Einbindung des Kantonsrates nötig

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Diese Woche hat die Regierung über den Stand der Neustrukturierung der Fachhochschulen im Kanton St.Gallen informiert und ein Gutachten vorgestellt. Der Kantonsrat hatte das CVP-Postulat «Fachhochschulen – wohin?» 2008 gutgeheissen. Nach neun Jahren soll nun der längst bestellte Bericht im Sommer vorgelegt werden.

Gutachten als Diskussionsbasis

Die CVP wertet das von der Regierung in Auftrag gegebene Gutachten grundsätzlich positiv. Bedauerlich ist allerdings, dass dieses erst in Auftrag gegeben wurde, nachdem die Regierung sich bereits längst für das Modell «eine Fachhochschule, ein Hochschulrat, ein Rektor» entschieden hatte. Dies birgt die Gefahr, dass die Expertise als Gefälligkeitsgutachten wahrgenommen wird, zumal die Ergebnisse die Stossrichtung der Regierung bestätigen.

Diverse offene Fragen
Ursprünglich begründete die Regierung den Vorentscheid für eine Zusammenführung der Fachhochschulen damit, dass nur dieses Modell die Akkreditierung sichere. Dem ist nach den heute vorliegenden Fakten aber nicht so – die FHS und die HSR könnten auch für sich akkreditiert werden. Entsprechend ist die Argumentation der Regierung unzureichend. Das Bildungsdepartement hat überdies mehrfach klar zum Ausdruck gebracht, dass es einen St.Galler Alleingang (also ohne weitere Trägerkantone) bevorzugt. Die Mittel in der Höhe von 6 Mio. Franken, die dadurch verloren gehen, würden durch Synergien kompensiert, hiess es. Davon ist heute keine Rede mehr, denn die Synergiegewinne sind offenbar viel kleiner.

Kantonsrat wird hingehalten
Besonders stossend ist, dass bis heute das Parlament nicht in diesen enorm wichtigen Prozess involviert wurde. Bereits 2008, also vor fast 10 Jahren, wurde die Regierung beauftragt, eine Auslegeordnung zu möglichen Strukturmodellen zu machen und sie dem Parlament vorzulegen. Der Bericht liegt immer noch nicht vor, das Parlament konnte sich noch gar nie äussern. Erst nach neuerlicher Intervention des Kantonsrates wurde nun in Aussicht gestellt, dass der Bericht im Sommer 2017 folgen soll. Dazu passt, dass nur ausgewählte Personen in den Prozess involviert wurden. Die notwendige Abstützung in den Hochschulräten, in der Professorenschaft und in der regionalen Wirtschaft, die für Fachhochschulen eine ganz wichtige Rolle spielt, fehlt.

Anspruchsgruppen miteinbeziehen
Der CVP ist bewusst, dass die Neuorganisation der FHO einer Gratwanderung entspricht zwischen der unbestrittenen Notwendigkeit verstärkter Steuerung und Koordination und der Gefahr einer Verpolitisierung des Hochschulrates sowie einer übertriebenen Zentralisierung. Gerade aus diesem Grund ist es aus Sicht der CVP wesentlich, die Meinung des Parlamentes endlich abzuholen. Es braucht unbedingt eine sachliche Diskussion über die Vor- und Nachteile der möglichen Strukturmodelle. Über die zukünftige Organisationsform kann erst in einem zweiten Schritt entschieden werden. Auch dabei ist das Parlament frühzeitig und ernsthaft mit einzubeziehen. Um das heutige Erfolgsmodell der St.Galler Fachhochschulen nicht zu gefährden, sind aber auch die weiteren Anspruchsgruppen wie die Mitträgerkantone, die regionale Wirtschaft, die Hochschulräte sowie die Professorenschaft der Fachhochschulen dringend miteinzubeziehen. Gespräche mit den Mitträgerkantonen wurden zwar in Aussicht gestellt. Damit diese ins Boot geholt werden können, müssen die Gespräche aber aufrichtig und auf Augenhöhe geführt werden.