Ostschweiz

Kreislaufwirtschaft im Praxistest

Kreislaufwirtschaft im Praxistest
Prof. Dr. Michael Hans Gino Kraft, Leiter Kompetenzzentrum Qualität & Nachhaltigkeit
Lesezeit: 2 Minuten

Die Kreislaufwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung als nachhaltiges Wirtschaftsmodell. Mit der Einführung der ISO-Norm 59020 steht Unternehmen nun ein international anerkannter Standard zur Verfügung, um Fortschritte in der Kreislaufwirtschaft systematisch zu messen und transparent zu kommunizieren, schreiben zwei Experten der OST – Ostschweizer Fachhochschule in einem Fachartikel.

Text: Michael Breu

Die Norm ISO 59020 ergänzt die bestehende ISO-59000-Familie und legt den Fokus auf die strukturierte Bewertung zirkulärer Leistungen von Organisationen. Sie schafft Klarheit durch verbindliche und optionale Indikatoren und ermöglicht eine standardisierte Datenerhebung und -interpretation über verschiedene Organisationsebenen hinweg – von regionalen Initiativen bis hin zur Bewertung einzelner Produkte.

«Die ISO 59020 ist ein Meilenstein für Unternehmen, die ihre nachhaltige Transformation systematisch gestalten und ihre Marktposition durch Transparenz und Nachvollziehbarkeit stärken wollen», erklären die Autoren Prof. Dr. Michael Hans Gino Kraft, Leiter des Kompetenzzentrums für Qualität und Nachhaltigkeit an der OST – Ostschweizer Fachhochschule, und Prof. Dr. Lukas Scherer, Leiter des IOL Instituts für Organisation und Leadership an der OST, in einem Fachartikel im Magazin «Management und Qualität».

Prof. Dr. Lukas Scherer, Leiter des IOL Instituts für Organisation und Leadership
Prof. Dr. Lukas Scherer, Leiter des IOL Instituts für Organisation und Leadership

Chancen und Herausforderungen für Unternehmen

ISO 59020 wurde erstmals im Jahr 2020 veröffentlicht. Die Einführung der Norm bietet Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, heisst es im Fachartikel weiter. Sie erlaubt es, die Leistungen im Bereich der Kreislaufwirtschaft systematisch zu messen und kontinuierlich zu verbessern. Gleichzeitig können Unternehmen durch die Anwendung der Norm ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen gezielter steuern und glaubwürdig gegenüber ihren Anspruchsgruppen kommunizieren.

Darüber hinaus ist die ISO 59020 mit bestehenden Standards wie der ISO 14001 für Umweltmanagementsysteme oder der ISO 26000 für gesellschaftliche Verantwortung kompatibel, was eine nahtlose Integration in bestehende Managementsysteme erleichtert. Auch eröffnet sie neue Potenziale für Geschäftsmodelle wie etwa «Product-as-a-Service», bei denen der Fokus auf der Nutzung und Wartung statt auf dem Besitz von Produkten liegt – was nicht nur die Ressourcenschonung stärkt, sondern auch langfristige Kundenbindungen fördert, schreiben die beiden Experten im Fachartikel.

Gleichzeitig ist die Umsetzung mit Herausforderungen verbunden. Die Erhebung der benötigten Nachhaltigkeitsdaten erfordert oftmals hohe personelle und finanzielle Ressourcen. Zudem fehlt es noch an einer einheitlichen Standardisierung sozialer Indikatoren, was die Vergleichbarkeit erschwert.

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Kreislaufwirtschaft als Zukunftsmodell

Die Kreislaufwirtschaft verfolgt das Ziel, Ressourcen effizienter zu nutzen, Abfall zu vermeiden und die Lebensdauer von Produkten durch Reparatur, Wiederverwendung und Recycling zu verlängern. Unternehmen müssen dafür ihre Geschäftsprozesse neu denken, Lieferketten anpassen und innovative Technologien einsetzen.

Die ISO 59020 bietet hierfür eine wertvolle Orientierungshilfe. Sie unterstützt Organisationen nicht nur bei der nachhaltigen Neuausrichtung, sondern auch bei der Einbindung zirkulärer Prinzipien in strategische Entscheidungen.

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