Rekordjahr für VAT

Rekordjahr für VAT
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Der Vakuumventilehersteller VAT aus Haag verzeichnete im Jahr 2020 einen deutlich höheren Nettoumsatz, eine höhere Profitabilität und einen höheren Cashflow und baute seinen Marktanteil trotz der Pandemie aus.

Die Erholung in der Halbleiterindustrie – VATs grösstem Endmarkt – setzte sich im Laufe des Jahres fort, begünstigt durch die Einstufung als systemrelevant während der Pandemie. Die Verlagerung zum Homeoffice und die starke Zunahme des Onlinehandels, die aus pandemiebedingten Lockdown-Beschränkungen resultierte, beschleunigte einige der längerfristigen Megatrends, die dieses Geschäft antreiben, wie das Internet der Dinge, Cloud Computing und künstliche Intelligenz.

Die Nachfrage wurde zudem durch technologische Fortschritte bei Logik- und Speicherchips gestützt, die neue Produktionsplattformen erfordern: Da die einzelnen Transistoren weiter verkleinert werden  und sich die Chip-Architekturen ändern, steigt auch der Bedarf an reinerem Vakuum und die Anzahl der Prozessschritte unter Vakuum. Als führender Zulieferer der Erstausrüstererzielte VAT eine Rekordzahl von Spezifikationsgewinnen auf diesen neuen Plattformen, die eine Grundlage für künftiges Umsatzwachstum bilden. Im Jahr 2020 beliefen sich die F&E-Investitionen auf CHF 41 Mio. oder 6% des Nettoumsatzes. Gleichzeitig setzte VAT seinen Fokus auf interne Massnahmen fort, indem es die betriebliche Effizienz verbesserte und die Kosten senkte. Das führte zu einer Rekord-EBITDA-Marge von 31.4%.

Halbleiterbereich erholt sich 2020 weiter
Die Halbleiterhersteller entwickelten weiterhin schnellere und leistungsfähigere Chips, um die stetig wachsenden Anforderungen der Megatrends in der Digitalisierung, wie künstliche Intelligenz, das Internet der Dinge und Cloud Computing, zu erfüllen. Auch die weltweite Lancierung von 5G-Netzen hat die Chip-Nachfrage angekurbelt, ebenso wie der zusätzliche Bedarf an grösseren Mengen an Halbleitern für den Einsatz in einer wachsenden Anzahl von Produkten und Geräten. Infolgedessen stieg auch die Nachfrage nach Hochvakuumanlagen, die für die Herstellung von Halbleitern benötigt werden, stark an. Insgesamt erreichten die weltweiten Ausgaben für Wafer-Fab-Equipment (WFE) im Jahr 2020 ein Rekordniveau von fast USD 63 Mrd., rund 18% mehr als 2019.

Diese Wachstumschancen hat VAT genutzt, um ihren Marktanteil bei Ventilen 2020 branchenübergreifend auf 55% gegenüber 49% im Vorjahr zu steigern. Damit ist der Marktanteil von VAT bei Ventilen über zehnmal grösser als bei der Nummer zwei im Markt. Im technologisch anspruchsvolleren Halbleitersegment erreichte VAT 2020 sogar einen noch grösseren Marktanteil von 70%.

Die weiterhin schwierigen Bedingungen im Display-Segment waren hauptsächlich auf den langsamen Umstieg von LCD-Displays auf die OLED-Technologie bei grossen Bildschirmen zurückzuführen. Die Sparten General Vacuum und Industry verbuchten durch die wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie ebenfalls Nachfragerückgänge. Im Servicegeschäft hingegen konnte VAT von seiner Nähe zum Halbleitermarkt profitieren und lancierte 2020 weitere Serviceprodukte für die breit aufgestellte Basis im Ventilgeschäft.

Starkes Umsatzwachstum trotz Gegenwind auf Währungsseite
Der Auftragseingang des Jahres 2020 lag mit CHF 725 Mio. 24% über dem Vorjahr, wobei der Auftragsbestand zum Jahresende CHF 145 Mio. betrug und damit den Vorjahreswert um 27% übertraf. Der Nettoumsatz erreichte mit CHF 692 Mio. beinahe eine neue Bestmarke und wuchs um 21%, obwohl ein negativer Währungseffekt von rund fünf Prozentpunkten zu Buche stand. Dieser Währungseffekt war primär auf die relative Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken zurückzuführen, weil VAT den Grossteilt des Umsatzes in US-Dollar, die Kosten aber weitgehend in Franken ausweist.

Der Nettoumsatz im Ventilsegment erhöhte sich um 25% auf CHF 550 Mio.. Im Segment Global Service stieg der Umsatz um 14% auf CHF 127 Mio., während er im Segment Industry um 17% auf CHF 15 Mio. zurückging. Letzteres war hauptsächlich auf die Beendigung einiger nicht zum Ventil-Kerngeschäft zählenden Aktivitäten im rumänischen Werk von VAT zurückzuführen.

Umsatzwachstum und operative Verbesserungen steigern das EBITDA trotz negativenWährungseffekten
Der Bruttogewinn erhöhte sich im Berichtsjahr um 25% auf CHF 430 Mio. Die Bruttogewinnmarge verbesserte sich leicht auf 62% - plus ein Prozentpunkt gegenüber 2019.

Die höheren Personalkosten des Jahres 2020 sind Ausdruck der wachsenden Belegschaft von VAT (gemessen in Vollzeitäquivalenten, FTEs), die zur Bewerkstelligung des Firmenwachstums im Berichtsjahr notwendig war. Gemessen am Umsatz erhöhten sich die Personalkosten ebenfalls, weil die technische Expertise in den Bereichen F&E, Produktmanagement und Vertrieb zur Unterstützung des künftigen Wachstums weiter ausgebaut wurde. Ende 2020 beschäftigte VAT weltweit 2‘041 Mitarbeiter. Das entspricht einer Zunahme um 231 Mitarbeitern bzw. 13% gegenüber dem Vorjahr.

Der Anstieg des EBITDA um 41% auf CHF 217 Mio. basiert neben dem Umsatzwachstum auch auf operativen Verbesserungen. In der Folge stieg auch die EBITDA-Marge gegenüber 2019 von 27.0% auf einen neuen Rekordwert von 31.4%, obwohl die relative Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken für einen negativen Währungseffekt von rund 1.1 Prozentpunkten sorgte.

Das EBIT von VAT erreichte CHF 176 Mio. Dies entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um CHF 69 Mio. bzw. 64%. Darin enthalten war ein positiver Effekt durch verringerte Abschreibungskosten. Die EBIT-Marge stieg auf 26% und war damit knapp sieben Prozentpunkte höher als im Vorjahr.

Bei den nachgelagerten Ergebniskennzahlen des EBIT erhöhten sich die Finanzierungskosten von CHF 9 Mio. im Vorjahr um fast 80% auf jetzt CHF 16 Mio. Hauptgrund für diesen Anstieg waren höhere nicht realisierte Nettofremdwährungsverluste auf Finanzierungsaktivitäten.

Das Vorsteuerergebnis (EBT) stieg gegenüber dem Vorjahr von CHF 99 Mio. auf CHF 161 Mio. Die effektive Steuerrate für 2020 sank gegenüber dem Vorjahreswert von 24% auf jetzt 17%, nachdem eine neue Schweizer Steuergesetzgebung die Steuerbelastung im Jahr 2019 vorübergehend verzerrt hatte. Nach Erwartung von VAT sollte sich die effektive Steuerrate künftig in der Bandbreite von 18 bis 20% einpendeln.

Wie im Jahresverlauf von der Geschäftsleitung angekündigt, erhöhte sich als Folge all dieser Faktoren der auf die Aktionäre entfallende Nettogewinn auf CHF 133 Mio., 78% mehr als 2019.

Die Nettoverschuldung von VAT lag per 31. Dezember 2020 bei CHF 128 Mio.. Dies entspricht einem Verschuldungsgrad (Nettoschulden zu EBITDA) von 0.6x. Im Jahr 2020 betrug der durchschnittliche Verschuldungsgrad rund 1.0x. Die Eigenkapitalquote lag zum Jahresende 2020 bei 55%. 

Empfehlung zur Dividendenerhöhung dank höherem Freien Cashflow und positivem Ausblick
Der Freie Cashflow ist eine der wichtigsten Leistungskennzahlen von VAT und bildet die Grundlage für alle Dividendenberechnungen. Er stieg von CHF 140 Mio. im Vorjahr auf einen neuen Rekordwert von CHF 147 Mio.. Dies wurde trotz höheren Beständen und einem gestiegenen Investitionsaufwand (Capex) gegenüber 2019 erreicht. Der Capex stieg 2020 um 44% auf CHF 26 Mio. Dies entspricht 4% des Nettoumsatzes und steht im Einklang mit der Prognose des Unternehmens von 4 bis 5% über den gesamten Zyklus.

Das Nettoumlaufvermögen lag zum Jahresende 2020 rund 34% über dem Vorjahr und entsprach rund 24% des Nettoumsatzes. Dieser Wert verfehlt zwar das langfristige Ziel von 20%, bringt aber die Wachstumserwartungen von VAT für 2021 zum Ausdruck.

Gemessen am Nettoumsatz lag die Marge des Freien Cashflows bei 21%, und die Freie-Cashflow-Conversion-Rate betrug 68% des EBITDA.

An der Generalversammlung vom 18. Mai 2021 wird der Verwaltungsrat eine Dividendenausschüttung für das Geschäftsjahr 2020 in Höhe von CHF 4.50 je Aktie beantragen. Dies entspricht einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr um 12.5% bzw. CHF 0.50 je Aktie. Die Dividende wird je zur Hälfte aus dem Bilanzgewinn und den Reserven aus Kapitaleinlagen gezahlt. Die empfohlene Dividende entspricht einer Gesamtausschüttung von CHF 135 Mio. bzw. 94% des Freien Cashflows zu Eigenkapital.

2021 starke Nachfrage und Marktanteilsgewinne erwartet
Trotz anhaltender Unsicherheit rund um die COVID-19-Pandemie bleiben die mittelfristigen Wachstumstreiber von VAT intakt. Sie betreffen primär die Halbleiterbranche als den grössten Endmarkt von VAT. Durch Entwicklungen in der Pandemie wie das Arbeiten im Homeoffice und verstärktem Onlinehandel wurden Megatrends wie das Internet der Dinge, Cloud Computing und künstliche Intelligenz zusätzlich beschleunigt.

Weiteres Wachstum verheissen technologische Fortschritte bei Logik- und Speicherchips. Kleinere Transistoren und neue Chiparchitekturen erfordern ein immer reineres Vakuum, und zudem werden immer mehr Prozessschritte unter Vakuumbedingungen durchgeführt. Auch bei Displays, Photovoltaik-Solarpanels und einer wachsenden Zahl anderer Anwendungen sind vakuumbasierte Produktionsprozesse entscheidend.

Für 2021 erwartet VAT weiteres Wachstum, das primär von den Halbleiter- und servicenahen Sparten angetrieben wird. Laut Marktanalysten könnten die Investitionen in Halbleiter-Produktionsanlagen 2021 nochmals um 10 bis 15% gegenüber dem Rekordjahr 2020 ansteigen. Dies unterstützt exakt die technologischen Stärken von VAT, so dass weitere Marktanteilsgewinne zu erwarten sind.

Im Display-Bereich wird bei OLED-Displays erneut mit verhaltenen Investitionen gerechnet. Auch der Investitionsrückgang bei LCD-Displays sollte sich fortsetzen und zu dem schwächeren Gesamtmarkt für Displays im Jahr 2021 beitragen. Bei Photovoltaik-Solarpanels sollte der Umstieg auf effizientere Designs zu steigenden Investitionen in Vakuumanlagen führen. Die allgemeinen Wachstumsprognosen für Vakuumtechnik in Industriemärkten ziehen an, da im Anschluss an die Corona-Pandemie allgemein eine Wirtschaftserholung erwartet wird.

Auf dieser Grundlage erwartet VAT für 2021 einen höheren Nettoumsatz als 2020 zu konstanten Wechselkursen. VAT wird auch weiterhin seine flexible globale Präsenz ausbauen und seine natürliche Absicherung gegen Wechselkurseinflüsse stärken, indem es seine Produktionsanlage in Malaysia weiter hochfährt, die Beschaffung in den Ländern mit den besten Kosten erhöht, grössere Skaleneffekte in den globalen Lieferketten erzielt und weitere Massnahmen zur operativen Exzellenz vorantreibt. Gleichzeitig bleibt VAT stark auf technologische Innovationen fixiert. Deshalb stehen 2021 neben Produktivitätssteigerungen erneut F&E-Investitionen im Zentrum der Unternehmensstrategie.

Darüber hinaus rechnet VAT mit einem weiter steigenden EBITDA und einer steigenden EBITDA-Marge, die von höheren Volumen, besserer Kostenabsorption und anhaltend striktem Kostenmanagement getrieben ist. Der positive EBITDA-Ausblick berücksichtigt bereits negative Währungseffekte, die vor allem durch eine fortgesetzte Schwäche des US-Dollars gegenüber dem Schweizer Franken erwartet werden. Aufgrund der positiven Prognosen für Umsatz, EBITDA und EBITDA-Marge erwartet VAT auch ein höheres Nettoergebnis für 2021.

Schliesslich sollte 2021 auch der Freie Cashflow dank noch stärkerer operativer Performance weiter steigen, obwohl VAT rund CHF 40 Millionen mehr Investitionen plant als 2020. VAT erwartet für das Q1 2021 einen Nettoumsatz von CHF 180 - 190 Mio.

Bergsprint Walzenhausen  kiwanis 2025  

Jahresabschluss 2020

in Mio. CHF

2020

2019

Veränderung

Auftragseingang

724.5

585.0

+23.8%

Nettoumsatz

692.4

570.4

+21.4%

EBITDA

217.2

154.0

+41.0%

EBITDA-Marge

31.4%

27.0%

+4.4ppt

Nettogewinn

133.5

74.8

+78.4%

Gewinn je Aktie (in CHF)

4.45

2.50

+78.3%

Investitionsaufwand (Capex)

25.9

18.0

+44.1%

Freier Cashflow5

147.0

139.9

+5.1%

Dividende je Aktie (in CHF)

4.501

4.00

+12.5%