Teilzeit Wirtschaft: Erweitertes Studienangebot in Rapperswil

Mitte September beginnt das erste Wirtschaftsstudium am Standort Rapperswil der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Neu werden auch hier Betriebsökonomen und Wirtschaftsinformatiker ausgebildet. Dreissig Studenten aus dem Raum Rapperswil, den Kantonen Glarus, Schwyz und Zürich bilden den ersten Jahrgang. «Aufgrund der Nachfrage ermöglichen wir nun bereits diesen Herbst auch ein Teilzeitstudium in Rapperswil», sagt Prof. Dr. Marion Pester, Chefin des Departements Wirtschaft. Man spreche junge Leute mit Berufsmatura oder Matura an, die bereits in die Arbeitswelt integriert sind und weiterhin einen Lohn erwirtschaften wollen.
Stärkung der Praxisprojekte in Rapperswil
«Wer in der Nähe und mit Leuten aus der eigenen Umgebung studieren kann, gewinnt viel Zeit», weiss die Rapperswilerin Kerstin Herrli, die ihr Wirtschaftsstudium 2019 begann, als man noch nach St.Gallen pendeln musste. Den Weg nahm sie dennoch auf sich, denn «ich schätze die kleinen Klassen an der OST. Zudem übernimmt man in speziellen Praxisprojekten Verantwortung, lernt Teamarbeit, erarbeitet Referenzen und knüpft Kontakte in die Wirtschaft.» Alle Studenten arbeiten nämlich im Studium an Aufträgen für echte Kunden.
Mit dem Wirtschaftsstudium werden nun auch die Praxisprojekte stärker in Rapperswil verankert. Beat Aebi, Leiter Marketing und Produktmanagement der Geberit Vertriebs AG in Jona, wandte sich schon zuvor mehrfach an Studenten der OST in St.Gallen: «Es ist wichtig, sich auf neue Denkmuster einzulassen. Die Zusammenarbeit erfrischt und inspiriert. Wir gewannen wertvolle und umsetzbare Impulse.» Das Praxisprojektmodell ist schweizweit einzigartig. Achtzig Prozent ihrer Zeit verbringen die Wirtschaftsstudenten der OST im «Schulzimmer», zwanzig Prozent setzen sie für gecoachte Aufträge ein – darunter auch Projekte in China oder den USA. «Die Studenten spüren die Märkte direkt», erklärt Prof. Peter Müller, der die Praxisprojekte koordiniert und nun im Raum Rapperswil mit Studenten aus der Region anbietet – mit Überzeugung: «Unsere Absolventen sind kompetenter und selbstsicherer beim Umsetzen des Gelernten.»
Bewährtes Modell, zeitgemässe Kompetenzen
Über 1‘000 Praxisprojekte wurden in den letzten Jahren umgesetzt – das Modell wird von der Wirtschaft breit mitgetragen: Für den WTT Young Leader Award engagieren sich Führungspersönlichkeiten von 28 Unternehmen und Organisationen – sie fördern damit ausserordentliche Leistungen und prämieren jeweils Ende September die besten Arbeiten mit einer Preissumme von 22‘000 Franken. Schon lange dabei ist Thomas Harring, CEO der Leica Geosystems: «Motivierte Studenten arbeiten rund 800 Stunden an geschäftskritischen Fragestellungen, für die viele Unternehmen selbst kaum Ressourcen und Kompetenzen hätten.»
Bei Bühler ist Personalchef Christof Oswald überzeugt: «Die regionalen Unternehmen haben Zugang zu aktuellem Hochschul-Know-how und erhalten methodisch saubere Marktforschungen und Konzepte.» Alle Branchen und Firmengrössen sind vertreten – die bezahlten Aufträge nimmt die WTT Wissenstransferstelle bis November entgegen. «Neu arbeiten wir auch mit dem Departement Technik an der OST zusammen, um Fragen der künstlichen Intelligenz zu bearbeiten», so Müller.
Maximale Praxisorientierung mit Teilzeit-Studium
Wer über die Praxisprojekte hinaus gleichzeitig Know-how erwerben und anwenden will, ist im neu angebotenen Teilzeit-Studium besonders gut aufgehoben: Zwei bis drei Tage pro Woche geht es an die Hochschule – die restliche Zeit gebührt der Arbeit. «Das Teilzeit-Studium ist auch interessant für Unternehmen, die Talente im Betrieb halten und fördern wollen, indem sie ihnen einen Hochschulabschluss ermöglichen», sagt Markus Bänziger, Direktor der Industrie- und Handelskammer St.Gallen-Appenzell. In Zeiten des Fachkräftemangels sei es entscheidend, dass dies nun auch in Rapperswil möglich sei.«Das Teilzeit-Studium ermöglicht es, einer Berufstätigkeit von fünfzig bis sechzig Prozent nachzugehen», erzählt Prof. Thomas Metzger, Leiter der Lehre Wirtschaft der OST. Das enge Betreuungsverhältnis und das fast schon familiäre Umfeld in Rapperswil seien unvergleichlich. Das Beratungs- und Anmeldefenster ist ab sofort bis Ende August offen.