St.Gallen

Zwei Drittel – ein Wert, der aufhorchen lässt

Zwei Drittel – ein Wert, der aufhorchen lässt
Stefan C.Wolter und Margrit Stamm beantworteten Fragen von IV-Stellenleiter Patrick Scheiwiller und des Publikums
Lesezeit: 2 Minuten

«Leere statt Lehre», dieser provokante Titel der diesjährigen Dialoganlässe der IVStelle hat gleich mehrere Problematiken umrissen: den Fachkräftemangel, den schwierigen Einstieg junger Menschen ins Berufsleben und nicht zuletzt alarmierende Zahlen aus der IV-Statistik. 500 Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber nahmen an den beiden Ablässen in Flums und Gossau teil.

Text: pd

Wie hoch ist der Anteil bei Neurenten von 18- bis 24-Jährigen infolge psychischer Erkrankungen? Diese Frage stellte Michael Rimle, Leiter berufliche Integration der IV-Stelle St.Gallen, einleitend dem Publikum. Die abgegebenen Schätzungen gingen weit auseinander.

Der richtige Wert liegt bei zwei Dritteln und schreckte die Anwesenden sichtlich auf. Michael Rimle machte dann deutlich, dass die IV als Integrationsversicherung hier helfen kann. Die Weiterentwicklung der IV im vergangenen Jahr kommt also genau zur richtigen Zeit, denn neu können Jugendliche beim Einstieg ins Berufsleben bereits unterstützt werden. Nebst vielen weiteren Angeboten sind die regelmässigen Sprechstunden in den Berufsbildungszentren im ganzen Kanton ein wesentlicher Beitrag.

Michael Rimle schreckte mit neuesten Zahlen auf.
Michael Rimle schreckte mit neuesten Zahlen auf.

Wandel fordert heraus

Mit Stefan C.Wolter, Professor an der Universität Bern und Direktor der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung, sowie mit Margrit Stamm, Leiterin des Forschungsinstituts Swiss Education und Erziehungswissenschaftlerin, ist es gelungen, zwei Referierende zu verpflichten, die viel zu sagen haben. Wolter machte deutlich, wie sehr bereits diese wie auch die kommenden Generationen mit neuen Technologien konfrontiert sein werden.

Deren Entwicklung verlaufe beängstigend schnell und werde weitreichende Auswirkungen auf die Berufsbildung und Berufswelt haben, sagte er. «Die Herausforderung besteht darin, dass der Mensch Kompetenzen erwerben muss, wie er die Maschine mit allenfalls höheren Kompetenzen richtig bedienen und deren Potential und Möglichkeiten überhaupt ausschöpfen kann».

Handwerkliche Berufe und eine höhere Berufsbildung seien wichtige Bausteine, um in der Zukunft zu bestehen, sagte Margrit Stamm. Sie bedauert, dass das Image eines Berufs bei der Berufswahl von jungen Menschen eine derart grosse Rolle spielt.

Die Zufriedenheit mit dem Ausbildungsberuf sei der stärkste Faktor für den Verbleib im Beruf, sagte sie weiter. Dabei spiele der Lohn zwar eine Rolle, jedoch seien Arbeitsinhalt, die Arbeitsbedingungen insgesamt sowie berufsbegleitende Aus- und Weiterbildungsangebote mindestens ebenso wichtig.

Beide Referierenden stellten sich zum Schluss der Veranstaltung Fragen des Publikums und von IV-Stellenleiter Patrick Scheiwiller. Eingangs hat er auf eine weitere drängende Problematik hingewiesen: Der demographisch bedingte Pensionierungsboom führt dazu, dass im Jahr 2023 alleine in der Ostschweiz rund 60'000 arbeitstätige Personen weniger im Arbeitsmarkt vorhanden sein werden.

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