Durchatmen dank Exportwachstum

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Gemäss der neuesten Konjunkturumfrage setzt die Ostschweizer Industrie den Weg der sanften Erholung fort. Dazu trägt in erster Linie das Exportwachstum in die Eurozone bei. Die Bauwirtschaft ist mit der Entwicklung der Geschäfte zufrieden. Hingegen haben die Detailhändler erneut weniger in der Kasse.

Die grundsätzlich erfreulichen Nachrichten aus der Ostschweizer Wirtschaft erstaunen vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Entwicklung. So hat das Wirtschaftswachstum im Euroraum an Schwung verloren. Nach 0.6% Wachstum im ersten Quartal hat es sich im zweiten Vierteljahr auf 0.3% im Vergleich zum Vorquartal halbiert. Auf dieses Ergebnis hat die wachstumsdämpfende Wirkung des Brexit-Votums im zweiten Quartal noch kaum Einfluss gehabt. Sehr stark an Dynamik eingebüsst hat die Konjunktur in Frankreich, nicht zuletzt wegen der vielen Streiks gegen die Arbeitsmarktpolitik der Regierung. In Deutschland ist die Stimmung etwas schlechter geworden. Unterstützend wirken hingegen der schwache Euro und der starke private Konsum.

Die USA befinden sich unterdessen im siebten Jahr des Aufschwungs. Dennoch hat die Wirtschaft nicht zur gewohnten Dynamik zurückgefunden. In den letzten drei Quartalen wuchs das BIP nur um rund 1%. Der private Konsum wirkt zwar unterstützend, aber der entscheidende Bremsfaktor sind die Investitionen der Unternehmen - die Basis für ein nachhaltiges Wachstum. Weil die Konjunktur einfach nicht in die Gänge kommen will, sind auch die angekündigten Zinserhöhungsschritte vorerst auf Eis gelegt. Zudem schwächt sich das Wirtschaftswachstum in China ab und die grossen Schwellenländer Brasilien und Russland stecken in einer Rezession. Der Ausblick für die Weltwirtschaft ist allerdings etwas besser geworden. Insbesondere die Industrieumfragen im asiatischen Raum deuten auf eine Erholung hin.

Exportwirtschaft zeigt Stärke

Die Exporte der Ostschweiz haben im ersten Halbjahr positiv überrascht, vermochten sie doch um 3.7% zuzulegen. Während die Ausfuhren der Schweiz nur dank der Chemie- und Pharmabranche ins Plus drehten, ist das hiesige Wachstum breit abgestützt. Mehr ins Ausland geliefert wurden Apparate der Elektroindustrie/Elektronik,  Präzisionsinstrumente,  Nahrungs- und Genussmittel, Metalle und Maschinen. Besonders wichtig und entgegen dem Schweizer Trend (-0.7%) verzeichnen Maschinen und Elektronik gesamthaft ein Plus von 3.2%. Nur Textilien/Bekleidung, Papier/grafische Erzeugnisse und Fahrzeuge konnten weniger absetzen als in der Vorjahresperiode. Auffallend ist die Wende der Ausfuhren in die Eurozone, konnten sie doch im ersten Halbjahr 2016 um rund 10% zulegen, während sie in der Vorjahresperiode noch um denselben Wert gesunken waren. Nach Ländern betrachtet lief es für die Ostschweizer Exporteure in die wichtigsten Kundenländer Deutschland und die USA besonders gut.

Im Ostschweizer Maschinenbau hat sich die Aufschwungsdynamik verstärkt. Die Produktion konnte erhöht werden, die Ertragslage hat sich verbessert und die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland sind angewachsen. Die Auslastung der Produktionskapazitäten ist auf 89% gestiegen, so dass bei gewissen Firmen und Bereichen Kapazitätsengpässe nicht mehr auszuschliessen sind. Auch der Ausblick der Maschinenbauer versprüht Zuversicht.

In der Kunststoff- und Chemiebranche dominieren ebenfalls freundlichere Töne, auch wenn die Erwartungen von Vorsicht geprägt sind. In der Metallindustrie haben sich einige Konjunkturindikatoren aufgehellt, aber die Geschäftslage ist nach wie vor für einen grossen Teil der Firmen unbefriedigend und die Risiken eines erneuten Rückfalls werden als hoch eingestuft. Trotz guten Exportzahlen lässt eine breit abgestützte Erholung in der Elektrotechnik auf sich warten. Noch kaum Spuren einer Verbesserung sind in der Textil- und in der Druck- und Verlagsindustrie auszumachen.

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Detailhandel bleibt im Minus

Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage im Juli lassen keine Verbesserung im Ostschweizer Detailhandel erkennen.  Die nominalen und realen Umsätze im Detailhandel befinden nach wie vor im Rückwärtsgang. Dabei haben sowohl die Detailhändler mit Nahrungsmitteln als auch der Nicht-Nahrungsmittelsektor weniger in der Kasse. Sinkender Umsatz und tiefere Kundenfrequenz machen sich in einer schlechteren Ertragslage bemerkbar. Die noch im letzten Quartal gehegten Hoffnungen auf bessere Zeiten haben einer gewissen Ernüchterung Platz gemacht. Der Ostschweizer Detailhandel erwartet im kommenden Quartal eine Stagnation der Umsätze auf dem derzeitigen Niveau. 

Obwohl sich die Bautätigkeit nur knapp auf den Niveau des Vorquartals halten konnte, beurteilen 45% der Baumeister die Geschäftslage als gut und nur 7% als schlecht. Die Ertragslage hat sich stabilisiert und der Auftragsbestand wird zunehmend als gut bewertet. Im Tiefbau und im Ausbaugewerbe haben sich die Geschäfte im letzten Quartal besser entwickelt als im Hochbau. Im Ausbaugewerbe sind die technischen als auch personelle Kapazitäten knapper geworden. Ein beachtlicher Anteil von 26% stellt einen Mangel an benötigten Arbeitskräften fest. Im Bauhauptgewerbe wird für die kommenden Monate ein etwas tieferer Umsatz erwartet, nicht zuletzt als Folge einer weiterhin sinkenden Preistendenz. Zuversichtlicher fällt der Ausblick im Ausbaugewerbe aus, wo eine leicht steigende Nachfrage und eine Verbesserung der Ertragslage erwartet werden.

Im Februar dieses Jahres hat der Ostschweizer Konjunkturindex den Minus-Bereich verlassen und steigt seither mit kleinen Schritten nach oben. Die Erwartungen der Ostschweizer Unternehmen haben sich als verlässlicher Indikator bestätigt, stiegen sie doch bereits im Herbst 2015 stark an und schwanken seither nur noch wenig um dieses Niveau. Der Anstieg des Konjunkturindex ist deshalb der Beurteilung der Geschäftslage zu verdanken, die sich kontinuierlich verbessert hat. Betrachtet man die einzelnen Sektoren des Konjunkturindex, hat sich der Teilindex für die Bauwirtschaft am besten entwickelt, was auch mit saisonalen Gründen zu tun hat. Der Teilindex für die Industrie hat sich im Vergleich zum Vorquartal leicht verbessert, während der Teilindex für den Detailhandel erneut gesunken ist.