Raiffeisen macht weniger Gewinn

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Das Kerngeschäft der Raiffeisen-Gruppe entwickelte sich trotz anspruchsvollem Umfeld gut. Insbesondere in Städten und Agglomerationen hat Raiffeisen ihre Wachstumsziele übertroffen. Das Bilanzwachstum bleibt auf hohem Niveau und der Erfolg aus dem Zinsengeschäft liegt über dem Vorjahr. Trotz diesen erfreulichen Entwicklungen sank der Halbjahresgewinn der Gruppe um 28 Millionen auf 367 Millionen Franken. Gründe dafür sind die Auswirkungen der volatilen Marktsituation auf das Handelsgeschäft sowie Investitionen von Raiffeisen in die Zukunft.

Die volatilen Märkte stellten die Bankenindustrie im letzten Halbjahr erneut vor grosse Herausforderungen und der Brexit-Entscheid liess die bereits tiefen Zinsen weiter erodieren. Dennoch entwickelte sich das Kerngeschäft von Raiffeisen erfreulich. Die Bankengruppe erzielte im Zinsengeschäft in der ersten Jahreshälfte einen Zuwachs von 1,5 Prozent. Die im Vorjahresvergleich stark erhöhten Absicherungskosten konnten durch das Wachstum problemlos aufgefangen werden. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft knüpfte an den Erfolg im Vorjahr an und stieg um 3,1 Prozent. Beim Handelsgeschäft (-12,5 Prozent) und bei der Bewertung von Finanzanlagen mussten aufgrund der ungünstigen Marktsituation Einbussen hingenommen werden.

Die Umsetzung der strategischen Initiativen von Raiffeisen bewirkten einen erheblichen Anstieg des Geschäftsaufwands (+5,4 Prozent). Dies führte insgesamt zu einem Rückgang des Halbjahresgewinns um 28 Millionen auf 367 Millionen Franken. Das erfreuliche Wachstum im Kerngeschäft konnte die Auswirkungen dieser Sonderfaktoren im ersten Halbjahr 2016 nicht ausgleichen.

Stabile Zuwachsraten im Kerngeschäft

Als besonders robust erwiesen sich die 270 Genossenschaftsbanken und sechs Niederlassungen von Raiffeisen Schweiz. Sie erzielten im Marktvergleich hohe Zuwachsraten im Hypothekargeschäft (+2,2 Prozent) und bei den Kundeneinlagen (+2,6 Prozent). Insbesondere in den Städten und Agglomerationen, Gebiete in denen Raiffeisen traditionell nicht so stark verwurzelt ist, hat Raiffeisen die Wachstumsziele im Zinsengeschäft übertroffen. «Raiffeisen wird ihre starke Stellung im Zinsdifferenzgeschäft behaupten. Dieser Ertragspfeiler ist für uns auch in Zukunft mit Abstand der wichtigste», betont Patrik Gisel, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz. Dass Raiffeisen ihre Abhängigkeit vom Zinsdifferenzgeschäft in den letzten Jahren aber kontinuierlich reduzieren konnte, wertet er als positives Zeichen. «Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden dank den bisherigen Diversifikationsschritten unterdessen ein umfassenderes Dienstleistungsangebot an».

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Raiffeisen treibt strategische Initiativen weiter voran

Die umfangreichen Entwicklungsarbeiten am zukünftigen Kernbankensystem und Investitionen in den Ausbau der digitalen Kanäle erhöhten den Geschäftsaufwand. Mit der Einführung der Online-Hypothek und einer Mobile-Payment-Lösung konnte Raiffeisen in der ersten Jahreshälfte 2016 bereits Erfolge in diesem Bereich erzielen. Seite 2 von 4 Die Entwicklung des neuen Kernbankensystems und der im vergangenen Jahr erfolgte Zukauf der Bank La Roche & Co AG führten im Vorjahresvergleich zu einem Anstieg des Personalbestandes auf 9'315 Vollzeitstellen (+0,3 Prozent). Die Umsetzung der strategischen Initiativen sorgt für einen vorübergehenden Anstieg der Cost-Income-Ratio auf 63,2 Prozent. Für Raiffeisen sind diese Ausgaben eine langfristige Investition in die Zukunft.

Neupositionierung im Asset Management

Am 29. Juni 2016 haben Raiffeisen und Vontobel eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Asset Management vereinbart. Raiffeisen konzentriert sich künftig auf die Kundenbetreuung und -beratung im Anlagegeschäft. Vontobel übernimmt von Raiffeisen die Vescore AG und deren Asset-ManagementKompetenzen und fokussiert sich auf Produktentwicklung und -verwaltung. Die Transaktion wird voraussichtlich im dritten Quartal vollzogen und hat damit keine Auswirkungen auf das vorliegende Halbjahresergebnis.

Raiffeisen erfüllt Kapitalanforderungen

Per 1. Juli 2016 gelten die neuen Too-big-to-fail (TBTF)-Bestimmungen des Bankengesetzes und der Eigenmittelverordnung. Im Rahmen dieser Anpassungen wurden für Raiffeisen als systemrelevante Bank die Anforderungen für die risikogewichtete und ungewichtete Kapitalquote (Leverage Ratio) neu festgelegt. Raiffeisen erfüllt die neuen Anforderungen bereits per 30. Juni 2016 mit einer risikogewichteten Kapitalquote von 16,1 Prozent (Anforderung: 14,4 Prozent) sowie einer Leverage Ratio von 6,7 Prozent (Anforderung: 4,625 Prozent).

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Ausblick

Das dynamische Wirtschaftsumfeld – verstärkt durch den Brexit-Entscheid und dessen noch unsicheren Auswirkungen – erschwert die Prognose. Raiffeisen geht davon aus, dass das Langfristzinsniveau nochmals sinken und sich damit der Druck auf die Zinsmarge weiter verschärfen könnte. Ebenfalls ist zu erwarten, dass sich die Volatilität an den Finanzmärkten fortsetzt, mit potenziell negativen Effekten auf das Kommissions- und Handelsgeschäft. Auf der Kostenseite ist aufgrund der laufenden Entwicklung am neuen Kernbankensystem keine Entlastung zu erwarten. Raiffeisen geht aufgrund dieser Konstellation nicht davon aus, das Rekordergebnis des Vorjahres wiederholen zu können. Im Kerngeschäft ist weiterhin mit einer guten Volumenentwicklung und einer positiven Entwicklung der Ertragslage zu rechnen.