Mut zur Wandlungsbereitschaft

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Mit der Begrüssung durch den Regierungspräsidenten Stefan Kölliker und der Verleihung des Preises der Rheintaler Wirtschaft an Bettina Fleisch, CEO der Säntis Packaging AG, startete das Jubiläums-Wirtschaftsforum am Freitag in Widnau.
Die durch steten Wandel geprägte Erfolgsgeschichte der Säntis Packaging AG nahm ETH-Professor Lino Guzzella in seinem Referat auf und erklärte, dass der Wandel nicht nur in der Industrie Einzug hält, sondern über alle Branchen weitergehe und früher oder später alles automatisiert werde, was sich automatisieren liesse. Von der zunehmenden Automatisierung seien aber heute nicht mehr nur die Produktionsmitarbeiter, sondern zunehmend auch die White-Collar-Worker betroffen. Wie während der Industrialisierung auch, würden in diesem Prozess nicht nur Arbeitsplätze verloren gehen, sondern auch zahlreiche neue entstehen. Was jedoch nötig sei, sei Mut zur Wandlungsbereitschaft. Dazu brauche es die klügsten Köpfe und eine noch bessere Fehlerkultur.
Alles andere als gewöhnlich
Bei Magdalena Martullo-Blocher von der Ems-Chemie stand das «unmögliche Unternehmen», das alles andere als gewöhnlich sein müsse, im Zentrum. Der Erfolg der Ems-Chemie rühre daher, dass sie vieles anders machen würden und laufend neue Verbesserungen in allen Bereichen fordern. Martullo-Blocher erwähnte in diesem Zusammenhang, dass der Mut wegzulassen genauso wichtig sei wie der Mut, Neues anzugehen. Bei der Ems-Chemie konzentrierten sie ihre Kräfte und Mittel auf ihre Stärken und liessen gleichzeitig alles andere konsequent weg. «Jedes Erdbeben», so Martullo-Blocher, Unternehmerin und Nationalrätin, «legt eine Goldader frei – man muss diese nur sehen und bereit sein, ins Risiko zu gehen.»
Nicht der «süssen Ohnmacht» hingeben
Risiko kennt auch Joachim Gauck, alt Bundespräsident, der am Forum ein feuriges Bekenntnis für die Demokratie ablegte. Die direkte Demokratie, wie sie die Schweiz seit Jahrhunderten kenne, funktioniere aber in grossen Staaten wie Deutschland nicht. Trotzdem sei es wichtig, dass der Einzelne Verantwortung für den Staat übernehme und sich nicht der «süssen Ohnmacht» hingebe, sich alle Entscheide abnehmen zu lassen. In der DDR habe man zwar auch viel gearbeitet, aber man sei eben nicht mehr innovativ gewesen, sondern hätte sich leiten lassen. Heute sei in vielen Bereichen eine Mutlosigkeit gegenüber der Freiheit zu erkennen, die rechtes Gedankengut fördere und die «gute alte Zeit» herbeisehne. Joachim Gaucks Worte wurden mit lang anhaltendem Applaus verdankt.