St.Gallen

IHK sieht Handlungsbedarf bei St.Galler Strategie

IHK sieht Handlungsbedarf bei St.Galler Strategie
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Mit der Schwerpunktplanung 2021-31 präsentiert die Regierung die strategischen Ziele ihrer Staatstätigkeit für die nächsten zehn Jahre. Die IHK St.Gallen-Appenzell begrüsst die kommunikativ ansprechende Neuauflage, ortet aber inhaltlich Verbesserungspotenzial.

Alle vier Jahre erarbeitet die Regierung des Kantons St.Gallen eine Schwerpunktplanung. Diese enthält die Entwicklungsziele des Kantons sowie die Strategien zu deren Erreichung. Somit ist sie eine zentrale Planungsgrundlage für die zukünftige Entwicklung St.Gallens. Die aktuelle Fassung gilt für den Zeitraum 2021-31 und wird im September durch den Kantonsrat zur Kenntnis genommen.

Die Schwerpunktplanung wird kommunikativ ansprechend auf der Website www.schwerpunktplanung.sg.ch präsentiert, was begrüssenswert ist. Inhaltlich erwartet die IHK von diesem entscheidenden Instrument für die Zukunftsgestaltung der Ostschweiz aber eine stärkere strategische Fokussierung mit klaren Prioritäten sowie die Definition von messbaren Kriterien, mit denen die formulierten Ziele überprüft werden können.

Geringer strategischer Fokus

Gemäss der Absicht der Regierung wird mit der Schwerpunktplanung 2021-31 angestrebt, einen hohen strategischen Fokus zu erreichen. Dies gelingt nur bedingt: So umfasst die Schwerpunktplanung fünf strategische Ziele, aber auch 38 Strategien zu deren Umsetzung. Diese Strategien umfassen dabei eine weite Bandbreite staatspolitischer Aufgaben. Vertreten sind beinahe alle Aufgaben des Kantons, von Sozial-, Wirtschafts- oder Gesundheitspolitik über die Public Governance bis hin zur Bewältigung von gesellschaftlichen Trends wie der Digitalisierung und dem Klimawandel.

Es ist nicht negativ, dass eine weite Bandbreite von Themen angegangen werden soll. Damit bleibt jedoch unklar, was die strategischen Prioritäten der Regierung sind.

Unzufriedenstellende Prioritätensetzung

Obschon die Schwerpunktplanung einen umfassenden Charakter hat, sind aus Sicht der IHK zentrale strategische Eckpfeiler für eine positive Entwicklung des Kantons unterrepräsentiert. Klar definierte Handlungsfelder könnten helfen, das Profil der Strategie zu schärfen. Beispielsweise sind sowohl dem Bildungsbereich wie auch der Mobilität keine eigentlichen Ziele zugeordnet, sondern lediglich vereinzelte Strategien. Diese Felder sind jedoch entscheidend für die zukünftige Entwicklung des Kantons.

 

Unklare Kostenwirkung

Weiter wird nicht kommuniziert, was die Erreichung dieser Ziele den Kanton und letztlich die Steuerzahler kosten wird. Politische Ressourcen sind begrenzt. Zwar ist zu begrüssen, dass die Regierung mit der Schwerpunktplanung eine Priorisierungshilfe für die Mittelallokation des notwendigen Entlastungspakets «Haushaltsgleichgewicht 2022plus» anstrebt.

Mit der äusserst umfangreichen Zielsetzung der Regierung ist aber zu erwarten, dass entweder mehr Mittel notwendig sein werden oder dass es zu Zielkonflikten kommen wird. Eine vorgängige Kosten-Nutzen-Analyse wäre für eine zentrale strategische Grundlage des Kantons begrüssenswert.

Keine Überprüfung möglich

Erschwerend kommt hinzu, dass gemäss den Aussagen der Regierungsbotschaft keine eigentliche Messung der Zielerreichung möglich sei. Ein regelmässiges Überprüfen der Ziele sollte jedoch Kernbestandteil eines Strategieprozesses sein. Ansonsten lässt sich schwer feststellen, ob die deklarierten Ziele auch tatsächlich erreicht wurden. So lässt sich aus öffentlicher Sicht beispielsweise auch nur schwer feststellen, inwiefern die Ziele der letzten Schwerpunktplanung (2017-27) erreicht wurden.

Für eine wichtige strategische Grundlage wäre anzustreben, dass diese in einem laufenden Prozess auf deren Umsetzung überprüft wird – respektive dass diese Überprüfung auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird.

Überdenken notwendig

Insgesamt bildet die Schwerpunktplanung ein geeignetes Mittel, um die strategische Stossrichtung des Kantons vorzugeben. Es ist erfreulich, dass damit über die Legislaturperiode hinaus dem Kanton eine strategische Richtung vorgegeben werden soll. Allerdings kann dies aus Sicht der IHK nur schwer gelingen, wenn die Strategie zu umfassend ist und deren Umsetzung nicht laufend kritisch überprüft wird.

In Bezug auf die skizzierten Punkte erwartet die IHK daher, dass sie bei der nächsten Auflage der Schwerpunktplanung mehr Beachtung finden.

Auf dem Bild von links: Regierungsrat Fredy Fässler, Regierungsrätin Susanne Hartmann, Regierungsrat Stefan Kölliker, Regierungsrat Bruno Damann, Regierungspräsident Marc Mächler, Regierungsrätin Laura Bucher, Staatssekretär Benedikt van Spyk, Regierungsrat Beat Tinner

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