Wirtschaft

Stillstand ist keine Option

Stillstand ist keine Option
Nayla Stössel
Lesezeit: 5 Minuten

Sie hat schon zehn CSIOs als Präsidentin erfolgreich umgesetzt. Jetzt erhielt Nayla Stössel mit dem «Upgrade» von St.Gallen zu einem von nur zwei Qualifikationsturnieren in Europa den Ritterschlag für den international hochgeachteten Pferdesportanlass auf dem Gründenmoos.

Nayla Stössel, die neue «Longines League of Nations» mit weltweit nur noch vier statt wie bisher zehn Qualifikationsturnieren und einem Final wird ab 2024 die bisherige Nationenpreisserie im Springreiten ersetzen. St.Gallen ist eines der nur zwei Qualifikationsturniere in Europa. Wie haben Sie das erreicht?
Wir freuen uns sehr über diesen positiven Entscheid, der für uns als einziger jährlich stattfindender Spitzensportanlass mit internationaler Ausstrahlung in der Ostschweiz enorm wichtig ist. Mit dieser Zusage wurden unsere Arbeit in den vergangenen Jahren und die Werte, für die wir stehen, honoriert. Der Longines CSIO St.Gallen kann auf eine eindrückliche Tradition zurückblicken, zeichnet sich aber auch durch stete Innovation aus. Natürlich habe ich zusammen mit meinem OK konsequent unsere Stakeholder betreut und die Beziehung mit ebendiesen gepflegt. Letzten Endes hat aber wohl das Gesamtpaket unseres Events überzeugt: Wir verstehen uns als Dienstleister. Für den faszinierenden Pferdesport, für unsere Sponsoren und für unsere Zuschauer. Ob im Gründenmoos oder am Bildschirm.

Nun steht der Entscheid fest, bereits 2024 figuriert der Longines CSIO St.Gallen in der neuen Top-Serie. Hat die Reduktion von zehn auf vier Qualifikationsturniere, mit der offiziell Exklusivität und Verständnis gefördert werden sollen, auch einen finanziellen Hintergrund?
War die Nationenpreisserie früher sehr europäisch geprägt, wurde sie in den vergangenen Jahren global ausgerichtet. An dieser weltweiten Ausrichtung wollte man festhalten. Aber fokussierter und gestraffter. Das ermöglicht eine höhere Dotierung der einzelnen Turniere. Davon wiederum verspricht man sich ein sportlich noch attraktiveres Teilnehmerfeld und eine noch höhere mediale Beachtung.

Das Preisgeld für den Nationenpreis beträgt neu 700’000 statt 250’000 Euro. Erwarten Sie auch deswegen ein noch hochkarätiges Teilnehmerfeld – oder ist das gar nicht mehr zu toppen?
Entscheidend ist, dass bei der neuen Serie die zehn weltbesten Nationen gemäss Weltrangliste fix einen Startplatz für eine Equipe mit vier Athleten erhalten. Das wird die Qualität des Teilnehmerfeldes ganz bestimmt markant erhöhen. Dass dann aus diesen Nationen auch die besten Athleten kommen, dazu trägt das höhere Preisgeld sicher bei. Unser zweiter sportlicher Höhepunkt, der Grand Prix, muss neu mit mindestens 300’000 Euro dotieren sein. Mit über einer Million Preisgeld bewegen wir uns definitiv in neuen Sphären.

 

 

«Mit der Zusage wurde unsere Arbeit in den vergangenen Jahren honoriert.»

Was bedeutet das «Upgrade» für die Zuschauer?
Sie dürfen sich auf Springreitsport der absoluten Weltklasse freuen. Mit Top-Reiterinnen und -reitern und ihren besten Pferden. Der Nationenpreis ist zudem schlicht einzigartig: Nur in St.Gallen kann diese Prüfung in der Schweiz erlebt werden. In Gesprächen hören wir immer wieder, dass ein Sieg mit dem Team etwas ganz Besonderes ist.

Und was für Ihre Partner und Sponsoren?
Unsere bisherigen Partner erhalten quasi die Bestätigung, dass sie mit uns aufs richtige Pferd gesetzt haben. Wie bisher möchten wir eine ausgezeichnete Plattform für unsere Partner, Gäste und Besucher bieten. Durch die Aufwertung unseres Anlasses darf mit noch mehr Visibilität gerechnet werden.

Apropos Sponsoren: Wie ist der CSIO hier unterwegs, machen sich die verschiedenen Krisen (Corona, Krieg, Energie …) auch bei Ihnen bemerkbar?
Der Entscheid zur Aufnahme in die neue Serie ist auch ein Bekenntnis unseres Titelsponsors Longines, mit welchem wir seit über 20 Jahren eine Partnerschaft pflegen . Überhaupt dürfen wir auf viele langjährige und äusserst loyale Partner zählen. Aber klar: Das Umfeld ist und bleibt anspruchsvoll. Es ist aber eventuell auch das neue Normal. Die Zeiten sind schnelllebig und dynamisch. Bei zunehmenden Unsicherheiten besinnt man sich aber auch auf Bewährtes. Wir sind ein Anlass mit Tradition. Ich denke, dass der Wert dieser Beständigkeit anerkannt wird. «Das gab’s schon immer», tönt vermeintlich passiv. Dass etwas über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte besteht, ist keine Selbstverständlichkeit, sondern steht für alles andere als Passivität. Denn Errungenschaften können auch schnell weg sein. Stillstand war und ist nie eine Option. Für Interessenten an einer Partnerschaft finden wir ganz bestimmt noch ein Plätzchen.

 

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Wie ist die Zusammenarbeit mit Sponsoren und Partnern allgemein und welche Rolle spielen diese bei der erfolgreichen Umsetzung?
Wir sind ein stark Sponsoring-finanzierter Event. Deswegen sind auch die Beziehung und die Zusammenarbeit mit Sponsoren und Partnern äusserst entscheidend. Ich glaube, dass es sich auch da auszahlt, wenn man sich echt fürs Gegenüber und dessen Interessen und Bedürfnisse interessiert.

Wird sich das Hospitality-Angebot am CSIO 2024 wieder gleich präsentieren, mit Tischen und Zelten?
Den Hospitality-Bereich haben wir in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Für die Gruppen wurden in der «Stallgasse» einzelne «Boxen» gestaltet, die sehr gut ankommen. Mit einem Business-Ticket ist man da auch als Einzelperson dabei. Im Zelt mit den VIP-Tischen haben wir mit unserem neuen Cateringpartner Migros das kulinarische Erlebnis gesteigert. Zudem bieten wir mit den Sky-Boxen auf der Tribüne kleinere, exklusive Gästebereiche mit perfektem Blick über den ganzen Parcours.

Mit welchen Höhepunkten dürfen wir 2024 rechnen?
Sportlich sind es die bewährten Höhepunkte: der Nationenpreis, der Grand Prix und das Grosse Jagdspringen. Speziell ist immer auch der Schweizer Cup-Final. Unser Konzept mit Künstlern, die zwischen den Prüfungen für Unterhaltung sorgen, führen wir fort. Den Auftakt bildet auch nächstes Jahr der beliebte Kindernachmittag am Mittwoch. Am Donnerstag werden wir wieder einen Business-Talk organisieren. Die Premiere in diesem Jahr war vielversprechend.

 

«Unsere Partner erhalten quasi die Bestätigung, dass sie mit uns aufs richtige Pferd gesetzt haben.»

In St.Gallen ist ab und an zu hören, der CSIO entwickle sich zu einem reinen Businessanlass, die «normalen» Gäste wie Familien seien nicht mehr so wichtig. Richtig oder falsch?
Ganz klar: Falsch! Und wir können dies auch belegen. Der Eintritt für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre ist an allen Tagen kostenlos. Am Donnerstag ist sogar freier Eintritt für alle. Für 40 Franken kann eine Familie mit zwei Erwachsenen und all ihren Kindern einen ganzen Tag lang den CSIO besuchen. Wo gibt es etwas Vergleichbares? Unser Erlebnispark im Breitfeld ist zudem an allen Tagen frei zugänglich. Wir bieten dort zahlreiche Attraktionen an, die weit über das Springreiten hinausgehen. Vom Kinderparadies mit Hüpfburg und allem, was dazugehört, bis zum Ponyreiten.

Jetzt haben Sie schon zehn CSIOs als Präsidentin organisiert. Welches waren dabei für Sie die zwei, drei denkwürdigsten Momente?
Nun, der Start 2013 ist bestimmt denkwürdig. Es war schlichtweg ein Annus horribilis. Mein Vater war unerwartet schwer erkrankt und abwesend – und mein erstes Turnier als Präsidentin musste wegen ausserordentlichen Regenfällen abgebrochen werden. Covid würde ich als den zweiten denkwürdigen Moment festhalten. Niemand hatte dies so kommen sehen. Die weltweite Pandemie war für uns alle eine neue, heftige Krisensituation. Ich bin stolz, dass wir nur ein Jahr ausgesetzt haben und schon 2021 als kantonaler Testevent einer der ersten internationalen Sportanlässe der Schweiz nach dem Lockdown waren – wenn auch mit vielen Auflagen und sehr aufwendigem Schutzkonzept. Der dritte denkwürdige Moment ist für mich die Aufnahme in die neue Longines League of Nations für mindestens die nächsten vier Jahre.

Zum Schluss: Wird dereinst auch ein Final der Longines League of Nations in St.Gallen durchgeführt?
Der Final muss gemäss Reglement Ende September, Anfang Oktober stattfinden. Das kommt für uns Stand heute nicht infrage. Wir haben aber Ideen und Visionen für die Zukunft. Insbesondere, falls sich die Infrastruktur im Sportfeld Gründenmoos weiterentwickelt und dem Pferdesport in der Ostschweiz dadurch noch mehr Potenzial verleiht.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Thomas Hary

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