankenkassenprämien oder Steuern um rund 9 % unter denjenigen des Schweizer Durchschnitts. Diese Ausgabenposten machen rund 50 % des Haushaltsbudgets aus. Dabei handelt es sich zudem um durchschnittliche Werte, welche den Vorteil der Ostschweiz in der aktuellen Situation nicht voll erfassen.

Vorteile bei Wohnungswechsel noch grösser

Die erfassten Mietausgaben setzen sich aus Bestandesmieten und Neumieten zusammen. Bei den Bestandesmieten greift die Mietzinsregulierung, welche aufgrund des sinkenden Referenzzinssatzes in den letzten Jahren zu einer Reduktion führte. Die Neumieten sind dagegen insbesondere in den wirtschaftlichen Zentren stark gestiegen. In der Ostschweiz fiel der Anstieg dagegen moderater aus. Zudem ist der Wohnungsmarkt weiterhin flüssig, mit einem breiten Angebot an verfügbaren Wohnungen. Zuzüger und junge Familien können damit in der Ostschweiz auch weiterhin erschwingliche Mietobjekte finden.

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Am grössten ist der Vorteil bei Erwerb von Wohneigentum

Noch grösser wird der Vorteil der Ostschweiz, wenn eine Familie Wohneigentum erwerben will. Hohe Preise und strenge Vorschriften bei der Vergabe von Hypotheken verunmöglichen Mittelstandsfamilien den Erwerb von Wohneigentum inzwischen in vielen Regionen der Schweiz. In der Ostschweiz bleibt Wohneigentum dagegen für viele Familien erschwinglich. Die Ostschweizer Immobilienpreise liegen laut Zahlen von homegate um 30 % und mehr unter denjenigen der Region Zürich. Damit sinkt das für die Tragbarkeit einer Hypothek nötige Haushaltseinkommen ebenfalls um 30% und mehr. Zudem kommen die Eigentümer in den Genuss von rekordtiefen Hypothekarzinsen, was die effektiven Kosten für das Wohnen weiter reduziert.

Hohe Löhne beim Staat

Auch die Angestellten im öffentlichen Sektor profitieren von tiefen Lebenshaltungskosten. Beamte und Lehrer erhalten deshalb im Durchschnitt höhere Reallöhne als in anderen Regionen. Das sollte bei Lohnverhandlungen oder bei der Ausgestaltung der Leistungen der Pensionskassen berücksichtigt werden. Die Steuerzahler sollten neben relativ hohen Löhnen nicht auch noch grosszügige Regelungen bei den Pensionskassen des Personals öffentlicher Dienste schultern müssen. Dies gilt nicht zuletzt für die aktuelle Diskussion um die Sanierung der SGPK.

[1] Die Zahlen beziehen sich auf die Grossregionen des BfS. Die Ostschweiz umfasst dabei neben AI, AR, SG und TG auch GL, GR und SH.