Ob Zellweger vor Gericht kommt, ist immer noch offen
Die Nachricht verbreitete sich vor gut einem Jahr wie ein Lauffeuer: Der Präsident der Gemeinde Berneck war in Untersuchungshaft genommen worden. Die Gründe für die Festnahme standen nicht im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeiten von Andreas Zellweger. Schliesslich – einen Monat nach seiner Festnahme – ging der heute 54-Jährige selber in die Offensive, «um weiteren Gerüchten vorzubeugen». Über ein Kommunikationsbüro liess der Familienvater mitteilen, dass wegen Verstössen im Bereich der Internet-Pornographie gegen ihn ermittelt werde – das böse Wort «Kinderpornographie» wurde vermieden. Nochmals einen Monat später meldet dann die Gemeinde: Ihr Präsident sei aus der Untersuchungshaft entlassen und trete vorzeitig zurück.
Seither herrscht Funkstille: Es gibt keine Informationen mehr, auch nicht auf Nachfrage sowohl des «Tagblatts» wie auch des LEADERs bei der St.Galler Staatsanwaltschaft. Männiglich fragt sich aber: Weshalb liegen noch immer keine Resultate auf dem Tisch? Läuft die Untersuchung noch? Oder wurde sie klammheimlich eingestellt? Will die Staatsanwaltschaft St.Gallen gar etwas verbergen?
Roman Dobler, Medienbeauftragter der St.Galler Staatsanwaltschaft, bestätigt auf wiederholte Anfrage immerhin: «Die Untersuchung läuft noch.» Sobald die Untersuchung abgeschlossen und ein Entscheid für oder gegen eine Anklage gefällt sei, werde dies kommuniziert. Wann damit zu rechnen ist, lässt er offen. Ein bis zwei Jahre gälten als normale Verfahrensdauer. Ein Grund für dermassen lange Untersuchungen könne laut Dobler im Allgemeinen sein, «dass im Ausland rechtshilfeweise Beweise erhoben werden müssen». Daraus könnte man schlussfolgern, dass auch im Fall Zellweger ausserhalb der Schweizer Grenzen weitere Beweise für seine Untaten gesucht würden.
Thomas Hansjakob, Erster Staatsanwalt des Kantons St.Gallen, hatte bereits vor einem Jahr gegenüber dem «Tagblatt» festgehalten: «Das Untersuchungsverfahren der Staatsanwaltschaft ist geheim, das Gerichtsverfahren ist öffentlich.» Wann dieses stattfindet, steht also weiterhin in den Sternen. Wir bleiben dran.