Über den Umgang mit einer neuen Normalität

Finanzkrise, Frankenschock, Masseneinwanderungsinitiative: Die Ostschweizer Unternehmen blicken auf turbulente Jahre zurück, heisst es in der Mitteilung der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell (IHK). Gleichwohl war die Wucht, mit der das Coronavirus über uns hereinbrach, beispiellos, so die IHK weiter. «Dank eines konsequenten und raschen Handelns von Bund, Unternehmen und jeder einzelnen Person hat die Schweizer Wirtschaft die erste Welle verhältnismässig gut überstanden. Doch für einen Grossteil der Industrieunternehmen stehen die grossen Herausforderungen erst bevor: Die Auftragsbeschaffung gestaltet sich schwierig, die Unterstützungsmassnahmen des Bundes laufen aus und über all dem hängt das Damoklesschwert einer zweiten Pandemiewelle», hält die IHK fest.
Tage der Wahrheit für Kurzarbeitsentschädigung
Entsprechend gespannt schauten die Unternehmen gestern nach Bern, schreibt die IHK weiter. Dort beriet der Bundesrat, welche Vereinfachungen bei der Kurzarbeitsentschädigung (KAE) über den 31. August Bestand haben sollen. Zur Debatte standen insbesondere zwei Forderungen der Wirtschaftsverbände. Erstens soll die maximale Bezugsdauer für KAE von 12 auf 18 Monate ausgeweitet werden. Und zweitens soll die Karenzfrist – also die Wartefrist, während derer die Unternehmen den Arbeitsausfall selbst tragen müssen – weiterhin reduziert bleiben.
«Die IHK begrüsst, dass der Bundesrat diesen beiden Anliegen nachgekommen ist. Die Kurzarbeit hat sich als äusserst effektives Instrument bewährt. Sie kann zwar nicht langfristig als Allheilmittel eingesetzt werden. Zur Sicherung von Arbeitsplätzen in eigentlich gesunden Unternehmen wird sie aber insbesondere in den Exportbranchen relevant bleiben», betont die IHK.
Eigenverantwortung weiterhin wahrnehmen
Klar ist für die IHK aber auch: Ein vereinfachtes Kurzarbeitsregime zaubere kein Virus weg. Impfungen hätten zwar das Potenzial dazu, seien in absehbarer Frist aber nicht flächendeckend verfügbar. «Unternehmen, Gesellschaft, ja wir alle müssen lernen, mit der neuen Normalität umzugehen. Zu dieser Normalität gehört auch die Unsicherheit über die weitere epidemiologische Entwicklung und die damit verbundenen Massnahmen», erklärt die IHK. Die Verantwortung könne dabei nicht unreflektiert auf die Behörden abgeschoben werden. Nach wie vor sei jede und jeder Einzelne gefordert, in der Freizeit gleichermassen wie am Arbeitsplatz.
IHK-Direktor Markus Bänziger empfiehlt den IHK-Mitgliedern in diesem Zuge auch die SwissCovid App zur Installation. Die konsequente Rückverfolgung der Infektionsketten sei aktuell möglich und notwendig. Misslingt diese grossflächig, sei wieder mit einschneidenden Einschränkungen zu rechnen. «Im Lichte wieder steigender Fallzahlen gilt es, einen erneuten (regionalen) Lockdown mit allen Mitteln zu verhindern», so Bänziger. Ein solcher hätte eine enorme Unsicherheit zur Folge und würde die wirtschaftliche Erholung nachhaltig ausbremsen.
IHK-Sonderpublikation «Raus aus der Krise!»
Die Industrie- und Handelskammern St.Gallen-Appenzell und Thurgau widmen sich mit einer gemeinsamen Sonderpublikation dem Umgang von Ostschweizer Unternehmen mit der Corona-Pandemie. Die Publikation kann hier abgerufen werden, physische Exemplare können kostenlos über das IHK-Sekretariat bezogen werden (071 224 10 10, sekretariat@ihk.ch).