Wirtschaft

«Unsere DNA liegt in St.Gallen»

«Unsere DNA liegt in St.Gallen»
Reto Zürcher
Lesezeit: 3 Minuten

Die HB-Therm AG ist die weltweit führende Herstellerin von Temperiergeräten. Im Sommer ist das Unternehmen vom Osten der Stadt St.Gallen in den Westen gezügelt, Mitte November war die offizielle Einweihung. CEO Reto Zürcher blickt zurück auf die Bauphase und erklärt, welche Vorteile der neue Standort bringt.

Reto Zürcher, bisher war die HB-Therm in vier Gebäuden im Osten der Stadt St.Gallen im Quartier St.Fiden beheimatet. Im Sommer sind Sie in den Westen an die Piccardstrasse gezügelt. Welches waren die Entscheidungskriterien für den neuen Firmenstandort?
Wir haben zum Projektstart die Frage des Standortes sauber geprüft. Darunter befanden sich auch sehr attraktive Angebote aus dem nahen Ausland und den umliegenden Kantonen. Wir wussten aber: Je weiter weg der neue von unserem damaligen Standort gewesen wäre, desto mehr Mitarbeiter wären uns verloren gegangen – aber genau sie sind das Schlüsselelement unserer Erfolgsgeschichte. Deshalb fokussierten wir unsere Suche auf einen Standort möglichst nahe am heutigen. Unsere DNA liegt nun mal in St.Gallen. 

Gab es weitere Gründe?
Ja. Wir wollten auch Entwicklung und Produktion nicht trennen, denn damit wären einzigartige Synergieeffekte verloren gegangen, die wir sehr schätzen und die unsere Technologieführerschaft ausmachen. Den einfachen, häufigen Austausch zwischen Fertigung, Montage, Kundendienst und Verkauf erleben wir immer wieder als wichtiges Plus, der den entscheidenden Mehrwert zu einem erfolgreichen Produkt beiträgt.

Welches waren die grössten Herausforderungen beim Neubauprojekt?
Wir hatten, wie andere Bauherren auch, mit Budgetanpassungen, Verzögerungen und Materialknappheiten zu kämpfen. Hinzu kamen diverse unterschiedliche Vorschriften, die es zu berücksichtigen galt. Wir haben diese Klippen aber allesamt umschifft. Und jetzt steht unser neues Gebäude und wir sind drin. Das ist schon eine grosse Erleichterung! Die Tugenden, die man sich bei der Umsetzung eines solchen Grossprojektes aneignen sollte, sind in jedem Fall Geduld, Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, sonst scheitert man oder die Sache wird zumindest weitaus schwieriger.

  

«Der Neubau ermöglicht eine hocheffiziente und nachhaltige Produktion.»

Wie nachhaltig und umweltfreundlich können Sie am neuen Standort produzieren?
Mit dem Neubau haben wir eine hocheffiziente und nachhaltige Produktion unserer Temperiergeräte aufgebaut. Heizung und Kühlung des Gebäudes erfolgt mittels Erdsonden. Dank der Solaranlage auf dem Dach können wir ein Drittel des Energiebedarfes selbst produzieren. Zudem haben wir versucht, mit möglichst schlanken Beton- und Stahlkonstruktionen zu arbeiten, um auch hier unseren CO₂-Fussabdruck so klein wie möglich zu halten. Den grössten Hebel zur Nachhaltigkeit und zum Einsparen von Energie setzen wir aber mit unserem Produkt selbst an: Mit der standardmässigen Integration einer drehzahlgeregelten Pumpe und dem Energy-Control-Assistenten lassen sich bis 85 Prozent Energie einsparen – auch beim Kunden.

Und Sie lassen für die Nachhaltigkeit sogar Schafe für sich arbeiten …
Ja, das stimmt (lacht). Wir haben zunächst einmal nicht alle möglichen Bauflächen genutzt, sondern unsere Gebäude in umgebende Grünanlagen eingebettet, die wir mit unseren Schafen als «natürliche Rasenmäher» «bewirtschaften». Dass wir mit unseren Massnahmen vieles richtig gemacht haben, beweist die Auszeichnung unseres Gebäudes mit dem Minergie-Zertifikat, das offiziell bestätigt, dass es sich um ein energieeffizientes Gebäude handelt.

Auch Ihre Branche ist vom Arbeitskräftemangel betroffen. Was macht HB-Therm, um dem entgegenzuwirken?
Wir ermöglichen allen Angestellten die Chance zur Selbstverwirklichung. Wir kooperieren dazu mit Ausbildungszentren und unterstützen sie bei ihrer Weiterbildung finanziell zu 100 Prozent und arbeitstechnisch durch entsprechende Entwicklungspläne. Um so nah wie möglich an der Digitalisierung zu bleiben und damit ein attraktives, junges Unternehmen zu sein, berücksichtigen wir ebenso die Werthaltungen und Präferenzen der «Digital Natives».

Wenn Sie die Bauphase nochmals Revue passieren lassen, was würden Sie rückblickend anders machen?
Nicht viel, vielleicht mehr Zeit in der Planung verbringen und später mit der Umsetzung starten. Wir hatten ganz viele vorzügliche Planer und Unternehmer an Bord, waren pünktlich fertig und hatten gerade mal zwei Wochen Betriebsunterbruch. Das kann sich doch sehen lassen! Für diesen Einsatz möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Rebekka Grossglauser

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