St.Gallen

Plötzlich Bäuerin – von der Einsteigerin zur Insiderin

Plötzlich Bäuerin – von der Einsteigerin zur Insiderin
Foto: Michael Huwiler
Lesezeit: 3 Minuten

Am 29. Tag der Bäuerin an der OLMA standen Landwirtinnen im Mittelpunkt, die als Quereinsteigerinnen auf den Bauernhof kamen und viel Leidenschaft für ihre neue Aufgabe entwickelten. Die angeregte Diskussion am Donnerstag, 20. Oktober, zeigte: Die Rollen der Bäuerinnen sind verschieden und vielschichtig.

Für viele Frauen sei der Tag der Bäuerin ein Highlight im Jahreskalender und mit viel Freude verbunden, erklärte Isabella Schär vom Organisations-Team zum Auftakt der Veranstaltung. Die grosse Zahl der Teilnehmer zeige immer wieder aufs Neue, auf wie viel Interesse und Respekt die Arbeit der Bäuerinnen stosse. Das Thema lautete dieses Jahr: «Plötzlich Bäuerin – von der Einsteigerin zur Insiderin.» Moderiert wurden die Gespräche von Journalist Claudio Agustoni.

Einen Bauern kennengelernt

Auf dem Podium hatten drei Frauen Platz genommen. Sie erzählten, wie sie in der Landwirtschaft ihre Berufung fanden, ohne es geplant zu haben. Gabriella Caretta aus dem zürcherischen Kilchberg, Vanessa Gisler aus dem st.gallischen Rüeterswil und Madeleine Michel Spichtig vom Obwaldner Ramersberg standen mitten in ihrem Berufsleben, als sie einen Bauern kennenlernten und damit ein Landwirtschaftsbetrieb zum Zentrum ihrer täglichen Arbeit wurde. Sie packten die Herausforderung an und fanden ihre eigenständige Rolle auf dem Bauernhof.

«Bevor ich vor fünf Jahren meinen Mann kennenlernte, stand ich an einem ganz anderen Punkt im Leben. Ich war gelernte Sportartikelverkäuferin und Kauffrau, dachte an ein Leben in einem normalen Haus und stellte mir vor, mehrmals im Jahr in die Ferien zu fahren», schilderte Vanessa Gisler ihre früheren Zukunftspläne. Die dreifache Mutter führt zusammen mit ihrem Ehemann, einem studierten Agronomen, den Rinderweidehof seiner Eltern weiter. Im Stahl hätten vor allem ihr Mann und der Schwiegervater das Sagen. Hingegen lasse sie sich in ihrem Bereich, der Vermarktung der hofeigenen Produkte, nicht gerne dreinreden.

Ihr Mann habe sie auf Anhieb mit seiner Leidenschaft für die Landwirtschaft angesteckt, betonte die 25-Jährige. Inzwischen sei sie überzeugt, ihre Berufung gefunden zu haben. Die Arbeit auf einem Bauernhof sei zwar anstrengend und die Freizeit rar, doch mache es unglaublich viel Freude, täglich Neues hinzuzulernen.Ihr besonderes Anliegen ist es, den Menschen die Herkunft und Wertschätzung des Essens wieder nahezubringen. Dafür wirbt sie via App und auf Social-Media-Kanälen mit regelmässigen Beiträgen über das Leben und Arbeiten auf dem Hof.

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Die Herausforderungen gemeistert

Madeleine Michel Spichtig ist zwar auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, sah sich als junge Frau dennoch nicht als Bäuerin. Auch bei ihr kam es anders als gedacht: Die 37-jährige Landwirtin mit Meisterprüfung lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern auf einem Bio-Bauernhof mit Gemüseanbau und Rindviehhaltung. Ihr Mann arbeitet als Mechaniker mit einem 70-%-Pensum auswärts und ist auf dem Hof für die Futtergewinnung und die technischen Einrichtungen zuständig.

Sie betreut zusammen mit Mitarbeitern drei Selbsternte-Gärten und vermarktet ihre Produkte direkt ab Hof. Ihre Vision sei es, die strengen Strukturen von Produktion und Konsumation aufzuheben und mit den Selbsternte-Gärten ein solidarisches Aufteilen der Ernte anzustreben, erklärte sie. Ihre Arbeit empfinde sie als sehr vielseitig. «Die Herausforderungen auf einem Bio-Betrieb umzusetzen, macht mir viel Spass und Freude.»

Die 62-jährige Gabriella Caretta wuchs in der Stadt auf und studierte klassische Musik. Nichts deutete darauf hin, dass sie ihr künftiges Leben auf einem Bauernhof verbringen würde. «Das änderte sich, als ich mit 25 Jahren meinen Mann kennenlernte, einen Landwirt.» Heute ist das Stockengut in Kilchberg ihr Zuhause.

Sie und ihr Mann bewirtschaften zusammen mit 13 Angestellten den Gemeindebetrieb, zu dem Mutterkühe, Legehennen, eine Pferdepension, Obst- und Ackerbau sowie frische Christbäume gehören. «Als ausgebildete Musikpädagogin und Bäuerin versuche ich stets, zwischen mehreren Sachen zu jonglieren», betonte sie. Für sie sei es ein riesiges Glück, in zwei Bereichen tätig zu sein.

Ohne die Bäuerinnen stünde vieles still

In der Diskussion mit dem Publikum drehte sich eine der Fragen um die verschiedenen Anforderungen, die an eine Bäuerin gestellt werden. «Es sind Betriebsleiterinnen eines Familienunternehmens. Ohne sie würde vieles still stehen. Auf die vielseitigen Leistungen, die sie erbringen, darf jede Bäuerin stolz sein», brachte es eine Votantin auf den Punkt.

Die Schilderungen der drei Quereinsteigerinnen hätten gezeigt, dass von den Frauen auf den Höfen viele Innovationen ausgehen würden, betonte Lea Caterina Broder, Mitglied des Organisations-Teams, zum Abschluss. Das Echo vom Älplispitz gestaltete die musikalische Umrahmung.

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