Thurgau

Wie man die Kraft der Natur nutzt

Wie man die Kraft der Natur nutzt
Andy Suter
Lesezeit: 4 Minuten

Am 1. Januar 1923 eröffnete der Naturheilkunde Pionier Alfred Vogel sein erstes Reformhaus in Basel. Heute, 100 Jahre später, gehört die A.Vogel AG mit Sitz in Roggwil zu den führenden Herstellern von Arzneimitteln aus frisch geernteten Pflanzen und vertreibt diese in 25 Ländern.

Nicht nur im Heimmarkt Schweiz, sondern auch international ist die Gesundheitsmarke A.Vogel mit dem markanten grünen Logo heute in vielen Ländern präsent. Das liegt nicht zuletzt an der klaren Vision, die Firmengründer Alfred Vogel (1902 – 1996) hatte und die bis heute Bestand hat: Vogel war überzeugt von einer Lebens- und Heilweise, die sich an der Natur orientiert. Dazu gehört seiner Ansicht nach neben einer gesunden und ausgewogenen Ernährung auch der Einsatz von pflanzlichen Präparaten zur Prävention und Behandlung von (allgemein behandelbaren) Krankheiten. «Das alles ist heute bekanntlich ziemlich ‹en vogue›. Aber zu seiner Zeit war das etwas Revolutionäres und ‹Aufmüpfiges›, da es gegen den Zeitgeist war», sagt der heutige CEO Andy Suter.

Steigende Anforderungen

Seit das erste A.Vogel-Erzeugnis in Basel über die Ladentheke ging, haben sich die Welt und das Verhalten der Menschen grundlegend verändert. Aber auch die Anforderungen an die Produkte sind anspruchsvoller geworden. «Die Datenlage zur Qualität unserer Produkte entspricht jener von synthetischen Arzneimitteln. Wir haben hier dieselben Anforderungen wie ein Pharmamulti», sagt Suter. «Zudem ist alles viel bürokratischer geworden. Vor allem bei klinischen Studien wird der Aufwand für die Dokumentation immer grösser – was ein bedeutender Kostenfaktor ist.»

Zugenommen hätten gemäss Suter auch die Anforderungen in der Produktion, die bei A.Vogel nach den Standards der Good Manufacturing Practice GMP läuft. Bevor das Zertifikat für die Produktionsstandards jeweils nach zwei Jahren erneuert wird, wird das Unternehmen von der Heilmittelbehörde Swissmedic umfassend inspiziert.

 

«Damals war das etwas Revolutionäres und ‹Aufmüpfiges›.»

Nur frische Pflanzen

Damals wie heute ist man bei A.Vogel davon überzeugt, dass eine Heilpflanze ihr grösstes Potenzial hat, wenn sie frisch vom Feld geerntet wird. «In eigenen Versuchen haben wir gesehen, dass die Frischpflanzenpräparate mehr Inhaltsstoffe besitzen und auch effektiver zu sein scheinen. Bei der Trocknung einer Pflanze gehen Inhaltsstoffe verloren oder können durch den Trocknungsprozess zerstört werden», erklärt Andy Suter.

Daher werden bei A.Vogel die Pflanzen grundsätzlich innerhalb von 24 Stunden nach der Ernte frisch verarbeitet. Dieses Vorgehen bedeutet einen grossen logistischen Aufwand, da während der Haupterntezeit von Juni bis August zugleich auch die Produktion läuft: «Wir arbeiten in diesen Monaten folglich mit starken Produktionsspitzen, die gemanagt werden müssen. Die direkt nach der Ernte verarbeiteten Rohstoffe werden aber auch das ganze Jahr über weiter verarbeitet.»

 

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Produktion im In- und Ausland

Der grösste Teil der Produkte von A.Vogel werden gemäss Suter am Standort in Roggwil und im niederländischen Elburg hergestellt. Für die Produktion des bekannten Kräutersalzes Herbamare hat die Firma eine eigene Produktion in Colmar in Frankreich. Für Molkereiprodukte arbeitet A.Vogel mit der Molkerei Biedermann in Bischofszell zusammen und für speziellere Präparate, etwa Kapseln, mit Swisscaps aus Kirchberg im Toggenburg. Am Standort Roggwil beschäftigt A.Vogel rund 180 Mitarbeiter, international etwa 500.

 

Eine Million für die Forschung

Im Jubiläumsjahr will die A.Vogel AG auch in neue Produkte investieren. Dazu gehört unter anderem ein Nahrungsergänzungsmittel aus Lattich und Melisse. «Allgemein wollen wir unter dem Stichwort ‹unveil› (dt. enthüllen) weitere, nicht sehr bekannte Heilpflanzen auf den Markt bringen, zum einen in Nahrungsergänzungsmitteln, aber auch als registrierte Produkte. Allen Produkten ist eigen, dass wir sie in klinischen Studien untersuchen, was uns pro Jahr rund eine Million Franken kosten wird», sagt Andy Suter. Mit diesem Einsatz wolle man als Phytotherapie-Pionier neue spannende Geschichten zu neuen Pflanzen erzählen können – zum Nutzen der Gesundheit.

 

Biodiversität und Nachhaltigkeit

A.Vogel lebt von der Natur und setzt sich deshalb auch konsequent für deren Erhalt ein. «Wir haben in einem Projekt mit unseren Mitarbeitern auf unserem Firmengelände in Roggwil durch das Anlegen von Wildblumenwiesen, den Bau von Wildbienenkästen und geordneter Unordnung (Steinhaufen, Äste etc.) gezielt die Biodiversität erhöht. Im Oktober werden wir eine weitere Aktion durchführen, bei der das Schwergewicht auf dem Pflanzen von Hecken und Büschen liegen wird», so Andy Suter.  Auch bezüglich Nachhaltigkeit investiert man viel. Dazu gehören Investitionen zur Reduktion von CO₂ oder den grossflächigen Einsatz von Photovoltaik. In einem Nachhaltigkeitsbericht wurden diese Massnahmen zwar bisher nicht zusammengefasst, man werde dies gemäss Suter aber ab dem nächsten Jahr machen – und natürlich weiterhin in Projekte investieren, die zur Verbesserung der Nachhaltigkeit beitragen würden, etwa energetische Sanierungen oder die Nutzung von Abwärme.

 

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Markenauftritt wird aufgefrischt

Im Jubiläumsjahr wird die A.Vogel AG auch ihren Markenauftritt auffrischen. Dabei spielen die Kernwerte der Marke – Neugierde, Frischpflanzen, Liebe zur Natur, Gesundheit für die Menschheit, Wissenschaftlichkeit und Integrität – eine tragende Rolle. «Das Ziel ist es, dass wir in einer modernen, kontemporären Weise uns als eine in der Natur verankerte Firma zeigen, die pflanzliche Heilmittel höchster Qualität und mit eigenen wissenschaftlichen Daten anbietet. Wir möchten die Leute dazu anregen, mit uns die Geheimnisse der Natur für ihre Gesundheit zu entdecken», sagt CEO Suter.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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