Digitaler Schub für Ernährungswirtschaft

Unter dem Tagungsmotto «Agri-Food-Automation» leisteten Vertreter aus Forschung, Industrie, Gewerbe, Landwirtschaft und Bildung eine Fülle von Beiträgen zu einem aktuellen Thema. Die halbtägige Veranstaltung wurde vom Innovationsboard Tänikon ausgerichtet, einer Anfang 2020 gegründeten Steuerungsgruppe, die eng mit der «OST - Ostschweizer Fachhochschule», Agroscope und der Swiss Future Farm zusammenarbeitet.
Knapp 100 Teilnehmer verfolgten das erste Innovationsforum Ernährungswirtschaft, das wegen Corona-bedingter Einschränkungen am 27. November 2020 online stattfand. Trotz dieses Formats wurde das erklärte Ziel erreicht, «eine Austauschplattform für Betriebe und Forscher zu schaffen», sagte die Thurgauer Regierungsrätin und Bildungsdirektorin Monika Knill (Bild) in ihrer Grussadresse. Das zeigte unter anderem die angeregte Diskussion über den Chat.
Feldversuche und Forschung
Behandelt wurden vielfältige Fragestellungen aus der ganzen Wertschöpfungskette und aus Business, Konsum, Produktion und Verarbeitung. Dr. Thomas Anken, Forschungsgruppenleiter Agroscope, zeigte, wie mit digitalen Methoden der Stichstoffeinsatz in der Feldbewirtschaftung verringert und effizienter gestaltet werden kann. Die Grundlagen dafür werden auf Feldversuchen in Tänikon geschaffen.
Mit dem Fokus auf Kohlgemüse und Äpfel aus der Bodenseeregion hat die «OST - Ostschweizer Fachhochschule» eine Wertschöpfungsanalyse durchgeführt, Steuerungsmöglichkeiten und den Einsatz neuer Technologien ausgelotet. Professor Dr. Oliver Christ, Dozent und Senior Researcher, schilderte, wie daraus Steuerungsmassnahmen, aber auch Technologien entwickelt wurden, etwa Erntemodule und ein Roboter zur Ernteunterstützung. Die Erkenntnisse seien in die Lehre gebracht worden, und daraus sei ein grosses Forschungsportfolio an den OST-Standorten in Buchs, St.Gallen und Rapperswil entstanden.
Mehrwert für Verarbeiter
Dass digitale Technologien auch in der Lebensmittelverarbeitung eine immer tragendere Rolle spielen, erläuterte Peter Hinder als Leiter der Bischofszell Nahrungsmittel AG. Der Migros-Betrieb, der jährlich 55'000 Tonnen Kartoffeln verarbeitet, verfolgt die Vision «Smart Production». Zusammen mit Partnern aus der Landwirtschaft, der Forschung, Zulieferern und der Politik sollen über die ganze Wertschöpfungskette Verbesserungen erzielt werden, von der Qualität der Anlieferung über die Lagerung bis hin zur Rückverfolgbarkeit der Produkte.
Digitale Lösungen sollen im Müllereibereich neue Akzente setzen. Mit dem «smart mill»-Konzept wolle die Bühler Group Daten nutzen, einen traditionsreichen Beruf in die Zukunft führen und die Nachhaltigkeit und Effizienz fördern, führte Programm-Manager Gernot Ruppert aus. Bereits im Einsatz sind digitale Instrumente, welche die Lebensmittelsicherheit erhöhen oder die auf dem Feld geernteten Maiskörner analysieren. Intelligente Technologien helfen darüber hinaus, Mühlen effizienter zu machen und den Weg zu autonomen Mühlensystemen zu beschreiten.
Instrumente für Konsumenten
Innovation Pitches rundeten die beiden Keynotes ab. Das Spektrum reichte von der Automation in Milchbaubetrieben über die Geflügelverarbeitung bis zur mechanischen Unkrautregulierung und zu pflanzlichen Proteinen. Dass auch der Konsum von innovativen Ideen profitieren kann, illustrierte die Präsentationen des Lieferdienstes Farmy AG, der Frischeprodukte vom Bauernhof auf den Teller bringt. Umweltfreundliche und gesunde Nahrungsmittel fördert die CodeCheck AG mittels einer App, die Konsumenten hilft, die gewünschten Produkte zu wählen und einzuschätzen.Das Innovationsboard Tänikon wolle ein starkes Zeichen setzen für eine innovative, moderne Land- und Ernährungswirtschaft in der (Ost-)Schweiz. Insbesondere soll der Austausch zwischen Praxis und Forschung erleichtert und die angewandte Forschung gestärkt werden, erklärte Christof Widmer als Vorsitzender des Innovationsboards und Vertreter des Thurgauer Amts für Mittel- und Hochschulen. Das Datum für das nächste Innovationsforum Ernährungswirtschaft ist bereits fix: Es ist für 3. Dezember 2021 als Präsenzveranstaltung in Tänikon geplant.