Betroffenheit: das Mass aller Dinge
 
Eine höhere Stimmbeteiligung ist ein Indikator, dass sich mehr Stimmbürger persönlich angesprochen fühlten und die «Unbill» einer Teilnahme an der Abstimmung auf sich nahmen. Dies in der Erwartung, persönliche Vorteile zu erzielen.
Nötige Mobilisierung
Dieses Mal waren es die Eigenheimbesitzer, die sich aufgefordert fühlten, möglichst vollzählig zur «demokratischen Ausmarchung» anzutreten. Am 3. März 2024 waren es die heutigen und die zukünftigen Rentner. Mit einer Stimmbeteiligung von über 58 Prozent sagte eine etwa gleich grosse Mehrheit Ja zu einer 13. AHV-Rente. Wenngleich sich ältere Menschen traditionell häufiger an Abstimmungen und Wahlen beteiligen als jüngere, scheint auch bei der 13. AHV-Rente die Betroffenheit sowie die Aussicht auf eine zukünftige, individuelle Besserstellung zur entscheidenden Mobilisierung beigetragen zu haben.
Betroffenheitsdemokratie
Wir leben folglich in einer «Betroffenheitsdemokratie», bei der Erfolge erzielt werden, wenn unregelmässig oder selten abstimmende Personen mobilisiert werden können. Diesen Effekt hatten die Wahl- und Abstimmungsforscher jüngst unterschätzt, zeigten ihre Prognosen doch in die falsche Richtung.
Es wäre schön, wenn an Abstimmungen 100 Prozent der Stimmberechtigten teilnehmen würden. Beispielsweise, wenn es um das wichtige Thema der Bilateralen III geht. Alsdann müsste nicht mehr über eine mangelnde Mobilisierung diskutiert werden. Dieser demokratische Traum dürfte aber leider ein Traum bleiben.
Text: Sven Bradke
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
