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«Die Übernahme schafft Sicherheit»

«Die Übernahme schafft Sicherheit»
Roland Wehrli, Silvia Wetli und Kurt Widmer
Lesezeit: 4 Minuten

Die Appenzeller Traditionsfirma Goba AG wird neu von einem Trio geführt. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung Kurt Widmer spricht im LEADER-Interview über die neue Dynamik, den Verkauf des Unternehmens in den Aargau und warum sich der Geschmack von Flauder verändert hat.

Kurt Widmer, Gabriela Manser ist per Ende 2022 aus der operativen Leitung der Goba zurückgetreten. Gemeinsam mit Silvia Wetli und Roland Wehrli leiten Sie nun die Geschicke der Firma. Was hat sich für Sie verändert?
Aufgrund des schon bisher grossen Vertrauens in meine Person und die operative Leitung über die letzten Jahre sowie dank unserer Co-CEO-Rollen im vergangenen Jahr sind die persönlichen Veränderungen auf einem ganz gesunden Mass. Der zusätzliche Austausch mit den Pfister-Stiftungsvertretern darf bereits heute als grossen Mehrwert für die Goba AG bezeichnet werden. 

Vor genau einem Jahr wurde bekannt, dass 90 Prozent des Unternehmens an die F.G. Pfister Beteiligungen AG aus Suhr verkauft wurden. Weshalb kam es zu diesem Schritt?
Die Goba AG hat es – wie alle Unternehmen in der Schweiz – verdient, dass eine passende Nachfolgelösung frühzeitig gefunden werden kann. Bei uns waren die weiterzuführende Eigenständigkeit sowie Treue gegenüber unserer Philosophie und Werten zentrale Elemente innerhalb des Findungsprozesses. Wir sind dankbar, dass Gabriela Manser auch hier mit unverkennbarem Unternehmertum und ganz im Sinne des Werkplatzes Schweiz agiert hat.

Sie haben die Organisations-Struktur massgeblich geprägt. Was ist Ihnen bei der Führung wichtig?
Die soziale Nachhaltigkeit. Bei uns steht jeder Mensch, ob Mitarbeiter, Kunde, Lieferant oder Partner, im Mittelpunkt. Dies lebt die Goba AG seit Jahrzehnten. Die strukturellen Organisationsveränderungen in den vergangenen Jahren hatten zum Ziel, dass die reduzierte Geschäftsleitung Raum für Führungsnachwuchs schaffen konnte. Jedes von uns drei GL-Mitgliedern darf eine Stellvertretung im Teilzeitpensum an der Seite wissen. Für mich sind konsequente Führung auf Augenhöhe, Stärken zu fördern, Fehler zuzulassen, neue Arbeitsmodelle zu ermöglichen und die Wichtigkeit der eigenen Person zu verringern ganz zentrale Elemente im eigenen Führungsverständnis.

 

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«Die Übernahme fördert unser strategisches Denken zusätzlich.»

Und wie hat die Übernahme das Unternehmen seitdem beeinflusst?
Auf operativer Ebene gering. Die Übernahme schafft viel Sicherheit und fördert unser strategisches Denken zusätzlich. So können wir noch mutiger und kreativer an unserer Zukunft arbeiten. Auch für unsere 78 Angestellten sind nur geringfügige Veränderungen spürbar. Unsere Kunden aus der ganzen Schweiz erleben uns unverändert als eigenständiges, partnerschaftliches Appenzeller KMU mit hoher Innovationskraft.

Gleichzeitig wolle man dadurch «das nächste Kapitel in der Entwicklung von Goba eröffnen». Wie sieht dieses aus?
Ich zitiere kurz aus dem Inhaltsverzeichnis dieses nächsten Kapitels: «Die Goba Mineralquelle und Manufaktur wird weiter auf innovative, ehrliche Produkte und Dienstleistungen setzen und viel Kraft in die persönlichen Beziehungen im ganzen Marktumfeld einsetzen. Der Entwicklung von Zuckerreduktion in unseren Erfrischungsgetränken wird analog den vergangenen Jahren weiter stark Rechnung getragen und an der Quelle verwurzelt, schliesst nicht aus, dass wir ‹a place to be› auch überregional zelebrieren.»

Stichwort überregional. Goba ist im Appenzellerland fest verankert. Was sind die Vorteile des Wirtschaftsstandortes?
Sicher der Sympathie-Bonus, dem politisch und wirtschaftlich viel Sorge getragen werden muss. Agilität, gemeinsames Denken und rasches Handeln, ein gesunder Menschenverstand und ein Miteinander auf allen Ebenen – und vor allem Mut und Kreativität.

 

«Der tiefe Zuckeranteil im Flauder konnte erhalten bleiben.»

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen?
Entscheidend! Vor allem in unserem gemeinsamen Tun der regionalen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit wie auch in der Kreislaufwirtschaft.

Wie war das Geschäftsjahr 2022 für die Goba AG?
Wir durften nach dem erfolgreichsten Jahr für die Goba 2019 und der darauffolgenden Coronazeit das letzte Jahr bereits wieder auf diesem Erfolgs-Niveau abschliessen. Uns liegt weiterhin ein nachhaltiges, massvolles Wachstum am Herzen. Der Dank gehört all unseren Mitarbeitern, Geschäftspartnern, Kunden und Konsumenten. 

Worauf ist das gute Ergebnis zurückzuführen?
Sicherlich auf das immer stärkere Bewusstsein der Konsumenten, die unser schöpferisches Denken und Handeln gepaart mit gesundem Menschenverstand und wirtschaftlicher Verantwortung schätzen und mit uns teilen. Anderseits auf unsere Beziehungspflege, die auch während der Coronazeit in keiner Weise reduziert, sondern weiter ausgebaut wurde.

 

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Der Geschmack des beliebten «Flauders» hat sich verändert. Wieso?
Unseren altbewährten Aromastoff konnten wir durch einen Extrakt aus reinen Schweizer Pflanzen ersetzen. Dieser Transfer brachte leichte sensorische Veränderungen mit sich. Diese Kräuter dürfen nur in der Schweiz wachsen. Dies ist aus unserer Sicht auch der Anspruch, welchen Goba-Kunden an ein regional verwurzeltes, nachhaltig agierendes KMU haben dürfen. Der tiefe Zuckeranteil konnte erhalten bleiben.

Was erhoffen Sie sich vom Jahr 2023?
Das neue Jahr soll vor allem Frieden bringen. Ich bin zuversichtlich, dass aufgrund der unsicheren Situationen und Instabilitäten ein gemeinsames Wirken von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft wieder viel Kraft gewinnen kann. Für die Goba wünsche ich mir, dass wir weiterhin so bewusst und anständig mit unseren zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen und die Schweiz immer wieder neu überraschen dürfen.

Apropos überraschen: Was dürfen wir Neues in den Regalen erwarten?
Von uns wird es weiterhin kein Geheimrezept geben, vielmehr werden wir mit grosser Innovationskraft in die kommenden Bedürfnisse unserer Konsumenten investieren. Und von der salzigen Linie aus unserer Manufaktur werden Sie in Kürze neue Genuss-Produkte kennenlernen können.

Text: Miryam Koc

Bild: Thomas Hary

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