Ostschweiz

«Die ‹Hidden Champions› sichtbar machen»

«Die ‹Hidden Champions› sichtbar machen»
Christoph Zeller
Lesezeit: 4 Minuten

Am 7. März 2024 wird zum elften Mal der Prix SVC Ostschweiz vergeben. Fünf erfolgreiche Ostschweizer KMU sind in diesem Jahr für das Finale nominiert. Wie diese jeweils ausgesucht werden, wie sich das Unternehmertum verändert und worauf sich OK-Präsident Christoph Zeller am meisten freut, erklärt er im Interview.

Christoph Zeller, für die diesjährige Ausgabe des Prix SVC Ostschweiz stehen fünf Unternehmen im Final. In den vergangenen Jahren waren es jeweils sechs. Gibt es aktuell zu wenige Unternehmen in der Ostschweiz, die den Ansprüchen der SVC-Jury genügen?
Nein, natürlich gibt es mehr als genug sehr gute Unternehmen in der Ostschweiz. Unsere erste Longlist umfasst jeweils über 100 Firmen. Das war auch dieses Mal so. Die Beschränkung auf fünf Unternehmen ist ein strategischer Entscheid des Swiss Venture Clubs, der für alle Prix-SVC-Verleihungen gilt und insbesondere die Zeremonie der Preisverleihung kompakter machen wird.

Die Finalisten werden von einer unabhängigen Jury, zu der auch Sie gehören, besucht und ausgewählt. Wie viel Zeit nimmt dies jeweils in Anspruch?
Der Auswahlprozess dauert jeweils mehrere Monate und beginnt mit einer Longlist, die unsere Experten in der Jury mehr als ein halbes Jahr vor dem Anlass zusammentragen. Diese umfasst in der Regel über 100 Firmen. Sechs Monate vor der Verleihung reduzieren wir in der Jury die Auswahl auf eine Shortlist mit zwölf Unternehmen. Mit den Spitzen dieser Firmen führen wir persönliche Interviews, um ihre Profile zu ergänzen. Vier bis fünf Monate vor dem Anlass nominieren wir in der Jury die fünf Finalisten, die wir anschliessend auf der Juryreise besuchen. Anschliessend legen wir die Rangierung fest.

Was sind die wichtigsten Kriterien, mit denen die Jury die Qualität der Unternehmen misst?
Wir beurteilen die Unternehmen aufgrund von zwölf Kriterien, die ebenfalls schweizweit gelten: Attraktivität der Marktposition, Innovationsgrad (Technologie oder Geschäftsmodell), zukünftige Strategien, kommerzieller Erfolg, Anzahl geschaffene Arbeitsplätze, Gesamteindruck und Erscheinungsbild, Einzigartigkeit der Value Proposition (Wertversprechen der Produkte oder Verfahren), Nachhaltigkeit, Qualität der Mitarbeiter, Qualität des Managements, regionaler Beitrag und konkreter Leistungsnachweis.

 

  

«Die Beschränkung auf fünf Unternehmen ist ein strategischer Entscheid.»

Wie schon beim letzten Prix SVC Ostschweiz haben es heuer Unternehmen mit einer langjährigen Firmengeschichte in den Final geschafft. Das jüngste Unternehmen wurde 1963 gegründet, das älteste 1808. Wie alt muss ein Unternehmen sein, dass es Chancen hat, in den Final zu gelangen? Oder anders gefragt: Hätte auch ein Start-up Chancen auf einen Finaleinzug?
Der Prix SVC ist tatsächlich ein Preis und damit eine Anerkennung für Unternehmen, die langfristig erfolgreich sind – einzelne mit einer Geschichte von über 200 Jahren. Es gibt eine Reihe von Preisen und Anlässen für Start-ups, die damit oft viel Aufmerksamkeit geniessen – sogar, bevor sie kommerziell erfolgreich sind. Da setzen wir bewusst einen anderen Akzent: Unser Anspruch ist es, die «Hidden Champions» sichtbar zu machen. In den vergangenen Jahren haben wir oft Unternehmen entdeckt und ausgezeichnet, die in ihrem Bereich Weltmarktführer sind und die man dennoch kaum über ihre Standortregion hinaus kennt. 

Bleiben wir beim Thema Alter: Es rückt eine neue, jüngere Generation nach. Verändert sich damit auch das Bild des typischen Unternehmers?
Auch wenn wir nicht Personen, sondern Firmen als Ganzes auszeichnen: Ja, die Typologie der Unternehmer verändert sich schon – ebenso wie jene von Führungskräften und Angestellten. Die Hierarchien sind auch in jahrzehntealten Unternehmen heute deutlich flacher, die Verantwortung ist oft besser verteilt als früher mit einem einzigen «Patron». Es gibt und braucht jedoch auch Anforderungen, die bleiben: Unternehmerisches und langfristiges Denken – Eigenschaften, die insbesondere Familienunternehmen eigentlich immer und personenunabhängig in ihrer DNA haben.

Der Prix SCV wird seit 2004 verliehen. Welches waren Ihre eindrücklichsten Erlebnisse in diesen zwei Jahrzehnten?
Am eindrücklichsten für mich ist immer der Tag der Preisverleihung, an dem selbst gestandene CEOs doch für einmal ziemlich nervös sind, weil bis zum Ende offen ist, wer gewinnen wird. Und dann der Moment, in dem verkündet wird, wer gewonnen hat: Diese Gefühle in den Gesichtern der Gewinner zu sehen, ist immer wieder eine besondere Erfahrung.

 

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Und wo lagen in dieser Zeit die grössten Hürden?
Am schwierigsten waren – abgesehen von den eingeschränkten Preisverleihungen während der Pandemie – immer jene Momente, wo es an der Spitze der Ausmarchung knapp wurde und die Jury lange diskutierte, wer nun den ersten Platz bekommen soll. Auch wenn sich alle Finalisten eigentlich als Sieger fühlen dürfen, ist der Entscheid über Platz 1 und 2 doch sehr entscheidend und für uns deshalb immer herausfordernd.

Worauf freuen Sie sich bei der 11. Ausgabe des Prix SVC Ostschweiz am meisten?
Auf die erwähnten Gesichtszüge bei der Verkündung von Platz 1, auf das Wiedersehen mit den rund 1000 Gästen, die am 7. März dabei sein werden, und die unterhaltsame Moderation von Marco Fritsche.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Turnheer

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