Gast-Kommentar

«Restriktive Geldpolitik bietet keine Überraschungen mehr»

«Restriktive Geldpolitik bietet keine Überraschungen mehr»
Lesezeit: 3 Minuten

Die Ausgangslage an den internationalen Börsen hat sich im ersten Semester 2022 stark verändert. Anlegerinnen und Anleger müssen die sich wandelnden Rahmenbedingen im Auge behalten. Was das bedeutet, erklärt Caroline Hilb Paraskevopoulos, Leiterin Anlagestrategie und Analyse der St.Galler Kantonalbank in ihrem Gastkommentar.

Im Fokus stehen aktuell die Auswirkungen der Geldpolitik sowie die Entwicklung der Energiepreise und wie sich dies auf die Konjunkturentwicklung auswirkt. Wir erwarten, dass die restriktivere Geldpolitik keine Überraschungen mehr bieten wird, der negative Einfluss der hohen Energiepreise andauert und sich die Konjunktur spürbar abkühlen wird.

Faktor 1: Restriktivere Geldpolitik ist keine Überraschung mehr

In der Geldpolitik sind Wendepunkte die grösste Belastung für die Finanzmärkte. Als die Fed, die EZB und die SNB ihren restriktiveren Kurs ankündigten, war dies darum ein Grund für sinkende Aktienmärkte. Vor allem die restriktivere Geldpolitik der Fed hat einen starken Einfluss. Allerdings ist es richtig, dass die Notenbanken in die Gänge gekommen sind und deutlich signalisieren, dass die gestiegene Inflation einen neuen geldpolitischen Kurs verlangt. Nach einer gewissen Anpassungsphase werden die Aktienmärkte mit den höheren Zinsen umgehen können. Entscheidender wird sein, dass sich die Unternehmen an die neue Ausgangslage anpassen können. Gerade für Schweizer Unternehmen bedeutet die neue SNB-Geldpolitik auch wieder einen stärkeren Franken, was zusammen mit den allgemein höheren Kosten eine Herausforderung darstellt.

Faktor 2: Negativer Einfluss der Energiepreise dauert noch an

Die wirtschaftlichen Sanktionen gegen Russland spielen sich in erster Linie im Rohstoffsektor ab. Als die Marktteilnehmenden deswegen eine Angebotslücke antizipierten, stiegen die Kosten für Öl oder Gas stark an. Bisher hat sich dieser Trend nicht verändert und diese höheren Kosten belasten die ganze Wirtschaft – Unternehmen und private Haushalte. Dies wird die Konjunkturentwicklung negativ beeinflussen. Aber gerade hier liegt die Chance: Wenn die Konjunktur schwächelt und die Nachfrage nach Energie und Rohstoffen nachlässt, werden auch die Preise sinken. Dieser Mechanismus zeigt sich bereits bei den Industriemetallen, deren Preise bereits stärker korrigiert haben. Allerdings gilt es herbei zu beachten, dass die Konjunktur zuerst sinken wird und erst dann die Rohwarenpreise. An den Märkten könnte dies nochmals für Unsicherheit sorgen.

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Faktor 3: Konjunktur wird sich spürbar abkühlen

2021 war von historisch einmaligen Wachstumsraten geprägt. Es war klar, dass sich dieser Effekt 2022 abschwächen würde. Mit dem Krieg in der Ukraine, den gestiegenen Energiekosten und der höheren Inflation wird sich dieser aber stärker zeigen. In den kommenden Monaten werden sich die Konjunkturdaten abschwächen. Die vorlaufenden Indikatoren signalisieren diesen Trend bereits, die Lage am Arbeitsmarkt wird dabei noch länger gut bleiben. Eine wirtschaftliche Abkühlung ist immer eine negative Meldung. Aber gerade die Aktienmärkte werden eine schwächere Wirtschaftsentwicklung brauchen, um eine Wiederbelebung und Verbesserung einpreisen zu können.

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