Thurgau

«Wir müssen uns wehren»

«Wir müssen uns wehren»
Der Thurgauer Sektionspräsident Felix Müller-Helbert durfte zahlreiche Mitglieder und Gäste aus Politik und Wirtschaft begrüssen
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Anlässlich seiner 111. Generalversammlung formulierte das ACS Sektion Thurgau ein klares Ziel: In der Verkehrspolitik will sich der Mobilitätsclub noch mehr einbringen und die Interessen seiner Mitglieder wahren.

Text: Markus Rutishauser

In diesem Jahr feiert der Automobil Club der Schweiz sein 125-jähriges Bestehen. Ebenfalls bereits 111. Jahre jung ist die Sektion Thurgau. Sektionspräsident Felix Müller-Helbert durfte im grossen Saal der Kaserne Auenfeld in Frauenfeld eine illustre Gästeschar begrüssen, darunter mit Jürg Hofer, Fredy A. Lienhard, Christian Mettler, Hans-Peter Neuweiler und Eugen Strähl auch fünf der sechs Ehrenmitglieder.

Wurden für ihre 60-jährige Mitgliedschaft im ACS Thurgau geehrt (von links):  Hans Forster (Kreuzlingen), Markus Hotz (Sulgen) und Kurt Gremlich (Kesswil).
Wurden für ihre 60-jährige Mitgliedschaft im ACS Thurgau geehrt (von links): Hans Forster (Kreuzlingen), Markus Hotz (Sulgen) und Kurt Gremlich (Kesswil).

Viel mehr als ein «Abschleppclub»

Der ACS Zentralpräsident und Nationalrat Thomas Hurter betonte in seiner Gastrede, dass der ACS viel mehr als ein Pannendienstleister sei. Er sieht den ACS mit seinen schweizweit fast 100'000 Mitgliedern als wichtigen Mobilitäts- und notabene einzigen Automobilclub der Schweiz, der sich für die Bedürfnisse und Interessen der Automobilistinnen und Automobilisten einsetzt. Auch bei politischen Prozessen und Entscheidungsfindungen wolle der ACS die Stimmen seiner Mitglieder noch öfter und entschlossener einbringen.

Wichtig sei es, so Hurter, das Nationalstrassennetz fertigzustellen und die Nadelöhre zu beseitigen. Der Zentralpräsident hält es für unsinnig und nicht zielführend, dabei Schiene und Strasse gegeneinander auszuspielen. «Wir sollten nicht vergessen», so der Schaffhauser Verkehrspolitiker, «dass 57 Prozent der Bahnbillettepreise durch die Strasse finanziert werden.» Hurter mahnt an, die nötigen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur zügig anzugehen, denn die Schweizer Bevölkerung werde in den nächsten Jahren weiter anwachsen.

Gut gelebte Co-Existenz

Oberst i Gst Felix Keller begrüsste als Gastgeber die ACS Mitglieder in «seiner» Kaserne Auenfeld. Bevor er auf die Geschichte eines der grössten Waffenplätze der Schweiz einging, stellt der Kommandant dem ACS ein ausgezeichnetes Zeugnis aus, wie vorbildlich er jeweils die Auto-Renntage auf der Allmend organisiert und durchführt.

Keller betont, dass es ihm wichtig sei, dass in Frauenfeld die Bevölkerung und das Militär eine funktionierende und ausbalancierte Co-Existenz leben würden. Obschon das Gelände primär für die militärische Ausbildung genutzt wird, profitierten von der modernen Infrastruktur auch ganz viele einheimische Vereine. Nicht zuletzt sei die Allmend aber auch ein Naherholungsgebiet mit regionaler Ausstrahlung. Insgesamt investiert das Militär in die Gesamterneuerung des Waffenplatzes Frauenfeld rund 370 Millionen Franken. Diese umfasse 15 Neubauten und sechs Sanierungen. Frauenfeld entwickelt sich so zu einem zweiten Schwerpunkt neben Thun.

 
Der Frauenfelder Waffenplatz-Kommandant Oberst i Gst Felix Keller freut sich über die gelebte Balance zwischen Militär und Bevölkerung
Der Frauenfelder Waffenplatz-Kommandant Oberst i Gst Felix Keller freut sich über die gelebte Balance zwischen Militär und Bevölkerung

«Wir müssen uns wehren»

Ein grösseres Engagement in der Verkehrspolitik kündigt der Thurgauer Sektionspräsident Felix Müller-Helbert an: «Wir müssen uns wehren gegen den Abbau von Parkplätzen und die Anordnungen von Tempo-30-Zonen auf Durchgangsstrassen. Wir sind nicht kategorisch gegen Tempo 30; wo es zur Verkehrssicherheit beiträgt, kann es sehr wohl richtig sein, Temporeduktionen zu verfügen», betonte der Sektionspräsident, «aber wir wehren uns gegen flächendeckenden Tempo-30-Massnahmen, insbesondere auf Durchgangsstrassen und auch gegen den schleichenden Abbau von Parkplätzen in den Städten.»

Zentralpräsident Thomas Hurter will auf politischer Ebene verhindern, dass Schiene und Strasse gegeneinander ausgespielt werden
Zentralpräsident Thomas Hurter will auf politischer Ebene verhindern, dass Schiene und Strasse gegeneinander ausgespielt werden

Veränderungen im Vorstand

Vier Vorstandsmitglieder traten anlässlich der 111. GV in Frauenfeld von ihren Ämtern zurück beziehungsweise übergaben diese an jüngere Nachfolger. Anstelle von Jakob Kuster übernimmt Fredy Alexander Lienhard die Leitung der Oldtimer-Gruppe. Für Bianca Rusch (Sponsoring & Social Media) konnte mit Sabrina Berdi ein motivierter Ersatz gefunden werden. Vakant bleibt hingegen der Nachfolger von Beda Stähelin (Verkehrspolitische Kommission).

Während Felix Müller-Helbert (seit 1997 im Vorstand und seit 2017 Präsident) für zwei weitere Jahre einzeln von der Generalversammlung bestätigt wurde, wählte diese die übrigen Vorstandsmitglieder in globo. Als neue Mitarbeiterinnen von Geschäftsführer Christof Papadopoulos auf der ACS Geschäftsstelle beim ehemaligen Hauptzoll in Kreuzlingen wurden Franziska Manser und Veronica Iacopetta vorgestellt.

Der ehemalige deutsche Formel-1- und DTM-Pilot Timo Glock war Überraschungsgast und stand im Interview Red und Antwort
Der ehemalige deutsche Formel-1- und DTM-Pilot Timo Glock war Überraschungsgast und stand im Interview Red und Antwort

Überraschungsgast aus der Formel 1

Als Überraschungsgast durfte Moderator Robin Dossenbach den ehemaligen Formel-1-Piloten Timo Glock begrüssen. Der 41-jährige Deutsche bestritt zwischen 2004 und 2012 insgesamt 91 WM-Grand Prix für Jordan, Toyota, Virgin und Marussia sowie 130 DTM-Rennen (fünf Siege, sechs Pole-Positions).

Glock wohnt im Thurgau, wo er neben den landschaftlichen Schönheiten des Bodensees vor allem auch die Privatsphäre sehr schätzt. Glock erzählt im Interview von seinen Anfängen auf dem Motorrad im Alter von sechs Jahren, dem Kauf eines ersten gebrauchten Karts mit dem gesamten Geld, das er anlässlich seiner Konfirmation erhielt und seinem Aufstieg bis in die Formel 1.

Sein Renndebüt gab der Wahl-Thurgauer am 13. Juni 2004 beim Grand-Prix von Kanada in Montreal und holte als Siebter auf Anhieb zwei WM-Punkte. In der Folge ging Glock in der Königsklasse quasi ein und aus – mal als Testfahrer, mal als Stammpilot wie bei Toyota in der WM-Saison 2008/09 (Gesamt-10.). Etwas weniger schöne Erinnerungen hat Timo Glock an den alles entscheidenden WM-Grand-Prix in Sao Paolo im Jahr 2008, als er unverschuldet den Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Felipe Massa zugunsten des Briten entschied.

In einem dramatischen Finale fühlte sich der Brasilianer für eine knappe halbe Minute lang als Weltmeister. Die Fans feierten schon. Aber weil der bis dahin viertplatzierte Glock im Regen mit stark abbauenden Reifen nur 400 Meter vor dem Ziel Hamilton an sich vorbeiziehen lassen musste, blieb den Brasilianern der Jubel im Hals stecken. «Ich wusste in diesem Moment nicht, dass ich soeben die WM zugunsten von Hamilton entschieden hatte», erinnert sich Glock. «Ich musste danach unter Polizeischutz zum Flugzeug chauffiert werden.»

Zehn Jahre lang hatte Glock danach keinen Kontakt mit der Familie Massa. «Inzwischen haben wir uns aber aussprechen können und sind Freunde geworden.» Als kleines Dankeschön für die spontane Zusage für das Interview in Frauenfeld erhielt Timo Glock die Mitgliedschaft im ACS Thurgau verliehen.

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