Thurgauer Raiffeisenbanken wachsen um sieben Prozent

«Die Rückzahlung der Covid-19-Kredite hat bereits begonnen», betonte Verbandspräsident Reto Inauen (rechts im Bild) an der digitalen Jahresmedienkonferenz der Thurgauer Raiffeisenbanken vom Donnerstagmorgen, 11. Februar 2021. In der anspruchsvollen Coronakrise seien auch die Banken stark gefordert gewesen.
Bilanzsumme auf über 16 Milliarden
Trotzdem sei die Bilanzsumme der 15 Thurgauer Raiffeisen-Genossenschaften um fast sieben Prozent auf über 16 Milliarden Franken gestiegen. Die Kundengelder hätten prozentual noch mehr auf 11,2 Milliarden Franken zugenommen. Die Ausleihungen seien ebenfalls nochmals auf 13,5 Milliarden Franken angestiegen, wobei bei den Hypotheken die Marktstellung weiter ausgebaut worden sei. Trotz härterem Konkurrenzkampf sei der Erfolg aus dem Zinsengeschäft leicht gesteigert worden. Die positivste Entwicklung sei aber im Anlagegeschäft zu verzeichnen: Der Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sei um fast einen Fünftel gewachsen. «Die wirklich aussergewöhnlichen Zuwachsraten zeugen vom Vertrauen, das die Thurgauerinnen und Thurgauer im Krisenjahr durchs Band zu allen Raiffeisenbanken unter Beweis stellten.» Einzig beim Handelsgeschäft sei ein Rückgang zu verzeichnen; dies sei auf die geschlossenen Grenzen und den damit verbundenen rückläufigen Grenz- und Reiseverkehr zurückzuführen.
Unter dem Strich kletterte der Geschäftserfolg laut Inauen auf über 76 Millionen Franken – eine Steigerung von gut elf Prozent. Das Eigenkapital habe deutlich gestärkt werden können, und er spricht von einer «sehr guten Kapitalisierung. Sie erfüllt damit schon jetzt den von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma bis Ende 2022 geforderten Wert.» Im Thurgau zahle Raiffeisen aufgrund des guten Ergebnisses über neun Millionen Franken Steuern.
Kredite werden zurückbezahlt
Inauen analysierte die Situation rund um die Covid-19-Kredite der Thurgauer Raiffeisenbanken. Im 2020 wurden 1‘193 Covid-19-Bundesbürgschaftskredite mit einer Gesamtsumme von 114,2 Millionen Franken an die Thurgauer Unternehmen ausbezahlt. Von diesen Bürgschaftskrediten seien 114 Forderungen im Wert von 18 Millionen bereits zurückbezahlt worden.
Firmenkunden seien im vergangenen Jahr besonders intensiv begleitet worden – zum Beispiel bei der Liquiditätsplanung oder um Gesuche auszufüllen. Dabei seien auch die Raiffeisen Unternehmerzentren (RUZ) gefordert gewesen, deren Hotline rund 1500 Anfragen zu bewältigen hatte. Zur Prüfung der Gesuche im Rahmen der Härtefallregelung des Kantons Thurgau stellen die Thurgauer Raiffeisenbanken zudem fachliches Know-how zur Verfügung, sagte Inauen. Überdies hätten in den letzten Monaten etliche Unternehmen von der Online-Mittelbeschaffungsplattform «lokalhelden.ch» von Raiffeisen Gebrauch gemacht, um dringend benötigte Gelder rasch und unkompliziert zu erhalten.
Stabilisieren und wachsen helfen
In seinem Ausblick zeigte sich Reto Inauen «verhalten optimistisch». Das Jahresergebnis 2021 sei grundsätzlich stark abhängig davon, wie lange die Krise noch dauere. Eines sei aber klar: «Corona beschäftigt uns weiter. Es ist unser oberstes Ziel, Firmenkunden durch die Krise zu begleiten. wir wollen Firmenkunden helfen, ihre Geschäfte zu stabilisieren und wieder Wachstum zu ermöglichen: «Das ist unser Job als Banken.» Dies bedeute auch, dass die neue Raiffeisen-Gruppenstrategie der Diversifizierung im heutigen wirtschaftlichen Umfeld noch konsequenter umgesetzt werde.Guy Lachappelle (links im Bild), Verwaltungsratspräsident von Raiffeisen Schweiz, zeigte sich deshalb erfreut, «dass die Thurgauer Raiffeisenbanken bei der Strategieumsetzung eine wichtige Rolle spielen». Innerhalb der strategischen Stossrichtungen transformiere sich Raiffeisen vom Produkt- zum Lösungsanbieter, der alle Kundenbedürfnisse ganzheitlich im Fokus habe. So wolle Raiffeisen beispielsweise in Zusammenarbeit mit Partnern eine Wohneigentumsplattform aufbauen. «Das Banking wandelt sich», betonte Lachappelle. Es gelte, enorm veränderungsbereit zu sein, Prozesse zu digitalisieren und standardisieren, aktiv neue Technologien zu nutzen und sich als nachhaltige Genossenschaften konsequent zu differenzieren. Dazu gehöre insbesondere das Anlagegeschäft, in dem die Thurgauer Raiffeisenbanken mit gutem Beispiel vorangingen.