Türken lassen FC Wil im Stich

Lesezeit: 2 Minuten

Der Challenge-League-Klub FC Wil hat am Mittwoch den sofortigen Ausstieg der türkischen Investorengruppe um Mehmet Nazif Günal bekannt gegeben. Ein möglicher Grund: Die Verzögerungstaktik der Stadt Wil beim Stadionneubau.

Die türkischen Investoren sind per sofort aus dem Verwaltungsrat zurückgetreten und haben ihr Darlehen mitgenommen. Die Spielerlöhne wurden seit Anfang Jahr nicht mehr gezahlt. Die Verantwortlichen wollen den FC Wil nun generalsanieren und damit ein Aus des Clubs verhindern.

„Sämtliche türkische Verwaltungsräte treten per sofort zurück – das Darlehen ist weg. Dem FC Wil fehlen jegliche flüssigen Mittel“, bestätigt Roger Bigger, bisheriger Vizepräsident des Verwaltungsrates. Dem Verwaltungsrat ist nicht bekannt, wo sich der Verwaltungsrat aus der Türkei aufhält. Die Türken konnten auch nicht ausfindig gemacht oder erreicht werden. „Wir wissen nicht, warum diese Leute einfach gegangen sind, wir befinden uns jetzt im luftleeren Raum, das macht mich extrem traurig“, sagt Roger Bigger gegenüber FM1Today.

Ein Gremium mit Bigger an der Spitze bildet nun eine Task-Force, um Lösungen zu finden, damit der Spielbetrieb in der Challenge League aufrecht erhalten werden kann. „Wir werden alles versuchen, um den Klub zu retten“, so Bigger.

Um die Saison in der Challenge League beenden zu können, wird ein Sanierungsplan ausgearbeitet. „Die Spieler müssen schmerzliche Lohneinbussen in Kauf nehmen. Sie wissen aber auch, dass der FC Wil eine gute Plattform ist“, so Bigger. „Aber das Gelingen der Sanierungsaktion hängt von den Spielern ab.“

Es würden nun bis zum Ende der Transferzeit am 15. Februar Anfragen für Wil-Spieler kommen, so Bigger. „Wir sind überzeugt, dass es Lösungen gibt.“

Seit seinem Einstieg im FC Wil im Sommer 2015 hat Günal gemäss Roger Bigger zwischen 25 und 30 Millionen Franken investiert – in Personal, Spieler und Trainerstaff. Bigger wünscht sich, mit dem ehemaligen Verwaltungsratspräsidenten Mehmet Nazif Günal an einen Tisch setzen zu können, ihm in die Augen zu schauen und zu wissen, was er denkt und warum er den FC Wil Knall auf Fall verlassen hat.

Auch die Stadt Wil war an der Medienkonferenz Thema. Sie habe dem Fussballclub viele Steine in den Weg gelegt, unter anderem auch bei der geplanten Erweiterung des Stadions, für die der türkische Investor bezahlt hätte. „Es wäre möglich, dass der Kragen von Herrn Günal durch die Verzögerung letztendlich geplatzt ist“, sagt Roger Bigger. Das sei allerdings nur Spekulation.

Bereits vor 13 Jahren war der FC Wil wegen ausländischer Investoren in die Schlagzeilen geraten. Damals waren es Personen um den ehemaligen sowjetischen Offensivstar Igor Belanow gewesen. Es gelangen zwar die Rettung vor dem Konkurs und 2004 der überraschende Cupsieg gegen die Grasshoppers. Aber die Ostschweizer verschwanden nach dem Abgang Belanows und der Nachlassstundung in der Challenge League. Der Fall jetzt sei aber in keiner Weise mit dem Fall von vor 13 Jahren zu vergleichen, betont Roger Bigger.