St.Gallen

«Gutes Management achtet Nachhaltigkeit»

«Gutes Management achtet Nachhaltigkeit»
Lesezeit: 3 Minuten

Die intelligente Verknüpfung von wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Wertschöpfung macht Unternehmen zukunftsfähig. Dieses Fazit zieht der 14. Unternehmensspiegel der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Die Integration der Nachhaltigkeits-Dimensionen sei aber eine Herausforderung für das Management, fanden die eingeladenen Unternehmer am Mittwochabend im St.Galler Pfalzkeller.

Text: Michael Breu

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In der Wirtschaft sei das Thema Nachhaltigkeit «der grosse Megatrend», sagte Marion Pester, Leiterin des Departements Wirtschaft an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, einleitend. Dabei habe man schon im 12. Jahrhundert mit der Bezeichnung «Ehrbarer Kaufmann» an das «Verantwortungsbewusstsein für das eigene Unternehmen, für die Gesellschaft und für die Umwelt» appelliert.

In diesem Sinne habe die Wirtschaft schon in ihrer Frühphase nachhaltig gehandelt. Stefan Nertinger, Professor am Institut für Strategie und Marketing an der OST, betonte in seinem Fachinput, dass der Begriff Nachhaltigkeit nach den 1970er-Jahren an Bedeutung gewonnen habe und heute höchste Priorität einfordere: «Gutes Management beachtet die Grundsätze der Nachhaltigkeit», sagte OST-Professor Nertinger. «Der Druck der Stakeholder steigt: Markt, Konkurrenten, Regulierung, Gesellschaft – alle fordern Nachhaltigkeit ein.»

Aufwand zahlt sich aus

Für 54 Prozent der Schweizer KMU-Unternehmen stehe der schonende Umgang mit Ressourcen im Fokus der Nachhaltigkeits-Strategie. 43 Prozent der Befragten gäben in einer vom Versicherer AXA durchgeführten Studie zudem an, dass eine Nachhaltigkeits-Strategie die Grundwerte des Unternehmens widerspiegle.

Aber 15 Prozent aller Befragten erklärten, sie sähen keinen Grund, die Nachhaltigkeitskriterien in der Firma zu verankern. Die meisten begründeten dies mit dem bürokratischen Aufwand und fehlenden Ressourcen. Die Integration der Nachhaltigkeits-Dimensionen sei zwar eine Herausforderung für das Management, es zahle sich aber aus: «Um Wettbewerbsvorteile aus dieser Entwicklung zu generieren, ist ein strategischer Ansatz erforderlich, der weiter geht als Kommunikation und Compliance», so Nertinger.

  

Privatkunden setzen auf Naturstrom

Im Gespräch mit Andreas Löhrer, Professor am Institut für Finance und Law, erläuterten anschliessend fünf Unternehmer ihre Erfahrungen mit der Implementierung der Nachhaltigkeitsstrategie. «Nachhaltigkeit steckt bei uns schon im Produkt», sagte Urs Lichtensteiger, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei. Die ökologische Herkunft der Rohstoffe sei mit verschiedenen Zertifikaten (Bio, Culinarium, ProCert) belegt, die Mitarbeiter würden gezielt geschult.

Auch Adriano Tramèr, Mitglied der Geschäftsleitung der St.Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke (SAK), betonte, dass die ökologische Geschäftsführung schon immer zu den zentralen Unternehmenswerten der SAK gehörte. «Das Wasserkraftwerk Kubel nahm im Oktober 1900 seinen Betrieb auf und gilt heute noch als Herzstück der SAK-Stromproduktion», so Tramèr. Während die Geschäftskunden erst langsam vom günstigeren Graustrom umstiegen, bezögen bereits 92 Prozent der Privatkunden Naturstrom.

Keine Verluste bei der Lebensmittelproduktion

Über 70 Prozent der globalen Getreideernte werde mit Mühlen des Uzwiler Maschinenbauers Bühler verarbeitet. «Da haben wir eine grosse Verantwortung», sagte Stefan Prockl, Projektmanager Environmental Quantification bei Bühler, am Unternehmensspiegel.

«Aktuell gehen 30 Prozent aller Lebensmittel verloren oder landen im Abfall – zusammen mit der Energie, die in ihnen enthalten ist. Gemeinsam mit unseren Kunden arbeiten wir daran, den Energieverbrauch in der Lebensmittelproduktion um 50 Prozent zu senken.»

Mit Gamification zu mehr Nachhaltigkeit

Verglichen zu Bühler kann das noch junge Unternehmen DSE systems AG kaum Einfluss nehmen auf seine Lieferketten. Als Betonverarbeiter gehört es zudem zu der umweltschädlichsten Branche. Trotzdem steht die Nachhaltigkeit hoch im Kurs: «Mit Fertigelementen sparen wir viel Beton und Stahl ein.»

An einem Beispiel aus Zürich erläuterte Alexander Beck, Co-Geschäftsführer der DSE systems AG, dass man rund 35 Prozent der Treibhausgasemission reduzieren konnte – «das entspricht dem Jahresverbrauch von zwölf Einfamilienhaus-Gasheizungen».

Eine App für das «Smart Home Energy Management» hat Lucas Senn von der Moost AG mitentwickelt. «Um die Nachhaltigkeit weiter voranzutreiben, setzen wir auf Gamification», so Senn. Dazu gehöre beispielsweise ein Ranking, wo jeder Benutzer sehen könne, wie er im Vergleich zu anderen Nutzern abschneide. So könne man die Nachhaltigkeit spielerisch vorantreiben.

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Für eine enkeltaugliche Welt

Nachhaltigkeit – die intelligente Verknüpfung von wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Wertschöpfung – sei oft ein abstrakt verwendeter Begriff, sagte Johannes Holdener, Vorsitzender der Bankleitung der Raiffeisen St.Gallen, in seinem Schlusswort. «Wir brauchen eine enkeltaugliche Welt, eine Welt, die wir ohne schlechtes Gewissen an die nächste Generation weitergeben können.»

Der 15. Unternehmensspiegel findet am 28. Februar 2024 in St.Gallen und am 13. März 2024 in Teufen statt.

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