St.Gallen

Unpräzise Analysemethoden: Beim Altgold-Verkauf lässt sich mehr herausholen

Unpräzise Analysemethoden: Beim Altgold-Verkauf lässt sich mehr herausholen
Studienleiter Prof. Dr. Sven Reinecke
Lesezeit: 4 Minuten

66 Prozent der Bevölkerung besitzen Schmuckstücke aus Gold. Der Gesamtwert auf Basis von Selbstschätzungen beträgt hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung 17,182 Milliarden Franken. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der HSG im Auftrag des Wittenbacher Edelmetallhändlers Philoro. Sie zeigt auch, dass Altgold oft zu billig verkauft wird.

Laut der Studie hat eine knappe Mehrheit der Schweizer (52%) in der Vergangenheit schon mindestens einmal Goldschmuck verkauft. Unter den Gründen für den Verkauf steht «schnelles Geld» an erster Stelle. Die Studienautoren gehen davon aus, dass der Altgold-Verkauf aufgrund der gegenwärtigen wahrgenommenen Inflation besonders beliebt sei.

Beim Altgold-Ankauf dominieren das Wägen, der Säuretest und eine Bauch- oder Augenschätzung. Diese nicht allzu präzisen Methoden führen wohl eher zu einem tieferen Ankaufspreis, obwohl gerade der Ankaufspreis seitens der verkaufenden Kundschaft eigentlich besonders hohe Priorität hat.

Das Institut für Marketing und Customer Insight der Universität St.Gallen (HSG) hat von August bis September 2023 2'633 Erwachsene aus allen Sprachregionen der Schweiz befragt. Die Umfrage zeigte, dass der Anteil von Personen, die einmal oder mehrmals Goldschmuck verkauft haben, bei den Männern mit 59 Prozent einiges höher ist als bei den Frauen (44 %).

Unabhängig vom Geschlecht können sich 77 Prozent der Befragten vorstellen, in Zukunft nochmal/einmal Altgold zu verkaufen. «Es ist anzunehmen, dass die gegenwärtig wahrgenommenen Inflation eine Auswirkung auf die Absichten für den Verkauf von Altgold hat», sagt Professor Sven Reinecke von der Universität St.Gallen.

Wägen und Säuretest dominieren bei Altgold-Ankauf

Gefragt nach der Schätzmethode für das Altgold zeigt sich, dass das Wägen mit 41 Prozent klar dominiert. An zweiter Stelle folgt der Säuretest (26 %). Erstaunlich hohe 12 Prozent der Befragten gaben an, dass der Ankäufer lediglich nach dem Bauchgefühl oder mit den Augen eine Schätzung vornahm. Die eigentlich präzise Methode der sogenannten Röntgenfluoreszenzanalyse wurde nur von 10 Prozent der Umfrageteilnehmer angegeben.

Obwohl damit das Gros der Umfrageteilnehmer Schätzmethoden angab, die nicht allzu präzis sind, gaben sie sich mit der ausbezahlten Ankaufssumme einigermassen zufrieden. An erster Stelle bei der Zufriedenheit stehen eindeutig die Edelmetallhändler (5,5 auf einer Skala von 1 bis 7). An zweiter Stelle folgen die Online-Ankäufer (4,9). Das Schlusslicht nehmen die Juweliere ein (4,4).

Beim Altgold-Verkauf hat für die Kunden die Vertrauenswürdigkeit die höchste Priorität, an zweiter Stelle folgt die Korrektheit der Schätzung. Hierzu ist zu vermerken, dass 65 Prozent der Kunden keine Zweitmeinung zur Schätzung einholt.

  
Philoro-CEO Christian Brenner
Philoro-CEO Christian Brenner

«Kunden könnten mit genauer Analyse mehr herausholen»

«Die Leute wollen zwar einen hohen Ankaufspreis, gleichzeitig verlassen sie sich auf eher unpräzise Schätzmethoden. Dabei hängt der Ankaufspreis ja in erster Linie davon ab, wie genau der Edelmetallgehalt bestimmt wird», sagt Christian Brenner, CEO von Philoro Schweiz.

«Wer sein Altgold verkauft, kann viel mehr herausholen, wenn ein Ankäufer gewählt wird, der die Röntgenfluoreszenzanalyse anwendet», so Brenner. «Mit dieser präzisen Analyse werden alle Edelmetalle eines Schmuckstücks gemessen, also Gold, Silber, Platin und Palladium», erklärt er.

Man solle darauf achten, dass alle Edelmetalle zum aktuellen Kurs ausbezahlt werden. Neben einem Hauptedelmetall könnten die weiteren Bestandteile nicht selten rund 10 Prozent des gesamten Ankaufspreises ausmachen, was bei teuren Schmuckstücken ins Gewicht falle, mahnt Christian Brenner.

«Schnelles Geld» als Hauptgrund für Schmuckverkauf

Gefragt nach den Gründen für den Verkauf von Goldschmuck im Rückblick stehen finanzielle Engpässe an erster Stelle, gefolgt vom Konsum und Reinvestitionen. Die Befragten nannten am häufigsten das «schnelle Geld» (35%), gefolgt von der Absicht, neuen Schmuck zu kaufen (15%) und dem Sparen für die Ferien (12%). Geld für ein Auto oder den Kauf von Aktien oder einer Kapitalanlage machen bei den Verkaufsgründen je 9 Prozent aus.

Laut der Studie verkaufen die Leute das Altgold vor allem bei einem lokalen Goldhändler (33%) oder bei einem Juwelier (32%). Nicht stationäre Händler machen 16 Prozent aus, gefolgt von Online-Ankäufern mit 11 Prozent. Ein Edelmetallhändler wird von 6 Prozent der Befragte favorisiert, eine Bank von 3 Prozent.

Goldschmuck im Gesamtwert von über 17 Milliarden Franken

Bei denjenigen Schweizern, die Goldschmuck besitzen, beträgt der Besitz pro Kopf durchschnittlich 7,1 Schmuckstücke. Eine Testbefragung hatte ergeben, dass es schwierig ist, den eigenen Schmuckbesitz in Gramm zu schätzen, weshalb in der Feldstudie nach der Stückzahl gefragt wurde.

Die Studienteilnehmer schätzten den Wert ihres Goldschmucks zum Zeitpunkt der Erhebung auf durchschnittlich 2'376 Franken pro Kopf. Hochgerechnet auf die erwachsene Bevölkerung ergibt das für die Schweiz Goldschmuck im Gesamtwert von 17,182 Mrd. Franken. Das entspricht gemessen am Goldpreis einem Gewicht von rund 319 Tonnen.

Menschen mit höheren Einkommen oder höherem Bildungsabschluss sind eher in Besitz von Goldschmuck. Mit der Zunahme des Alters nimmt der Anteil jener, die Goldschmuck besitzen, eher ab. «Viele ältere Menschen verkaufen oder vererben alten, nicht mehr benötigten Schmuck wohl oft schon zu Lebzeiten», sagt Christian Brenner, CEO von Philoro Schweiz.

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