Ostschweiz

«Wir haben einen sehr lebendigen Bankenplatz»

«Wir haben einen sehr lebendigen Bankenplatz»
Christian Schmid
Lesezeit: 4 Minuten

In St.Gallen geschäften viele kleinere und grössere Banken, das klar dominante Institut ist die St.Galler Kantonalbank. Diese hat im letzten Jahr ein Spitzenergebnis erwirtschaftet und dabei auch vom Aus der Credit Suisse profitiert. Der Erfolg beruht aber auf guten Ergebnissen in allen Geschäftsbereichen, wie SGKB-CEO Christian Schmid erläutert.

Christian Schmid, die St.Galler Kantonalbank ist mit Abstand die grösste Bank im Marktgebiet Ostschweiz. Wie beurteilen Sie den Bankenplatz Ostschweiz, gibt es genügend Anbieter, allenfalls sogar zu viele Banken?
Wir haben in der Region St.Gallen einen sehr lebendigen Bankenplatz mit einer hohen Anzahl von verschiedenartigsten Instituten – von Regional- bis zu Privatbanken. Dies ist ein äusserst positives Zeichen für die Region, denn die Dichte im Finanzsektor ist immer auch ein Abbild der Attraktivität der Wirtschaftsregion.

Der SGKB geht es gut, in den vergangenen Jahren konnten Sie den Konzerngewinn stets leicht steigern. Auffällig ist der deutliche Zuwachs an Neukundengeldern, unter anderem von Privatpersonen aus der Schweiz.
Wir sind wiederum dort stark gewachsen, wo wir das auch strategisch möchten: in unserem Kerngeschäft bei den Privatkunden Inland und unseren «Spezialitäten», dem Geschäft mit externen Vermögensverwaltern und institutionellen Kunden.

Sind die neu gewonnenen Privatkunden solche, die von der CS zu Ihnen wechseln?
Ein Ereignis wie das Aus der Credit Suisse führt immer dazu, dass ein Teil der Kundschaft einen Bankwechsel ins Auge fasst oder bei mehreren bestehenden Beziehungen die Schwerpunkte verlagert. Wir stehen als Alternative gerne bereit und konnten davon im vergangenen Jahr sicherlich profitieren. Konkret stammte rund ein Drittel des Wachstums im Geschäft mit Privatpersonen von der Credit Suisse. Der überwiegende Teil unseres letztjährigen Wachstums und Erfolges ist jedoch nicht auf dieses spezifische Ereignis zurückzuführen.

 

«Die Dichte im Finanzsektor ist immer auch ein Abbild der Attraktivität der Wirtschaftsregionen.»

Eröffnen sich durch die Integration der CS in die UBS weitere neue Opportunitäten für die SGKB?
Die Reduktion von zwei auf eine Schweizer Grossbank löst bei uns keine Anpassung des Geschäftsmodells aus. Wir bleiben bei unseren bewährten Geschäftsfeldern in den angestammten Regionen und fokussieren uns darauf, diese stetig weiterzuentwickeln.

Für den Wirtschaftsstandort Ostschweiz ist eine funktionierende Banken-Infrastruktur essenziell. Welche Rolle kommt der SGKB dabei zu?
Die St.Galler Kantonalbank wurde vor über 150 Jahren gegründet, um der Bevölkerung und dem Kleingewerbe Spar- und Kreditmöglichkeiten zu bieten und damit die regionale Wirtschaft zu fördern. Die Beziehungen zur Bevölkerung und zum Gewerbe sind Kern unseres Selbstverständnisses. Das leben wir jeden Tag in der Zusammenarbeit mit unseren Kunden. Dieses Selbstverständnis äussert sich aber auch in unseren Engagements; wir haben etwa gemeinsam mit der IHK St.Gallen-Appenzell das Konjunkturboard Ostschweiz gegründet, welches für unser Gewerbe zeitnahe und wertvolle Informationen zur aktuellen regionalen Wirtschaftslage bereitstellt.

Haben Sie als Institut, das mehrheitlich dem Kanton gehört und eine Staatsgarantie hat, hier auch eine besondere Verantwortung?
Unser Herz, unsere Werte und unsere Leidenschaft gelten unserem Heimmarkt St.Gallen und Appenzell Ausserrhoden. Das ergibt sich aus unserer Geschichte und unserer Eigentümerschaft. Hier engagieren wir uns sowohl für die Wirtschaft als auch für die Gesellschaft. Je stärker diese Region ist, desto nachhaltiger und stabiler ist auch unsere eigene unternehmerische Wertsteigerung. Diese DNA tragen wir zusätzlich in unsere übrigen Geschäftstätigkeiten in der Deutschschweiz und Deutschland hinaus.

 

  

«Das Bankgeschäft ist und bleibt ein Vertrauensgeschäft.»

Die SGKB engagiert sich unter anderem in der Start-up-Förderung. Ist das ein Engagement, das sich rechnet?
Als Hauptstifterin der Stiftung Startfeld fördern wir gezielt Jungunternehmen in der Ostschweiz. Die Wirkung dieser Arbeit ist sichtbar: Seit 2010 wurden im Startfeld-Netzwerk schon über 1000 neue Stellen geschaffen. Jedes Jahr zeichnen wir mit den Preisen «Startfeld Diamant» und «Rohdiamant» Jungunternehmen aus.

Verfolgen Sie, wie sich diese Diamanten entwickeln?
Ja, einige der ehemaligen Preisträger sind heute etablierte Unternehmen, etwa Frontify oder Meteomatics.

Braucht es für Banken-Dienstleistungen künftig überhaupt noch Banken?
Neo- und Digitalbanken sorgten in den vergangenen Jahren für viele Innovationen, welche die etablierten Banken nachgezogen haben. Wir stellen heute für unsere Kunden modernste digitale Lösungen bereit; physische Nähe und digitale Lösungen sind somit unter einem Dach vereint. Wir stellen fest, dass heute Neo- und Digitalbanken teilweise als Ergänzung zur bestehenden Hausbank gewählt werden, jedoch nicht als Ersatz.

 

Wie wichtig ist in Zeiten des digitalen Bankings eine Präsenz einer Bank vor Ort noch?
Das Bankgeschäft ist und bleibt ein Vertrauensgeschäft. Wir sind der festen Überzeugung, dass physische Nähe und emotionale Verbundenheit in unserer Branche weiterhin entscheidend sein werden. Dies gilt insbesondere auch für die unzähligen, erfolgreichen Gewerbebetriebe in unserer Region. Es ist somit nicht eine Frage des Entweder-oders, sondern der Art und Weise, wie man digitale Kanäle und physische Präsenz vor Ort miteinander kombiniert.

Eröffnen sich für neue Banking-Formen Chancen in der Ostschweiz?
In der Finanzbranche haben in den vergangenen Jahren Start-ups sehr viel bewegt. Dank ihnen wurden – primär im digitalen Raum – für unsere Kunden viele Fortschritte in Anwendungen und Benutzerfreundlichkeit initialisiert und realisiert. Etablierte und grössere Banken können diese Innovationen übernehmen und vielfach besser skalieren.

Text: Philipp Landmark

Bild: zVg

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