Rekordhohe Goldkäufe der Zentralbanken treiben Goldpreis an

Rekordhohe Goldkäufe der Zentralbanken treiben Goldpreis an
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Die weltweite Nachfrage nach Gold ist nach wie vor auf extrem hohem Niveau. Inklusive der Bewegungen auf dem Freiverkehrsmarkt stieg der Bedarf im ersten Quartal 2024 im Vorjahresvergleich um drei Prozent auf 1'238 Tonnen. Ohne Freiverkehrsmarkt gerechnet sank die Nachfrage um fünf Prozent auf 1'102 Tonnen. Laut dem aktuellen Bericht des World Gold Council (WGC) setzen die Zentralbanken ihre rekordhohen Goldkäufe fort. Gegenüber dem Vorjahr sind die Käufe im 1. Quartal nochmals leicht gestiegen, und zwar um ein Prozent auf 290 Tonnen. Die Nachfrage nach Barren und Münzen lag mit 312 Tonnen auf dem Niveau des Vorquartals, was einem Anstieg von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Text: pd

Laut WGC waren die Zukäufe der Notenbanken ein wichtiger Treiber für die Rallye des Goldpreises, der im März mehrmals in Folge Rekordmarken durchbrach. Die Abflüsse bei den Gold-ETFs wirken sich zwar negativ auf den Gesamtbedarf von Gold aus, doch vermögen sie die Bergfahrt des Goldpreises nicht zu bremsen. Der weltweite Bestand an börsengehandelten Goldfonds ging um 114 Tonnen zurück. Sowohl in Europa als auch in Nordamerika kam es zu vierteljährlichen Abflüssen, die durch Zuflüsse der in Asien notierten Produkte leicht ausgeglichen wurden. Bei den in den USA notierten Fonds kam es gegen Ende des Quartals zu einer positiven Entwicklung.

Ausgeprägter Bedarf nach Barren und Münzen in Asien

Der Bedarf nach Barren und Münzen verzeichnete im asiatischen Raum ein grosses Wachstum mit Spitzen in Hong Kong (+ 78 Prozent) und China (+68 Prozent). Im Jahr des Drachen kaufe die Chinesen gerne Gold. Hinzu kommt aber auch die serbelnde Wirtschaft, die durch den Niedergang des Immobilienkonzern Evergrande zusätzlich erschüttert wurde. Gold ist fast noch die einzig rentable Anlageform im Reich der Mitte. In Europa und den USA war der Bereich Barren und Münzen im ersten Quartal rückläufig.

In der Schweiz sank der Bedarf um 50 Prozent auf fünf Tonnen. Das ist das schwächste Quartal seit Aufzeichnung der Daten durch das World Gold Council. Laut Christian Brenner, CEO des Schweizer Edelmetallhändlers philoro, haben die Händler in letzter Zeit einen grossen Teil an Barren und Münzen angekauft, die im Markt bereits im Umlauf waren (Sekundärmarkt).

Deshalb seien viel weniger Neubestellungen gegenüber den Produzenten nötig gewesen. «Das World Gold Council misst nur den Bezug von Neuware», erklärt Brenner. philoro verzeichnet denn auch einen ausgeprägten Käufer-und-Verkäufer-Markt. Die Nachfrage ist aktuell sowohl im Ankauf, als auch im Verkauf sehr stark. Das Verhältnis An- zu Verkauf liegt üblicherweise bei 1:12. Das heisst, zwölf Kunden kaufen Gold und Silber, ein Kunde verkauft. Aktuell liegt das Verhältnis etwa bei 12:12.

  

Investitionen und Gewinnmitnahmen halten sich die Waage

«Es gibt viele Kunden, die jetzt von der Rallye beim Goldpreis profitieren. Gold ist als Krisenwährung aufgrund der aktuellen wirtschaftlich und geopolitisch unsicheren Lage stark gefragt», sagt Christian Brenner, CEO von philoro Schweiz. «Es gibt aber etwa gleich viele Kunden, die von Gewinnmitnahmen profitieren und verkaufen», so Brenner und ergänzt: «Wir dürfen zudem nicht vergessen, dass die Teuerung der letzten Monate dazu geführt hat, dass viele Leute nach Wegen suchen, um an liquide Mittel zu kommen.»

Dies deckt sich auch mit den Erkenntnissen aus der Altgold-Studie von philoro und der Universität St. Gallen (HSG) vom letzten Herbst. Gemäss der Studie haben mehr als die Hälfte der Schweizer (52 Prozent) in der Vergangenheit schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft. Unter den Gründen für den Verkauf steht «schnelles Geld» an erster Stelle.

 

Zunahme von über 40 Prozent beim Ankauf von Gold

Der Bereich «Ankauf» verzeichnete bei philoro im ersten Quartal 2024 gegenüber dem Vorjahresquartal eine Zunahme von 42 Prozent. Die gesamte Anzahl der Transaktionen (An- und Verkauf) ist im ersten Quartal im Vorjahresvergleich um fünf Prozent gestiegen. Beim Verkauf von Goldmünzen ist nach wie vor das Gold-Vreneli besonders beliebt, gefolgt vom Krügerrand. Bei den Gold-Barren waren die Stückelungen 100 Gramm, 250 Gramm und ein Kilogramm etwa gleichermassen gefragt. Bei Silber waren der Silber Philharmoniker und der 1-Kilo-Barren en vogue.

Der Schmucksektor entwickelte sich im ersten Quartal angesichts der Preisrallye gesund. Der weltweite Schmuckverbrauch lag mit 479 Tonnen nur zwei Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Schmuckproduktion stieg im Jahresvergleich um ein Prozent auf 535 Tonnen, was zu einem Bestandsaufbau von 56 Tonnen im Laufe des Quartals führte. Die Nachfrage nach Gold im Technologiesektor stieg im Jahresvergleich um zehn Prozent auf 79 Tonnen, da der KI-Boom die Nachfrage im Elektroniksektor ankurbelte.

  

Sinkende Minenproduktion bei stärkerem Gold-Recycling

Die Minenproduktion ist gegenüber dem Vorjahr um vier Prozent gestiegen auf 893 Tonnen. Vergleicht man aber mit dem vorausgehenden Quartal, so hat der Minenabbau um fünf Prozent abgenommen. Das Gold-Recycling ist im Vergleich zum Vorquartal aber um elf Prozent gestiegen und betrug im 1. Quartal 351 Tonnen. Das zeigt, dass die Edelmetallhändler in letzter Zeit viel Ware vom Sekundärmarkt angekauft haben.