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Energieeffizienz in Betrieben: Viel unausgeschöpftes Potenzial

Energieeffizienz in Betrieben: Viel unausgeschöpftes Potenzial
Der CAS Energieberatung in Betrieben an der OST vermittelt praxisnah das nötige Fach- und Methodenwissen, um gezielt Energieeffizienzpotenziale zu erkennen und wirtschaftlich tragfähige Massnahmen umzusetzen
Lesezeit: 3 Minuten

In Schweizer Industrie- und Dienstleistungsbetrieben geht viel Energie verloren. Ein aktueller Bericht zeigt, dass allein durch den sogenannten «Betrieb ohne Nutzen» eine grosse Menge an Strom verschwendet wird. Obwohl Unternehmen durch Energieeffizienzmassnahmen Kosten sparen könnten, tun sich viele schwer damit.

Text: Ursula Ammann

Ob falsch betriebene Klimaanlagen und Heizungen, leerlaufende Förderbänder oder überdimensionierte Maschinen – es gibt zahlreiche Beispiele, bei denen Energie verbraucht wird, ohne dass ein tatsächlicher Nutzen entsteht. Im November hat der Bundesrat den Bericht «Energieverschwendung beim Betrieb ohne Nutzen» genehmigt. Gemäss diesem gehen in der Schweiz in den Sektoren Haushalte, Dienstleistungen und Industrie jedes Jahr mindestens 4,3 Terawattstunden (TWh) Elektrizität durch Betrieb ohne Nutzen verloren. Das entspricht etwa 8 Prozent des gesamten Stromverbrauchs dieser drei Sektoren.

Der Bericht beleuchtet auch die Hemmnisse, die verhindern, dass Betriebe Massnahmen gegen den unnötigen Stromverbrauch ergreifen. Oft fehlt es an Wissen über Energiesparmöglichkeiten, an Motivation, an finanziellen Mitteln oder an technischen Voraussetzungen. Gerade in kleinen Betrieben ist das Potenzial oft vorhanden, wird aber nicht ausgeschöpft.

Eine Frage der Zuständigkeit

Mit Energie- und Ressourceneffizienz befasst sich das WERZ Institut für Wissen, Energie und Rohstoffe der OST – Ostschweizer Fachhochschule. Cornelia Moser-Stenström, Mitglied der Institutsleitung und Leiterin des CAS Energieberatung in Betrieben, erklärt: Häufig geht das Thema im Betriebsalltag unter – es fehlt an klarer Zuständigkeit, Zeit, Fachwissen und Entscheidungskompetenz. Während grössere Unternehmen eigene Energiemanager beschäftigen, bleibt das Thema in kleinen Betrieben oft unbeachtet.

Cornelia Moser-Stenström, Kursleiterin CAS Energieberatung in Betrieben an der OST – Ostschweizer Fachhochschule: «Energieeffizienzmassnahmen sind teilweise mit hohen Investitionen verbunden. Deshalb ist es zentral, beurteilen und aufzeigen zu können, welche Investitionen sich wirtschaftlich rechnen.»
Cornelia Moser-Stenström, Kursleiterin CAS Energieberatung in Betrieben an der OST – Ostschweizer Fachhochschule: «Energieeffizienzmassnahmen sind teilweise mit hohen Investitionen verbunden. Deshalb ist es zentral, beurteilen und aufzeigen zu können, welche Investitionen sich wirtschaftlich rechnen.»

Die «grössten Hebel» identifizieren

Für Unternehmen, die ihre Energieeffizienz verbessern möchten, ist eine strukturierte Vorgehensweise entscheidend. Zuerst muss das Gesamtsystem analysiert und die «grössten Hebel» identifiziert werden. Energieeffizienz bedeutet weit mehr, als nur den Betrieb ohne Nutzen zu vermeiden. Sie umfasst zahlreiche Massnahmen – von Gebäudedämmung und intelligenter Beleuchtung bis hin zu effizienteren Maschinen.

Wo das grösste Einsparpotenzial liegt, hängt stark von der Branche und dem aktuellen Stand der Technik im Betrieb ab. In produzierenden Betrieben liegt der Fokus meist auf Prozessen, Maschinen, Druckluftsystemen oder Wärme- und Kältesystemen. Ein klassisches Beispiel ist die Abwärmenutzung – also die Wiederverwendung von Prozesswärme für Heizung, Lüftung oder Warmwasser.

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Rentabilität nachweisen können

Wer Energieeffizienz in einem Unternehmen gezielt steigern will, braucht breites Wissen in Energietechnik und Betriebswirtschaft. Der CAS Energieberatung in Betrieben an der OST vermittelt technische Grundlagen – etwa zu Thermodynamik, Strömungsvorgängen oder Hydraulik – sowie methodische Kompetenzen zur Analyse von Energieverbräuchen und zur Identifikation von Einsparpotenzialen.

Ein weiterer Fokus liegt auf wirtschaftlichen Aspekten: Die Teilnehmer lernen, Investitionen zu bewerten und deren Rentabilität aufzuzeigen – ein entscheidender Punkt für die erfolgreiche Umsetzung von Massnahmen. Das erworbene Wissen wenden sie direkt im Rahmen eines Praxisprojekts an – meist im eigenen Betrieb. Etwa zwei Drittel der Teilnehmer kommen aus technischen Berufen, es sind jedoch auch regelmässig Quereinsteiger vertreten.

Investition in Energieeffizienz bringt Vorteile

Wie der Bericht zeigt, tragen auch tiefe Strompreise dazu bei, dass Unternehmen der Energieeffizienz zu wenig Priorität einräumen. Dabei bringen Investitionen in Effizienzmassnahmen fast immer Vorteile – nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch: Sie senken Energiekosten, steigern die Produktivität, verbessern das Unternehmensimage und stärken die Wettbewerbsfähigkeit. Gerade vor dem Hintergrund möglicher künftiger Regulierungen gewinnt das Thema an Relevanz.

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