Thurgau

Vereint im Kampf gegen Trockenheit und Regulierungswut

Vereint im Kampf gegen Trockenheit und Regulierungswut
Adrian Altenburger (Moderator), Kurt Egger (Grüne), Peter Dransfeld, Grüne), Roland Hollenstein (Mitte) und Bruno Stäheli (GLP)
Lesezeit: 3 Minuten

Bis anhin beschränkten sich die hiesigen Architekten und Ingenieure grösstenteils darauf, im Beruf zu reüssieren. Doch Themen wie eine zunehmende Gesetzes- und Regulierungswut, fortschreitender Klimawandel und stagnierende Energiewende politisieren die Planer plötzlich. Nun lud der Schweizerische Ingenieurs- und Architektenverein Sektion Thurgau nach Ermatingen zur Politrunde mit Vereinsmitgliedern, die für den Nationalrat kandidieren.

Text: Christof Lampart

Dass die Diskussionsrunde im «Wy & Kafi» in Ermatingen über die Bühne ging, war kein Zufall, war doch Hausherr Peter Dransfeld (Grüne) Teil der Diskussionsrunde, die durch Roland Hollenstein (Mitte, Guntershausen), Bruno Stäheli (GLP, Frauenfeld) und Nationalrat Kurt Egger (Grüne, Eschlikon, ) ergänzt und von Adrian Altenburger (Professor am Institut für Gebäudetechnik und Energie der Hochschule Luzern) geleitet wurde. Von den SIA-Kandidaten fehlte nur Katrin Bétrisey (Grüne, Kesswil).

«Wir haben da noch Nachholbedarf»

Warum es ihn nach wie vor brauche, wurde der seit vier Jahren in Bern wirkende Kurt Egger gefragt – und der 67jährige antwortete: «Erfahrung ist im Rat wichtig – und die Pensionäre-Generation ist im Nationalrat untervertreten. Und ich denke, dass die Bevölkerung angemessen vertreten sein sollte. Aktuell sind wir weniger als die Hälfte, die angemessen wäre», so Egger.

Dass der SIA Thurgau zunehmend politisch auftritt, gefällt ihm, denn «das Bauen ist zum grossen Teil auch eine rechtliche Frage. Und eine wirtschaftliche und ökologische Geschichte. Dort müssten wir noch vermehrt Einfluss nehmen. Im Vergleich zur Landwirtschaft oder dem Gesundheitswesen haben wir da sicher noch Nachholbedarf». Politisch wolle er sich bei einer Wiederwahl vermehrt dem Thema Kreislaufwirtschaft widmen. «Mich beschäftigt der immense Ressourcenverbrauch des Bauens. Die meisten Abfälle in der Schweiz werden durchs Bauen produziert – und wir haben beschränkte Ressourcen», so Kurt Egger.

Peter Dransfeld, «Architekt, Gewerbler, Vereins- und Baumensch aus Leidenschaft», liegt das nachhaltige Bauen am Herzen. Entsprechend wünschte er sich weniger Regulation und mehr Mut in den Amtsstuben, wenn es ums Bauen ginge. Regeln seien zwar wichtig, aber es gehe nicht an, dass die Hürden für ein Baugesuch immer höher würden. «Der Vollzug oder die Frage, ob ein Beamter bürokratisch arbeitet oder nicht, können wir in der Politik beeinflussen», verdeutlichte Dransfeld deutlich, was ihn politisch antreibt. «Wir Politiker sollten uns nicht nur den Regeln und der Strategie widmen, sondern auch dem Vollzug. Denn die beste Klima- und Planungspolitik nützt nichts, wenn ein kleinkariertes Denken herrscht», so Dransfeld.

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Abstrakte Vorschriften und zunehmende Trockenheit

Mit 70 Jahren ein Neuling – auch das gibt es in diesem Wahljahr mit dem Frauenfelder Bruno Stäheli, der sich als «typischer Vertreter der Architekten» bezeichnet. Politisch habe er «keinen Rucksack», doch sei er seit jeher «lokal sehr stark engagiert». Und da vor allem in der Städteplanung, welche, seiner Meinung nach, in Frauenfeld nicht stattfindet. «Seit 20 Jahren diskutieren wir die Städteplanung nur anhand der Verkehrsführung, was ich als eine unglaubliche Geschichte empfinde.» In Japan habe er erlebt, was verdichtetes Bauen bedeute. Davon seien wir in der Schweiz noch ganz weit entfernt: «Die Vorschriften kommen sehr abstrakt daher. Mit acht Metern Distanz von Bau zu Bau erreichen wir die Verdichtung, wie ich sie mir vorstelle, nicht.»

«Ohne Blau gibt es kein Grün», bringt Roland Hollenstein auf den Punkt, was ihn als Planer und Politiker antreibt. «Ich komme vom Wasserbau und bin fest davon überzeugt, dass in Siedlungen und Städten noch viel mehr im Bereich Schwammstadt gemacht werden müsste. Denn viele Leute haben, zu Recht, immer mehr Angst vor der zunehmenden Trockenheit.» Insbesondere bei vielen Landwirtschaftsprojekten, der er begleite, «ist die Angst vor nicht mehr genügend Wasser vorhanden». Seine Lösung: «Wir müssten wieder mehr versickerbare Böden machen, das ist vielen Städteplanern viel zu wenig bewusst.»

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