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Premium-Brand im Weiterbildungsmarkt

Premium-Brand im Weiterbildungsmarkt
Cristina Steinmann, Geschäftsführerin Weiterbildung an der Universität St.Gallen und Prof. Dr. Reto Föllmi, Prorektor am Institut für Weiterbildung.
Lesezeit: 4 Minuten

Unter dem Dach der Universität St.Gallen (HSG) werden über 200 verschiedene Weiterbildungen angeboten, von eintägigen Seminaren bis zum EMBA-Studium, das sich über eineinhalb Jahre erstreckt.

Die Universität St.Gallen ist genau genommen nicht ein Anbieter im Bereich Weiterbildung, sondern ein Verbund vieler spezialisierter Anbieter. Denn neben der Executive School führen auch viele Institute Weiterbildungen durch.

Die Executive School führt mit Studiengängen wie Executive MBA und MBA quasi die Flaggschiffe unter den Weiterbildungsangeboten, «diese Angebote gehören zum Kern des Weiterbildungsprogramms der Universität St.Gallen», unterstreicht Reto Föllmi, Prorektor für Institute und Weiterbildung an der HSG. «Gerade als Wirtschaftsuni wollen wir natürlich einen MBA und einen EMBA anbieten.»

Neben der Executive School sind es gerade die einzelnen Institute der HSG, die das Weiterbildungsangebot so vielfältig machen, wie Cristina Steinmann, Geschäftsführerin Weiterbindung an der Uni St.Gallen, erläutert. «Wir haben an der HSG insgesamt 36 verschiedene Institute, wo sich jeweils Professoren zu einem Fachthema zusammenschliessen. 23 dieser Institute bieten neben der Executive School Weiterbildungen an.»

Angebot wird stetig angepasst

Das breite Weiterbildungsangebot der HSG definiert sich ähnlich wie in der Forschung auch nach den Interessen der Dozenten. «Grundsätzlich sind wir dynamisch unterwegs und sehr nahe am Markt. Wir probieren auch mal etwas aus, beispielsweise mit einem fünftägigen Seminar», erklärt Cristina Steinmann. So kann geprüft werden, wie gross die Nachfrage ist und ob das Konzept funktioniert. Pro Jahr lanciert die HSG etwa zehn neue CAS. Umgekehrt werden weniger gefragte Angebote gestrichen.

Starke Veränderungen gibt es innerhalb der einzelnen Angebote. Einen EMBA bietet die HSG schon seit über 35 Jahren an, wobei die Kursinhalte laufend überprüft werden. Während Themen wie Rechnungslegung und Ökonomie schon immer Bestandteil waren, gibt es das Vertiefungsmodul zu Coding und Künstliche Intelligenz erst seit einigen Jahren.  Grundsätzlich wird jedes Programm nach jeder Durchführung von den Programmverantwortlichen angeschaut. Dann werden Themen ausgetauscht, Dozenten ausgetauscht oder die Modulstruktur angepasst. Ein früheres Kernthema wird neu vielleicht nur noch als Wahlfach angeboten. «Das Kundenfeedback ist dabei sehr wichtig», wie die Weiterbildungsverantwortliche sagt.

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Studiengänge mit Abschluss

Die HSG vergibt für Studiengänge in der Weiterbildung drei Abschlüsse, Certificate of Advanced Studies (CAS), Diploma of Advanced Studies (DAS) und verschiedene Master: Executive Master (MAS), Master of Business Administration (MBA) und Executive Master of Business Administration (EMBA). Kürzere Seminare haben keinen formellen Abschluss.

Die Studiengänge haben je nach den verliehenen ECTS-Punkten einen minimalen Aufwand. «Ein CAS umfasst mindestens zehn ECTS-Punkte», sagt Cristina Steinmann, «ein ECTS-Punkt entspricht gemäss Swissuniversities 25 bis 30 Stunden Arbeit, an der HSG nehmen wir 30 Arbeitsstunden als Massstab.» Ein EMBA an der HSG bringt 75 ECTS-Punkte, das Studium umfasst 14 bis 16 Kontaktwochen.

Das Spitzenprodukt Executive MBA wird in vier verschiedenen Varianten angeboten: Ein deutschsprachiger Executive MBA in General Management, ein englischsprachiger International Executive MBA in General Management, ein Executive MBA in Business Engineering und der EMBA X, den die ETH Zürich und die HSG gemeinsam anbieten, der Fokus wird hier auf die Themen Technologie und Leadership gelegt. Dieser Studiengang wird keck als «Europe’s most relevant Executive MBA» beworben. Die Kosten für diese hochkarätigen Weiterbildungen liegen zwischen 60´000 und 110´000 Franken.

«Neben der Executive School bieten 23 Institute Weiterbildungen an.»

Die Top-Weiterbildungen an der HSG benötigen eine grosse Infrastruktur und binden Professoren der verschiedenen Institute mit ein. In einer General-Management-Ausbildung wie einem EMBA oder MBA sind Professoren für Ökonomie, Finanzen, Marketing oder Leadership-Themen oft eine ganze Woche lang dabei.

Wer den EMBA X absolviert, bekommt einen Abschluss von gleich zwei angesehenen Universitäten. «Natürlich ist der Preis da auch höher, aber auch unsere Kosten sind einiges höher», sagt Cristina Steinmann. «Es gibt Kurswochen, an denen je ein ordentlicher Professor der ETH Zürich plus der ein ordentlicher Professor HSG zusammen im Raum sind.»

Für Reto Föllmi wäre es «absurd, wenn wir unser Angebot als Billiger Jakob verkaufen würden.» Der Preis rechtfertige sich durch den Qualitätsanspruch, «wir messen uns mit den besten europäischen Programmen, wir wollen als hochqualitativer Anbieter im Markt wahrgenommen werden.» Die HSG sieht sich als Premium Brand im Weiterbildungsmarkt in der Schweiz.  Als eine Universität, «die eine Brücke von der wissenschaftlichen Analyse zur Praxis schlagen kann», wie Reto Föllmi betont, bietet die HSG auch speziell für Unternehmen auf deren Bedürfnisse hin konfektionierte Weiterbildungen, Seminare und Konferenzen an. Sehr gefragt sind auch die verschiedenen Ausbildungsmöglichkeiten für Verwaltungsräte.

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«Wir messen uns mit den besten europäischen Programmen.»

Drittmittel für Institute und die Uni

Für die einzelnen Institute sind die eigenen Weiterbildungsangebote auch eine Möglichkeit, sich mitzufinanzieren. Die HSG ist die Universität mit dem grössten Anteil an Drittmitteln in der Schweiz. «Für die Institute ist es unglaublich wichtig, auf diese Weise Forschung und Lehre mitfinanzieren zu können», betont Reto Föllmi. Auch die Executive School gibt Geld an die Universität ab, das indirekt wieder in Forschung und Lehre fliesst. Dank des Ertrags der Executive School kann die Uni weiter wachsen, «ohne die Erträge aus der Weiterbildung wären wir gar nicht in der Lage, eine so grosse, starke und vielfältige Universität zu haben.»

Die Vielfalt der HSG könnte auch dazu führen, dass zwei Institute ähnliche Ideen für ein neues Weiterbildungsangebot haben. In solchen Fällen klären die Institute untereinander, wie sich die Programme genügend differenzieren können. Bisher konnte hier immer eine Lösung gefunden werden.

Über die Aufnahme in einzelne Weiterbildungen entscheidet die jeweilige Programmleitung; die Anforderungen werden bewusst hochgehalten. «Das gehört zur Qualitätssicherung» betont Reto Föllmi, «die Uni will die Titel ja nicht verscherbeln». Dazu gehört auch, dass je nach Weiterbildung wiederkehrende Prüfungen und Leistungsnachweise, oft auch eine Abschlussarbeit anstehen. «Da kann man auch durchfallen», sagt Cristina Steinmann. Wer es schafft, kann künftig von verschiedenen Alumni-Aktivitäten der Institute und er HSG insgesamt profitieren.

Text: Philipp Landmark

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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