Ostschweiz

Dezente Grossbankenfusion in der Ostschweiz

Dezente Grossbankenfusion in der Ostschweiz
Christoph Zeller
Lesezeit: 4 Minuten

Die Integration der Credit Suisse in die UBS dürfte in der engeren Ostschweiz zur Schliessung von vier Filialen führen – dort, wo heute beide Grossbanken in enger Nachbarschaft die gleichen Dienstleistungen anbieten.

Die Symbolik war so wohl nicht geplant, aber sie passte zum Eindruck, dass die an sich spektakuläre Fusion der beiden Grossbanken in der Ostschweiz längst kein Aufreger mehr ist: Wie alle zwei Jahre trafen sich rund 1000 Gäste zu einem der wichtigen Wirtschaftsanlässe der Ostschweiz, der Verleihung des Prix SVC Ostschweiz, und alles wirkte wie fröhliches Business as usual. Wie gewohnt begrüsste Christoph Zeller als OK-Präsident des Events und Regionenleiter Ostschweiz des Swiss Venture Club das Publikum.

Also alles wie immer? Nicht ganz: Vor zwei Jahren noch war Zeller Leiter Firmenkunden der Credit Suisse, seit letztem Herbst ist er der Leiter Firmenkunden Ostschweiz und Regionaldirektor der UBS. Zu den Aufgaben von Christoph Zeller wird in den nächsten zwei Jahren also gehören, die Credit Suisse, für die er über 30 Jahre gearbeitet hatte, in die UBS zu integrieren.

Filialnetz der UBS ist die Richtschnur

Der vormalige Leiter Ostschweiz für die UBS, Gian Reto Staub, hat letzten Herbst ins Wealth Management der Bank gewechselt. Sein Pendant als Leiter der Region Ostschweiz bei der CS, Reto Müller, ist inzwischen Chief Risk Officer der UBS.

Weitere Details, wie die UBS nun die CS auf allen Ebenen integrieren wird, werden nur vom Headquarter kommuniziert, das allerdings äusserst spärlich. Auch eine detaillierte Anfrage des Leaders wurde nur sehr summarisch beantwortet, zum künftigen Filialnetz etwa gab es folgende Auskunft: «Unser CEO hatte anlässlich der Quartalszahlen gesagt, dass wir uns am breiten Netzwerk von Standorten der UBS halten werden.» Es gibt in der ganzen Schweiz 190 Standorte der UBS und 90 Standorte der CS. Was UBS-CEO Sergio Ermotti sagte und worauf die Kommunikationsabteilung verwies, ist alles andere als eine Überraschung und entspricht so ziemlich den Erwartungen: Die künftige UBS dürfte nicht weniger Standorte umfassen als die UBS vor der Fusion. Aber dort, wo am selben Ort, oft in Sichtweite, beide Grossbanken einen Standort betreiben, dürfte sich die Bank auf einen beschränken, vor allem, wenn hier mehr oder weniger identische Dienstleistungsangebote bestehen. Welcher Sitz aufgegeben wird, hängt weniger von emotionalen denn von pragmatischen Faktoren wie der Grösse, aber auch von den Besitzverhältnissen ab. Es werden landesweit also etwa 80 bis 90 Filialen verschwinden – für bisherige CS-Kunden wird das Filialnetz freilich sehr viel dichter, sofern sie bei der UBS bleiben.

  

Wenige Doppelstandorte in der Ostschweiz

Auch in der Ostschweiz betreibt die UBS deutlich mehr Standorte als die CS. Im Thurgau sind in Frauenfeld und Kreuzlingen beide Banken vertreten, in Weinfelden und Arbon nur die UBS. Noch 2022 schloss die CS 14 Filialen in der Schweiz, darunter auch jene in Weinfelden. Im Appenzellerland ist heute schon nur das Logo der UBS zu finden, die in Herisau, Teufen, Heiden und Appenzell Filialen hat. Im Kanton St.Gallen gibt es eine Präsenz beider Banken in St.Gallen sowie in Rapperswil-Jona, wobei die zweitgrösste Stadt im Kanton bei beiden Grossbanken zum Marktgebiet Zürich geschlagen wurde. In der engeren Ostschweiz dürfte es also an vier Standorten zur Schliessung einer Filiale kommen. Im Kanton Graubünden sind in Chur, Davos und St.Moritz CS und UBS vertreten, die UBS ist zudem auch in Ilanz und in Thusis vor Ort.

 

In der engeren Ostschweiz dürfte es an vier Standorten zur Schliessung einer Filiale kommen.

Mit den Standorten wird auch die Zahl der Mitarbeiter sinken. Die NZZ zählte Ende 2022 bei CS und UBS weltweit zusammen noch rund 125 000 Personen, 37 000 von ihnen in der Schweiz. Hierzulande sollen 3000 Stellen wegfallen, drei Viertel davon in Zürich, also tendenziell eher bei zentralen Funktionen und weniger an der Front beim Kunden. Da inzwischen rund jeder zehnte CS-Mitarbeiter gekündigt hat, dürfte die Zahl der Kündigungen am Ende der Integration deutlich kleiner sein als der Stellenabbau.

In der Ostschweiz kommen die beiden Grossbanken vor der Fusion auf 770 Stellen, 440 bei der UBS und 330 bei der CS (inklusive Filialen in Schaffhausen und Glarus). Ob es schon eine Zielgrösse für den künftigen Mitarbeiterbestand gibt, liess sich die UBS nicht entlocken. Wenn der Abbau ausserhalb von Zürich aber nur ein Viertel von 3000 Stellen ausmachen soll, dann dürften in der Ostschweiz künftig vielleicht 600 Mitarbeiter bei der integrierten UBS arbeiten.

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UBS wird HSG-Partnerin

Die CS engagiert sich in der Ostschweiz nicht nur am Prix SVC. Im kulturellen Bereich sticht etwa das Sponsoring der St.Galler Festspiele mit der Freilicht-Oper auf dem Klosterplatz heraus. Vor drei Jahren ging die CS auch eine auf zehn Jahre angelegte Partnerschaft mit der Universität St.Gallen ein, bis 2030 wurde dafür eine Summe von 20 Millionen Franken in Aussicht gestellt. Die UBS hat inzwischen entschieden, auch dieses Engagement der CS zu übernehmen; sie unterstützt damit unter anderem das HSG Center for Financial Services Innovation. 

Christoph Zeller wiederum dürfte motiviert sein, seine Funktion beim SVC noch etwas länger auszuüben. An der feierlichen Verleihung des Prix SVC Ostschweiz wurde nämlich bekannt, dass die UBS auch diese Sponsoringverpflichtung der CS als Premium-Gold-Partner beim Swiss Venture Club sicher bis 2025 übernimmt,, vermutlich auch darüber hinaus. Das Unternehmernetzwerk bietet schliesslich erstklassige Kontakte zu spannenden KMU in der Ostschweiz, die auch für die UBS sehr interessant sind.

Den diesjährigen ersten Platz holte sich übrigens das Bauunternehmen Zindel United aus Maienfeld: Die «Ostschweiz» des SVC reicht praktischerweise wie die Marktgebiete der beiden Grossbanken bis nach Graubünden.

Text: Philipp Landmark

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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