Phoenix aus der Asche

Phoenix aus der Asche
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Bis Ende Juni wird der Fensterbauer EgoKiefer sein Firmenareal mitten in Altstätten geräumt haben. In das grosse Betriebsgelände wird aber neues Leben einziehen: Die Diepoldsauer Valrheno Immobilien AG positioniert das Areal als Gewerbepark «Frame» neu.

4,5 ha Fläche mitten Altstätten. Riesige, inzwischen beinahe leere Hallen, wo einst von EgoKiefer Fenster erzeugt wurden. 25´000 m2 Nutzfläche in vier mehrgeschossigen Hallenmodulen. Hallenmodule, die jetzt schon gespenstisch anmuten. Kaum ein menschliches Wesen zu sehen, die Maschinen sind teilweise schon mit Aufschriften versehen, wohin sie nach ihrem Abbau geliefert werden sollen.

Das erste Kunststofffenster der Schweiz

Die Ursprünge dieses modernen Industrieareals gehen in das Jahr 1932 zurück, als Ernst Göhner die Schreinerei J.B. Geisser in Altstätten erwirbt und damit den Grundstein für die heutige EgoKiefer gelegt hatte. Von da an geht es rasch bergauf. So verlässt 1957 das erste Kunststofffenster der Schweiz die Produktion im Rheintal. Durch Expansion wird die Göhner Gruppe grösser und grösser. Bis sie 1971 selbst an die Elektrowatt verkauft wird. Die damaligen Egowerke werden zur selbstständigen Tochtergesellschaft. Und übernehmen schon ein Jahr später den zweitgrössten Fensterhersteller der Schweiz, die Fenster Kiefer AG.

Nur wenige Jahre später verschmelzen die beiden Unternehmen zur EgoKiefer AG. Über Umwege gelangt die EgoKiefer AG dann 2004 zur AFG Arbonia-Forster-Holding AG. Und immer wieder taucht in der Firmengeschichte der Satz auf: «EgoKiefer baut den Hauptsitz in Altstätten aus.» Das war einmal. Denn seit 2018 befindet sich der Hauptsitz des zum Arbonia-Konzern gehörenden Unternehmens in Diepoldsau.

Produktion ins Ausland verlagert

Die Produktion in Altstätten wurde in den letzten Jahren sukzessive heruntergefahren und nach Polen, in die Slowakei und nach Deutschland verlagert. In der Schweiz besteht gemäss den Aussagen auf der EgoKiefer-Webseite nur mehr ein «Service-Shop für Sonderlösungen». Man wusste bei Arbonia, dass das Betriebsgelände Altstätten bald ungenutzt sein würde, und kümmerte sich rechtzeitig um einen Käufer – der in der Valrheno Immobilien AG aus Diepoldsau, eine mit der Sonnenbau AG verwandte Gesellschaft, gefunden wurde.

Anfang Juli werden die neuen Eigentümer beginnen, die weitläufigen Hallen mit neuem Leben zu füllen. Der Gewerbepark «Frame» soll das Areal wieder mit gewerblich-wirtschaftlichem Leben erfüllen, das Beste aus den vorhandenen Möglichkeiten machen und wie Phoenix aus der Asche steigen. Die grossen Produktions- und Lageflächen sowie Büroräumlichkeiten liegen mit guter Erschliessung an den öffentlichen Personennahverkehr und das überörtliche Strassennetz perfekt: ein in sich geschlossenes Industrieareal mitten in der Stadt Altstätten, mit ausreichenden Parkplatzflächen, mit Bushaltestellen praktisch direkt neben den Produktionshallen und nur wenige Minuten vom Bahnhof Altstätten entfernt.

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Flexibel gestaltbare Räumlichkeiten

«Weil diese Räumlichkeiten flexibel gestaltbar sind, hohe Nutzlasten und Raumhöhen aufweisen sowie viele Anpassungsmöglichkeiten bieten, sind sie für die unterschiedlichsten Branchen interessant: für Produktion, Handel, Industrie, Technologie, Logistik oder Freizeit», sagt Livia Koller (Bild) von der Diepoldsauer Sonnenbau Dienstleistungs AG, die für die Vermietung und Beratung des Areals verantwortlich zeichnet. «Ausserdem ist das Areal bestens erschlossen und die Gebäude befinden sich in sehr gutem baulichem Zustand».

Gemietet werden können je nach Bedarf Flächen von 500 bis 25'000 m2. Ein grosses Plus für alle Mieter, die täglich voluminöse Warentransporte durchzuführen haben, ist das grosse überdachte LKW-Anlieferungsterminal mit zwei Fahrspuren. «Es ist perfekt für die Bereitstellung, Verladung und für den Transport von Gütern. Die Hallen können auf den verschiedenen Ebenen direkt oder über Warenlifte und Kräne bestückt werden», sagt Koller, die seitens der Sonnenbau AG für die Vermarktung und die Koordination von «Frame» zuständig ist. Tatsächlich ist dieses Anlieferungsterminal eine optimale Lösung, perfekt für eine speditive Logistik.

Büroflächen werden frei

«Auf dem ‚Frame’-Areal befinden sich auch Büroflächen von rund 3000 m2, die bis auf Weiteres vom Bundesamt für Bauten und Logistik für das Staatssekretariat für Migration angemietet sind. Sie sollen nach Fertigstellung des neuen Altstätter Asylzentrums frei werden.

Derzeit gibt es eine kleinere Kantine im Bürotrakt. «Ob später ein Gastronomiebetrieb das Areal ergänzt, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Das wird eine Frage des Mietermixes sein», sagt Livia Koller. Was auch nicht unbedingt notwendig sein wird, ist doch die Altstätter Innenstadt mit ihren vielen Gastrobetrieben innert weniger Minuten fussläufig erreichbar.

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Gewinn für die ganze Region

«Frame» soll ein zukunftsweisendes Projekt werden – variabel an jeden Mieter und dessen Bedürfnisse anpassbar. Mesut Schmid (Bild), bei der Sonnenbau-Gruppe und beim Projekt «Frame» für den technischen Bereich verantwortlich: «Wir werden bei erforderlichen Massnahmen bei der Infrastruktur direkt auf die Mieter eingehen.» Der dritte im Bunde im Sonnenbau-Team, welches das Projekt «Frame» betreut, ist Slaven Ratkovac, der für die Bewirtschaftung des Areals zuständig ist.

Gewerbe und Industrie soll im Gewerbepark «Frame» eine unternehmerische Zukunft geboten und damit die ganze Wirtschaftsregion Rheintal gestärkt werden. Darüber freut sich Altstättens Stadtoberhaupt Ruedi Mattle besonders: «Es ist ein Glücksfall, dass das Areal im Besitz einer regional verankerten Immobiliengesellschaft ist und neuen Nutzern zugänglich gemacht wird. Wir erhoffen uns dadurch neue Arbeitsplätze und Aktivität – das ist für Altstätten von grosser Bedeutung.»

Auch Daniel Müller, Leiter Standortförderung des Kantons St.Gallen, begrüsst die Möglichkeiten, die sich dank «Frame» für Gewerbe und Industrie eröffnen. «Das einstige EgoKiefer-Areal ist im Kanton ein wirtschaftliches Schwerpunktgebiet, denn so grosse zusammenhängende Gewerbeflächen an gut erschlossener Lage sind rar. Aus Sicht der Standortförderung ist die Umnutzung ein Gewinn für die ganze Region.»

Weitere Informationen zum Gewerbepark «Frame» erhalten Sie unter www.frame9450.ch

Text: Gerhard Huber

Bild: Ulrike Huber