Vier Wochen Papizeit?

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Stadt-St.Galler Angestellte sollen Anspruch auf 20 Tage Vaterschaftsurlaub erhalten. Der Stadtrat hat sich für das Anliegen aus dem Stadtparlament ausgesprochen. Bezahlen sollen die zusätzlichen Ferien die Steuerzahler, die Anspruch auf einen Tag «Papizeit» haben.

Die Stadt St.Gallen soll eine Vorreiterrolle einnehmen. Das forderten Motionäre aus fünf Fraktionen in ihrem Vorstoss zum Vaterschaftsurlaub, schreibt das «Tagblatt». Ihre Forderung: Alle städtischen Angestellten, die Väter werden, sollen neu unabhängig ihres Dienstalters Anspruch auf vier Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub haben.

Der Stadtrat hat sich, wenig überraschend (2 x SP, 1 x GLP, 1 x parteilos und 1 x FDP) in seiner Stellungnahme für diese Änderung im Personalreglement ausgesprochen. Er beantragt, die Motion von Peter Olibet (SP), Michael Hugentobler (CVP), Andreas Hobi (Grüne), Christoph Wettach (GLP) und Manuela Ronzani (SVP) erheblich zu erklären. Der Vaterschaftsurlaub sei eine «effektive Massnahme für einen guten Start ins Familienleben», schreibt der Stadtrat gemäss «Tagblatt». Mit der Einführung eines besoldeten Vaterschaftsurlaubs von 20 Tagen sieht er zudem die Chance, die Stadt St.Gallen «weiterhin als attraktive und zukunftsorientierte Arbeitgeberin zu positionieren».

Dabei «vergisst» der Stadtrat offenbar, dass die Stadt mit fünf oder zehn Tagen Vaterschaftsurlaub (je nach Dienstalter) schon heute grosszügig mit ihren Angestellten umgeht – ebenso, was die Besoldung angeht. Und: Nur die grössten und finanzkräftigsten privaten Unternehmen können sich einen Vaterschaftsurlaub leisten, der über das gesetzliche Minimum von einem Tag herausgeht. So gewähren etwa Migros und Raiffeisen 15, Aldi und Lidl 10, SGKB und TKB fünf Tage. Selbst der Kanton St.Gallen gibt nur fünf Tage. Und kleinere Unternehmen können sich solche «Zückerchen» schlicht nicht leisten, sei es aus finanziellen Gründen oder wegen der Absenzen.

Die zusätzlichen vier Wochen Ferien für die Staatsangestellten sollen die Steuerzahler bezahlen, die in der Regel einen Tag Vaterschaftsurlaub zugute haben ... Ebenfalls «vergessen» wird bei der Forderung, dass der Schwangerschaftsurlaub für Mütter primär der Erholung der Frau von Schwangerschaft und Geburt dienen soll.