St.Gallen

St.Gallen Symposium stellt «neuen Generationenvertrag» zur Diskussion

St.Gallen Symposium stellt «neuen Generationenvertrag» zur Diskussion
Das St.Gallen Symposium 2023 findet am 4. und 5. Mai statt
Lesezeit: 4 Minuten

Wie lösen Menschen kurzfristig akute Krisen, ohne langfristig Schaden anzurichten? Darüber und die Frage, wie ein neuer Generationenvertrag ausgestaltet sein muss, diskutieren HSG-Studenten mit Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik sowie jungen Talenten aus aller Welt am 52. St.Gallen Symposium. Zu Gast sind u.a. Publizist Richard David Precht, Klimaaktivistin Vanessa Nakate, «Black Lives Matters»-Aktivistin Ayọ Tometi und die deutsche Grünen-Chefin Ricarda Lang. Erstmals werden auch öffentliche Formate in der St.Galler Altstadt angeboten.

Text: pd

Das 52. St.Gallen Symposium ist in diesem Jahr so international und öffentlich wie nie ausgestaltet. Ein Grossteil der Diskussionsformate kann im öffentlichen Live-Stream mitverfolgt werden. Wer in der Region Ostschweiz zu Hause ist, kann zudem am neuen Format «St.Gallen Symposium in Town» teilnehmen. Dabei finden in Lokalen der St.Galler Altstadt öffentliche Sessions statt mit namenhaften Podiumsgästen wie Arzt & Entertainer Eckhart von Hirschhausen. Die Vorsitzende der deutschen Partei «Die Grünen» wird mit dem Präsidenten der FDP Schweiz aktuelle Themen diskutieren.

Inhaltlich widmet sich die 52. Ausgabe des St.Gallen Symposiums der Suche nach einem neuen Generationenvertrag. Denn ein beispielloser Schuldenstand, Umweltprobleme und herausfordernde geopolitische Entwicklungen haben das Gleichgewicht zwischen den Generationen aus der Balance gebracht. Im Dialog mit der nächsten Generation braucht es neue Ideen dank Innovation, neuem Denken und Technologie sowie nicht zuletzt dank besserem gegenseitigem Verständnis.

Die Organisation des Grossanlasses wird von Studenten der Universität St.Gallen gestemmt. Diese neue Video-Reportage gewährt einen Blick hinter die Kulissen:

Sieben Prinzipien für den neuen Generationenvertrag

«Wir haben sieben Prinzipien formuliert, die am Symposium diskutiert werden», sagt Beat Ulrich, CEO des St.Gallen Symposiums. «Diese sind: Verantwortung, Care, Regeneration, Offenheit, Mitsprache, Vergangenheits- und Zukunftsbewusstsein und Zusammenarbeit», ergänzen Felix Rüdiger, Head of Research des St.Gallen Symposiums, und Deborah Walt vom studentischen Leitungsteam. «Wir haben diese sieben Prinzipien in generations-übergreifender Forschung mittels quantitativer und qualitativer globaler Umfragen erarbeitet», erläutern sie die Quelle.

Die Idee für diesen «New Generational Contract», den das Symposium gemeinsam mit dem Club of Rome lanciert, entstand bereits an der Konferenz in St.Gallen im Mai 2022. Dabei gehe es vor allem darum, die langfristigen Auswirkungen heutiger Entscheidungen zu bedenken, sagt Ulrich.

Zu kurzfristig orientierte Reaktionen auf unmittelbare Krisen wie in Russland, Energieknappheit oder Inflation legen den Keim für nächste Herausforderungen. Strukturell notwendige Veränderungen und eine nachhaltig langfristige Transformation werden immer wieder verschoben. Mit der Idee des Generationenvertrags manifestiert das St.Gallen Symposium 2023 den dringenden Handlungsbedarf und sieht neue Chancen.

  
Beat Ulrich
Beat Ulrich

Neuer oder gar erster Generationenvertrag

Der Generationenvertrag versteht sich nicht im juristischen Sinn, sondern basiert darauf, dass Jung und Alt aufeinander angewiesen sind und gemeinsam zu besseren Lösungen kommen. Das Rentensystem ist ein klassisches Beispiel für generationsübergreifende Solidarität – oder sollte es zumindest sein. Bei dem neuen Generationenvertrag des St.Gallen Symposiums geht es um mehr: generationengerechte Bildung, nachhaltigere Ressourcennutzung, Innovation und einen Dialog, der das gegenseitige globale Verständnis fördert und wieder ins Lot bringt.

«Wir möchten Synergien suchen zwischen der kurzfristigen Krisenbewältigung und den langfristigen Veränderungen − generationenübergreifend, lösungsorientiert und fächerübergreifend», so Cyril Flaig, Co-Leiter des diesjährigen Teams der HSG-Studenten, die die Konferenz organisieren.

1000 Teilnehmer aus 100 Nationen und 100 Referenten

Die jungen Teilnehmer der Konferenz wurden in Zusammenarbeit mit über 300 Universitäten weltweit ausgewählt. Die Führungskräfte kommen von den ebenfalls rund 300 Partnerunternehmen und Institutionen auf den Campus der Universität St.Gallen. Vor Ort gibt es Anlässe gleichzeitig in Mexiko, Johannesburg und Peking.

Die 100 Referenten kommen als Bekenntnis zum Generationendialog direkt nach St.Gallen: Darunter Ayọ Tometi, Gründerin der Bewegung «Black Lives Matter». An der Konferenz kommen unterschiedlichste Persönlichkeiten ins Gespräch: Eine Leistungssportlerin aus dem Libanon mit Unternehmensvorständen aus der Schweiz, eine Umweltaktivistin aus Uganda mit Regierungsvertretern aus Singapur, Wales, der EU, Kanadas, Brasiliens oder der Schweiz. Zu Gast ist auch die Jugendministerin aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Jedes Podium wird generationenübergreifend besetzt.

Aus der Wirtschaft sind neben anderen die höchsten Führungspersonen von Airbus, ASICS, E.ON, HugoBoss, Omega, Kühne + Nagel, Hirslanden oder der AXA Group sowie einige von Nationalbanken und Staatsfonds aus Norwegen, Singapur und der Schweiz dabei. Im Kontext des Jubiläums der Universität St.Gallen wird es auch spezifische Bildungsformate geben mit Deans, die Hochschuldepartments in aller Welt leiten. «In den Formaten streben wir Lösungen zum Beispiel zu einem Paradigmenwechsel im Energiemarkt ebenso an wie das aktuell schwierige Verständnis unter den geopolitischen Playern zu deeskalieren. Unsere Initiative zielt auf eine wachsende globale Anerkennung der Notwendigkeit von strukturellen Veränderungen sowie auf konkrete Projekte», sagt Beat Ulrich.

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