Boomregion Wil

Das Jahrhundertprojekt Wil West

Das Jahrhundertprojekt Wil West
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Im Dreieck zwischen Wil, Münchwilen und Sirnach sollen bis zu 3000 Arbeitsplätze angesiedelt werden. 2024 sollen die ersten Baumaschinen auffahren, 2027 der neue Autobahnanschluss kommen. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Es ist das mit Abstand umfangreichste Bauvorhaben, das in der Region Wil aktuell geplant wird: Ein neuer Autobahnanschluss, zwei neue Bahnhaltestellen, eine neue Strasse über das Areal westlich von Wil und eine sogenannte Netzergänzung Nord entlang von Bronschhofen gehören dazu. Eine zusätzliche Buslinie sowie separate Velo- und Fusswege sind ebenfalls in Vorbereitung. Dies alles gehört zu Wil West. Zwischen 2000 und 3000 Arbeitsplätze sollen auf dem heute noch grünen Gebiet zwischen Wil, Münchwilen und Sirnach angesiedelt werden – Industrie, Gewerbe, Dienstleistung und öffentliche Nutzung in einer ausgewogenen Balance.

Die Gesamtkosten für die Infrastrukturvorhaben Wil West belaufen sich auf rund 200 Millionen Franken.

Bund beteiligt sich mit 37 Millionen

In der Charta Wil West haben die Kantone Thurgau und St.Gallen sowie die 23 Gemeinden der Regio Wil 2018 gemeinsame Ziele für die Standortentwicklung Wil West festgelegt. Durch diese einzigartige Zusammenarbeit wird das Projekt zu einer nationalen Referenz für eine funktionierende interkantonale, regionale und zwischengemeindliche Zusammenarbeit.

Mit 37 Millionen Franken und einem Mitfinanzierungsanteil von 35 Prozent beteiligt sich der Bund an der Umsetzung der rund 20 Massnahmen des Agglomerationsprogramms Wil dritter Generation. Die grössten mitfinanzierten Einzelprojekte sind die Verkehrserschliessung der Gebietsentwicklung Wil West, die flankierenden Massnahmen in der Stadt Wil sowie die Vorhaben beim Fuss- und Veloverkehr. Die Gesamtkosten für die Infrastrukturvorhaben Wil West ohne die flankierenden Massnahmen belaufen sich auf 150 bis 180 Millionen Franken. Die Realisierung der flankierenden Massnahmen, die in direktem Zusammenhang mit dem Gesamtvorhaben Wil West stehen, wird auf 30 bis 40 Millionen Franken geschätzt.

Verdichten statt zersiedeln

Der geplante Wirtschaftsstandort Wil West ist für die Region von grosser Bedeutung. Anstelle von neuen Arbeitszonen an verschiedenen Standorten soll an geeigneter, regional abgestimmter Lage eingezont werden. Wil West liegt im Zentrum der beiden Achsen Zürich-St.Gallen und Toggenburg-Bodensee, direkt an der Autobahn und an wichtigen ÖV-Verbindungen. Hier sollen Flächen für lokale Unternehmen und die Neuansiedlung nationaler und internationaler Betriebe mit hoher Arbeitsplatzdichte bereitgestellt werden. Grünflächen und Parkanlagen sorgen für attraktive Aufenthalts- und Erholungsmöglichkeiten sowie den ökologischen Ausgleich. Zudem wird das Vorhaben eingebettet in übergeordnete Verkehrsmassnahmen, sodass die Situation sowohl für die Verkehrsteilnehmer wie auch die Anstösser in der Agglomeration Wil verbessert werden kann.

«Mit Wil West werden eher verborgene Qualitäten unserer Region in kompakter Form für viele Menschen sichtbar», ist Lucas Keel, Präsident der Regio Wil und Gemeindepräsident von Uzwil, überzeugt. «Dass die Gemeinden der Region Wil zugunsten von Wil West auf lokale Entwicklungspläne verzichten, ist ein starkes Zeichen.» Nadja Stricker, Gemeindepräsidentin von Münchwilen, und Kurt Baumann, Gemeindepräsident von Sirnach, unterstrichen diese Aussage: Wil West werte die umliegenden Gemeinden auf, da sie vom Verkehr entlastet würden. Ausserdem werde das Selbstbewusstsein der ganzen Region gestärkt.

 

St.Gallen und Thurgau ziehen am gleichen Strick

Planungsrechtliche Grundlage für die Arealentwicklung ist eine kantonale Nutzungszone (KNZ). Über diesen kantonalen Erlass wird festgelegt, wie das rund 33 Hektaren grosse Areal genutzt, gestaltet, erschlossen und bebaut werden kann. Die Gemeindeversammlungen von Münchwilen und Sirnach hatten dieses Vorgehen 2016 beim Kanton beantragt. «Das vorliegende Planungsinstrument ist das grundeigentümerverbindliche Resultat eines umfassenden Planungsprozesses, der mit der Testplanung im Jahr 2010 begann. Verschiedene Teilprojekte wie beispielsweise die Verkehrsplanung oder das Richtprojekt für ortsbauliche Belange zeigen die Komplexität des Vorhabens auf«, betont Dr. Andrea Näf-Clasen, Chefin des Thurgauer Amts für Raumentwicklung. David Gallati, Projektleiter KNZ im gleichen Amt, ergänzt, dass die Planung weit mehr als ein Gewerbegebiet umfasse. Die sorgfältige Einpassung des Planungsgebiets vor den Toren der Stadt Wil sei ebenso berücksichtigt worden wie attraktive Freiflächen, ökologische Aufwertungen, die Energieeffizienz und das klimaangepasste Bauen.

Das Projekt wird zu einer nationalen Referenz für interkantonale, regionale und zwischengemeindliche Zusammenarbeit.

Der St.Galler Kantonsrat wird darüber befinden, ob er als Grundeigentümer mit einem Sonderkredit sein Areal Wil West – notabene auf dem Gemeindegebiet der Thurgauer Gemeinde Münchwilen gelegen – erschliessen, vermarkten und betrieben will. Weil die Höhe des Kredits dem obligatorischen Finanzreferendum unterliegt, wird sich die Stimmbevölkerung ebenfalls noch dazu äussern können. Der Grosse Rat des Kantons Thurgau hat in Form eines Netzbeschlusses zu entscheiden, ob er als Standortkanton die zentrale Infrastruktur bereitstellen möchte. Dazu gehören neben den separat geführten Fuss- und Radwegen auch die 550 Meter lange Dreibrunnenallee – ein zentrales Element von Wil West.

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Anstelle von neuen Arbeitszonen an verschiedenen Standorten soll an regional abgestimmter Lage eingezont werden.

2024 sollen die Bagger auffahren

Mitte September 2021 endet das öffentliche Mitwirkungsverfahren Kantonale Nutzungszone (KNZ); bis Ende 2022 soll in St.Gallen über den Sonderkredit Arealentwicklung (Kantonsrat und Volksabstimmung) und im Thurgau über den Netzbeschluss Dreibrunnenallee (Grosser Rat) abgestimmt werden. Ebenfalls ab Mitte 2022 sollen die Bewilligungsverfahren für die Dreibrunnenallee inkl. Neugestaltung Zürcher-/Wilerstrasse (TG), Fuss- und Velowege, Verlegung Hochspannungsleitung, Trassee und Haltestelle FW-Bahn, Autobahnanschluss Wil West, Netzergänzung Nord und die Kantonale Nutzungszone (KNZ) gestartet werden.

Zum jetzigen Zeitpunkt gehen die drei Projektpartner Kanton St.Gallen, Kanton Thurgau und die Regio Wil davon aus, dass ab dem Jahr 2024 die Bagger auffahren und mit der Realisierung Zürcherstrasse West (TG), der Verlegung der Hochspannungsleitung, der Verlegung der Frauenfeld-Wil-Bahn sowie der Realisierung Frauenfeld-Wil-Bahn-Haltestelle Wil West erste sichtbare Bauarbeiten stattfinden. Ab 2026 sollen die Dreibrunnenallee und die Fuss- und Velowege realisiert werden, ab 2027 dann der Autobahnanschluss Wil West und die Netzergänzung Nord. Zuguterletzt sollen ab 2029 die flankierenden Massnahmen an der Zürcherstrasse Ost, an der Bronschhofenstrasse und an der Hubstrasse angegangen werden.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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