Thurgau

Attraktiver Standort sein – und bleiben

Attraktiver Standort sein – und bleiben
Marcel Räpple
Lesezeit: 3 Minuten

Zwischen 2016 und 2021 hat die Wirtschaftsförderung Thurgau die Ansiedlung von 30 Unternehmen aktiv begleitet. Warum die Unternehmen sich für den Thurgau entschieden haben und was der Kanton dafür getan hat, erklärt Marcel Räpple, Leiter Wirtschaftsförderung des Kantons Thurgau, zu Beginn des LEADER-Sonderteils zum Wirtschaftsstandort Thurgau.

Marcel Räpple, welche Ziele und Strategien hat der Thurgau bezüglich Ansiedlung neuer Unternehmen in den vergangenen Jahren verfolgt?
In Bezug auf den internationalen Marktauftritt engagieren wir uns hauptsächlich für eine starke Standortposition der gesamten Schweiz. Diese Aufgabe wird von den Kantonen und dem Bund gemeinsam mit der Organisation Switzerland Global Enterprise wahrgenommen. Bei der strategischen und operativen Umsetzung arbeiten wir aktiv mit.

Und wie sieht es auf nationaler und kantonaler Ebene aus?
Wenn die Schweiz von einem Investor evaluiert wird, kooperiert der Thurgau als St.GallenBodenseeArea mit unseren Nachbarkantonen St.Gallen und den beiden Appenzell. Damit verstärken wir die Wahrnehmung der Ostschweiz und bieten interessierten Unternehmen eine koordinierte Betreuung. Für die unmittelbare Begleitung im Thurgau steht ein persönliches Beratungsangebot der Wirtschaftsförderung im Vordergrund. Dabei bedienen wir die Interessenten mit Entscheidungsgrundlagen und begleiten sie bei umsetzungsrelevanten Schritten.

Aus welchen Branchen kommen die neu angesiedelten Unternehmen?
Die realisierten Projekte präsentieren sich divers. Dennoch beobachten wir, dass bei den Ansiedlungen die Branche des verarbeitenden und herstellenden Gewerbes sowie die Dienstleistungsbranche am stärksten vertreten sind. Detaillierte Einblicke, insbesondere hinsichtlich Branche, Herkunft oder Grösse der Unternehmen, vermittelt unser aktueller Ansiedlungsreport.

 

«Im Thurgau herrscht im innerschweizerischen Vergleich ein moderates Kostenniveau.»

Was macht den Thurgau so attraktiv für Unternehmen?
Unser Kanton kann in verschiedenen Bereichen punkten: Er verfügt – trotz der Herausforderung des hohen Arbeitskräftebedarfs – nach wie vor über ein gutes Arbeitskräftepotential, trotz der schwindenden Verfügbarkeit von marktgerechten Immobilienangeboten bieten sich räumliche Entwicklungsmöglichkeiten, es herrscht im innerschweizerischen Vergleich ein moderates Kostenniveau – inklusive Steuern –, der Zugang zu Hochschulen und Fachhochschulen in kurzer Distanz ist breit, und sowohl der ÖV als auch der MIV schaffen meist gute Erreichbarkeiten. Und dann gilt es auch noch, die Grenznähe zu Deutschland zu nennen: Eine wesentliche Anzahl der von uns begleiteten Ansiedlungsprojekte haben ihre Herkunft im Nachbarland.

Es müssen also mehrere Standortvorteile passen, damit es «matcht» …
Genau. Denn die Anforderungen der zuzugsinteressierten Unternehmen sind sehr individuell.

Welche Massnahmen wurden ergriffen, um die Ansiedlung dieser 30 neuen Unternehmen aktiv zu unterstützen?
Der Schwerpunkt unserer Unterstützung liegt auf Begleitung und Beratung der Interessenten – sowohl beim Standortentscheid als auch bei der konkreten Ansiedlung. Hinsichtlich des Standortentscheids beschaffen wir individuelle Informationen und Daten. Je nach Bedürfnis des Investors erarbeiten wir Unterlagen zu Kostenelementen, zum Arbeitskräftepotential, zu Regulierungen oder zu regionalen Besonderheiten. Bei der Ansiedlung steht die Suche nach geeigneten Immobilien, die Information für die Erfüllung relevanter Auflagen, das Einholen notwendiger Bewilligungen und – ganz wichtig – die bedarfsgerechte Vernetzung mit kompetenten Partnern aus Wirtschaft und Verwaltung im Vordergrund.

 

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Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftsförderung des Kantons Thurgau und den neuen Unternehmen aus, um langfristige Investitionen und Arbeitsplätze zu sichern?
Unser Ziel ist es, die zugezogenen Unternehmen möglichst schnell mit den bestehenden Netzwerken zu verbinden und ihnen damit die vielseitigen Angebote von Hochschulen und Fachhochschulen, von Verbänden und Organisationen oder von unseren Dienstleistungen zugänglich zu machen – zum Beispiel bei Technologietransfer und Innovationsförderung, bei der Fachkräftethematik, zum Thema Internationalisierung oder bei räumlichen Entwicklungsbedürfnissen. Eine gute lokale bzw. regionale Vernetzung hilft den Unternehmen auch bei der Gestaltung von Lieferketten, nachhaltigen Zuliefererbeziehungen oder überbetrieblichen Kooperationen.

Welche zukünftigen Pläne hat der Thurgau, um die Attraktivität für Unternehmensansiedlungen weiter zu steigern?
Wichtige Entwicklungsfelder sind für den Thurgau insbesondere die Lancierung des neuen Leitbilds für den Wirtschaftsstandort und des Fonds für Innovation und Fortschritt, die Initiativen für den Digital & Innovation Campus sowie den Berufsbildungscampus. Von grosser Bedeutung sind für uns zudem die Strassenprojekte BTS/OLS und das Projekt Wirtschaftsraum Wil West. Zum einen stellt die Wirtschaftsförderung primär operative Leistungen sicher, zum anderen engagieren wir uns auch in den Standortentwicklungsthemen. Aus meiner Sicht liegt der Schlüssel für eine positive Entwicklung der Unternehmen im Gesamtpaket der Rahmenbedingungen. Hier gilt es, für den nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg zu investieren.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: zVg

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