SVIT Ostschweiz hat eine neue Präsidentin

Text: Markus Fässler
Wie verabschiedet man jemanden, der nicht geht? Diese Frage stellte Marcel Manser an der 91. Generalversammlung des SVIT Ostschweiz am 5. Mai 2025 im Kursaal Heiden AR in den Raum. Der Grund dafür: Thomas Mesmer. Nach zwölf Jahren – und damit der gemäss Statuten maximalen Amtsdauer – gab er das Präsidium ab. «Es waren spannende zwölf Jahre, in denen ich sehr viel Unterstützung und Wohlwollen von allen Seiten erhielt. Was ich euch mitgeben will: Hinterfragt und bildet euch eine eigene Meinung.»
Strässle einstimmig gewählt
Gleich im Anschluss an die Verabschiedung folgte die Neuwahl von Mesmer in den Vorstand als Verantwortlicher für das Ressort Finanzen, Netzwerk/Politik. 46 Ja-Stimmen und eine Enthaltung reichten dafür locker. «Präsident Thomas Mesmer, wir werden dich vermissen. Vorstandsmitglied Thomas Mesmer, schön, bleibst du dem SVIT Ostschweiz erhalten», sagte Marcel Manser.
Dieser wiederum wird in Zukunft keine offizielle Rolle innerhalb des Verbandes mehr einnehmen. Nach insgesamt 16 Jahren trat der Vizepräsident zurück. Seinen Posten übernimmt Matthias Hutter, der weiterhin das Ressort Anlässe betreut. «Es wurde Zeit, neuen Kräften und Ideen Platz zu machen. Ich habe die Arbeit im Vorstand immer geschätzt und konnte einiges bewegen», so Manser.
Dann hatten die 47 anwesenden Stimmberechtigten die Aufgabe, eine neue Präsidentin oder einen neuen Präsidenten zu wählen. Vorgeschlagen wurde Claudia Strässle, die bereits seit 2017 im Vorstand des SVIT Ostschweiz für das Ressort Erwachsenenbildung verantwortlich zeichnet. Sie ist Immobilienbewirtschafterin und Immobilienbewerterin mit eidg. Fachausweis sowie Inhaberin und Geschäftsführerin der Strässle Immobilien-Treuhand GmbH in Wängi TG.
Alle Stimmzettel schnellten im entscheidenden Moment gemeinsam in die Höhe, und damit wurde Strässle einstimmig als neue Präsidentin gewählt. «Es ist mir eine grosse Ehre, das Präsidium zu übernehmen. Für mich ist es etwas Besonderes, die erste Präsidentin in der 91-jährigen Geschichte des SVIT Ostschweiz zu sein. Ich freue mich, gemeinsam mit dem Vorstand den Verband weiterzuentwickeln», sagte Strässle.
Neu und ebenfalls einstimmig wurde Melanie Inauen in den Vorstand gewählt. Sie übernimmt das Ressort Berufsbildung. Die Immobilienbewirtschafterin mit eidg. Fachausweis ist Teamleiterin Immobilienbewirtschaftung am Standort St.Gallen der Altrimo AG mit Sitz in Appenzell AI. «Ich freue mich auf die spannende Aufgabe und darauf, neue Erfahrungen zu sammeln, zusätzliches Wissen zu gewinnen und Kontakte zu knüpfen.» Zum Freimitglied wurde zudem Jonny Hutter aus Diepoldsau ernannt. Dieser hat sich diese Ehre nach 25 Jahren Mitgliedschaft und als ehemaliger Präsident des SVIT Ostschweiz mehr als verdient.
Problemfall Stockwerkeigentum?
Die restlichen Traktanden wurden zügig abgehandelt. Thomas Mesmer schaute in seinem letzten «Jahresbericht des Präsidenten» wie gewohnt kritisch, zynisch, zum Nachdenken anregend und mit viel Humor auf die aktuelle Weltlage. Zudem warf er die Frage auf, ob das Stockwerkeigentum bald zu einem Problemfall werde.
«Es fehlen Sanierungspläne, die Erneuerungsfonds sind schlecht dotiert, und es gibt Eigentümer, die sich grössere Investitionen nicht mehr leisten können oder aus Altersgründen nicht mehr wollen. Seitens der Banken fehlt zudem immer noch ein Modell, das Sanierungsfinanzierungen erlaubt.» Ein weiteres Problem: Immer weniger Bewirtschaftungsfirmen verwalten Stockwerkeigentum. «Man will nach Feierabend nicht mehr über Veloständer diskutieren», so Mesmer.
Der Nachwuchs gibt Hoffnung
Erfreulicheres hatte der scheidende Präsident aus dem Bereich Grundausbildung zu berichten. Wie jedes Jahr zeichnete der SVIT Ostschweiz auch 2024 die besten Absolventen der dreijährigen Lehre in der kaufmännischen Grundausbildung Treuhand/Immobilien mit Schwerpunkt Immobilien aus.
Von den insgesamt 48 Lernenden schloss Lerzan Ernez (Goldinger Immobilien AG) ihre KV-Lehre mit der beeindruckenden Note 5,38 am besten ab. Gleich dreimal wurde danach Rang zwei ausgezeichnet: Jennifer Nalesso (Thoma Immobilien Treuhand AG), Ronja Müller (Trewim AG) und Noah Hermann (VERIT Immobilien AG) brillierten jeweils mit der Note 5,25.
Gar nicht zur Prüfung für den Fachausweis Immobilienbewirtschafter/in angetreten sind hingegen gleich mehrere Anwärter. Der kuriose Grund: Sie haben die Anmeldung verpasst. «Es ist kaum zu glauben, dass erwachsene Personen das schaffen», sagte Claudia Strässle. Wenig überraschend waren dann auch die sinkenden Erfolgsquoten bei den Prüfungen. 2023/24 schafften sie von insgesamt 512 Teilnehmern nur gerade 51,2 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 60,2 Prozent.
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«IMMO VISION» geht in die nächste Runde
Den Abschluss machte Matthias Hutter aus dem Ressort Anlässe. Er blickte auf das erfolgreiche Comeback der «IMMO VISION» zurück. Im August 2024 fand der neue Impulsevent in der Ostschweiz nach mehreren Jahren Pause endlich wieder statt und lockte über 200 Teilnehmer ins Würth Haus Rorschach. Das Datum für die diesjährige Durchführung am selben Ort ist der 20. August 2025. Schwerpunktthema ist die Mobilität. Ebenfalls bereits bekannt sind die Daten für den Neujahrsapéro (5. Januar 2026) sowie die 92. Generalversammlung (4. Mai 2026).
Der Vorstand des SVIT Ostschweiz setzt sich neu wie folgt zusammen:
- Claudia Strässle, Präsidentin
- Matthias Hutter, Vizepräsident und Ressort Anlässe
- Thomas Mesmer, Ressort Finanzen, Netzwerk/Politik
- Cornel Eisenring, Ressort Erwachsenenbildung
- Melanie Inauen, Ressort Berufsbildung
- Michel Staubli, Marketing
- Claudia Eberhart, Sekretariat
Im SVIT Ostschweiz sind über 200 Firmen-, Förder- und Einzelmitglieder aus den Kantonen St.Gallen, Thurgau, beiden Appenzell und aus dem Fürstentum Liechtenstein organisiert.
«Sich selber bleiben und Mut für Veränderungen haben»
Thomas Mesmer legt sein Amt als Präsident des SVIT Ostschweiz nach zwölf Jahren nieder und übergibt an Claudia Strässle. Der Scheidende und die Neugewählte über prägende Momente, den hohen Stellenwert der Nachwuchsförderung und angestrebte Verbesserungen.
Thomas Mesmer, nach zwölf Jahren als Präsident des SVIT Ostschweiz ist Schluss. Sind Sie froh, dass es vorbei ist?
Thomas Mesmer: Nein, froh bin ich natürlich nicht. Jedoch sind in unseren Statuten zwölf Jahre Amtszeitbeschränkung beim Präsidentenamt vermerkt. Ich musste also gehen. (lacht) Nein, es ist gut so. Ich habe mein Amt als Präsident unheimlich gern ausgeführt. Aber es war an der Zeit, die Nachfolge zu regeln und Platz zu machen.
Welches waren die prägendsten Momente während Ihrer Zeit als Präsident?
Thomas Mesmer: Das ist unter anderem der Aufbau des SVIT Young Ostschweiz und die Nachwuchsförderung, die wir vorwärtsgebracht haben. Aber auch unsere Anlässe sind meiner Meinung nach spannender und besser geworden. Ein weiteres, prägendes Erlebnis war eines der positivsten und gleichzeitig eines der negativsten.
Erzählen Sie uns davon.
Thomas Mesmer: Der Auftritt und die Entwicklung, die wir mit der Immomesse und danach mit der «IMMO VISION» durchlaufen haben. Wir haben die Veranstaltungen auf ein hohes Niveau gebracht und waren eine grosse Nummer. Das abrupte und unschöne Ende nach der jahrelangen und guten Zusammenarbeit mit den Olma Messen hat jedoch einen faden Beigeschmack hinterlassen. Leider sind wir nicht wirklich im Guten auseinandergegangen.
Was war das Problem?
Thomas Mesmer: Die «IMMO VISION» hatte für die Olma Messen nach der Corona-Pandemie plötzlich nicht mehr den gleichen Stellenwert. Die ganze Messe sollte neu aufgebaut werden, und der Eintritt sollte etwas kosten. Wir haben gemerkt, dass das Gegenüber nicht mehr Partner war. Jetzt sind wir aber stolz, dass wir 2024 das Comeback der «IMMO VISION» feiern konnten und den beliebten Anlass in Zukunft selber durchführen können.
Wie hat sich die Immobilienbranche in Ihren Augen in den vergangenen zwölf Jahren verändert?
Thomas Mesmer: Vor zwölf Jahren ging es der Immobilienbranche sehr gut – und das ist auch heute noch der Fall. Wir sind weiterhin in einer Branche, in der man kaum Zukunftsängste haben muss. Selbst während der Coronapandemie war dies der Fall – obwohl zu Beginn das Gegenteil behauptet wurde. Alles, was mit Wohnen zu tun hat, hat geboomt. Die Arbeit geht uns nie aus. In den vergangenen Jahren waren wir stark mit den Neuerungen in der Haustechnik wie E-Mobilität, PV-Anlagen oder alternative Heizsysteme beschäftigt. Jetzt gerade ist die Digitalisierung omnipräsent. Aber die Immobilienbranche ist bekanntlich etwas träge. Wir haben also genug Zeit, uns anzupassen.
Claudia Strässle: Genau aus diesem Grund haben der scheidende Präsident und die neue Präsidentin des SVIT Ostschweiz beide nach wie vor eine Papieragenda. (lacht)
Claudia Strässle, Sie wurden an der 91. Generalversammlung des SVIT Ostschweiz einstimmig zur neuen Präsidentin gewählt. Wieso haben Sie sich zur Verfügung gestellt?
Claudia Strässle: Es ist eine riesige Ehre für mich, dass ich dieses Amt übernehmen darf. Die Region Ostschweiz hat viele kleinere und mittlere Immobilien- und Treuhandunternehmen. Deshalb ist es umso schöner, dass jemand aus einer kleineren Firma wie der Strässle Immobilien-Treuhand GmbH den SVIT Ostschweiz im Präsidium vertreten darf. Und als Frau ist es natürlich nochmals etwas Besonderes, die erste Präsidentin in der 91-jährigen Geschichte des SVIT Ostschweiz zu sein.
Haben Sie vor Ihrer Kandidatur mit Thomas Mesmer gesprochen?
Claudia Strässle: Ich hatte bereits im Vorstand Einblicke in die Arbeit von Thomas. Er hat immer sehr transparent über seine Tätigkeit und auch die Arbeit im Zusammenhang mit dem SVIT Schweiz informiert. Das hat geholfen, mir ein Bild zu machen. Ich habe von Thomas zwei uralte USB-Sticks mit Inputs erhalten, die über Generationen weitergegeben wurden, mit dem Hinweis: «Du darfst gestalten, und wir vom Vorstand unterstützen dich dabei.» Besser kann man es sich nicht wünschen.
Und wie wollen Sie den SVIT Ostschweiz in der Zukunft gestalten?
Claudia Strässle: Wir haben in den vergangenen Jahren bereits sehr viel erreicht, etwa mit dem SVIT Young Ostschweiz, den Weiterbildungen und den verschiedenen Anlässen. Wichtig ist mir, den Nachwuchs noch mehr zu integrieren. Nur mit ihm kann unsere Branche und das Fachwissen weiterbestehen. Ich bin aber nicht der Meinung, dass wir nun alles über den Haufen werfen müssen, nur weil eine neue Person Präsidentin ist. Wichtig ist, dass wir bei den vielen wirtschaftlichen und politischen Änderungen am Ball bleiben und dies unseren Mitgliedern weitergeben.
In welchen Bereichen kann sich der SVIT Ostschweiz noch verbessern?
Claudia Strässle: Ich bin überzeugt, dass viele unserer Kunden in der Immobilienbranche immer noch nicht wissen, was wir als Qualitätssiegel SVIT Ostschweiz wirklich vertreten: nämlich fundiertes Fachwissen von absoluten Immobilienprofis. Das wollen wir präsenter machen. Zudem eröffnet sich uns mit dem Wechsel im Präsidium des SVIT Schweiz die Möglichkeit, als SVIT Ostschweiz noch mehr Gewicht im Hauptverband zu bekommen. Schliesslich sind wir eine grosse Region.
Thomas Mesmer, Ihre wichtigsten Tipps an Claudia Strässle?
Thomas Mesmer: Authentisch und sich selber bleiben, Mut für Veränderungen haben und ja nie denken: «Das haben wir schon immer so gemacht», damit man nicht zu einem Altherren-Gremium verkommt. Aber mit der Frauenpower, die wir im Vorstand dank Claudia Strässle, Claudia Eberhart und seit Neuestem auch mit Melanie Inauen haben, sowie dem SVIT Young Ostschweiz, mache ich mir diesbezüglich keinerlei Sorgen.
