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Was bleibt nach Corona?

Was bleibt nach Corona?
Lesezeit: 6 Minuten

Die Coronapandemie und die Umstellung auf Homeoffice haben auch das Beratungsgeschäft von heute auf morgen verändert. Doch welche Trends werden langfristig bleiben und wie erlebt die Branche 2021? Vier Fragen an vier Experten.

Niklaus Simon, wie hat die Coronazeit das Beratungsgeschäft bei KPMG verändert?
Das Beratungsgeschäft lebt vom persönlichen Kontakt. Dieser wurde durch die verordneten Schutzmassnahmen wie Homeoffice, Abstand und Masken erschwert. Nichtsdestotrotz konnten wir laufende Projekte zügig auf virtuelle Arbeitsumgebungen verschieben, was von Kunden und Mitarbeitern durchgängig und schnell akzeptiert wurde. Je nach Projektphase oder Gesprächsthema bleibt es dennoch wichtig, sich mit Kunden und Teams direkt und persönlich auszutauschen. Zudem hat die Pandemie zu neuen Fragestellungen geführt, was den Arbeitsalltag für uns Berater anspruchsvoller und gleichzeitig bereichernder macht.

Welche von diesen Veränderungen werden bleiben?
Homeoffice hat zu mehr persönlicher Flexibilität geführt. Diese werden wir wo sinnvoll und möglich beibehalten – Stichwort «hybride Arbeitswelt». Zudem reisen wir weniger, da einige Besprechungen nicht zwingend persönlich durchgeführt werden müssen. Trotzdem bleibt die Arbeit beim Kunden vor Ort zentral, denn der persönliche Kontakt lässt sich auch durch die besten Tools nicht ersetzen. Video-Calls sind aber auf jeden Fall eine tolle Ergänzung, da sie im Vergleich zu Telefonaten und E-Mails eine etwas persönlichere Interaktion erlauben –immerhin kann man dem Gegenüber in die Augen sehen. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass der persönliche Austausch in Meetings und beim Kaffee sowohl für die Team- und Firmenkultur als auch für die persönliche Bereicherung sehr wichtig ist.

Wie haben Sie das Jahr 2021 bisher erlebt – im Gegensatz zu 2020 mit Corona, aber auch zu 2019 vor Corona?
Ich freue mich sehr, dass ich mein Team nun wieder häufiger physisch sehen kann und wir wieder öfter bei Kunden vor Ort sind. Von der Normalität 2019 sind wir zwar noch entfernt, aber wir lernen, mit den Auflagen umzugehen, und machen – wie immer – das Beste daraus. Als Berater müssen wir erkennen können, wo der Schuh drückt. Da dies auf dem persönlichen Weg einfacher ist, sehen wir weiteren Öffnungsschritten positiv entgegen. Wichtig ist, flexibel zu bleiben und sich bestmöglich auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen.

Wie werden Sie 2021 abschliessen – besser oder schlechter als 2020?
Aufgrund unserer hervorragenden Kundenbeziehungen in der Ostschweiz werden wir auch dieses Jahr über Budget abschliessen. Dies ist dem vereinten Effort unseres Teams zu verdanken, das die Bedürfnisse unserer Kunden stets im Blick hat und alles daran setzt, die optimale Lösung zu liefern. Wir werden auf jeden Fall weiter in die Beziehungen zu unseren Kunden und in unsere Mitarbeiter investieren, damit dies auch in Zukunft so bleibt.

kiwanis 2025  KOF AG  

«Als Berater müssen wir erkennen können, wo der Schuh drückt.»

Roman Fallet, wie hat die Coronazeit das Beratungsgeschäft bei PwC verändert?
Als Berater sind wir sehr eng mit unseren Kunden verbunden. Deshalb hat sich unser Beratungsgeschäft abhängig von den Herausforderungen unserer Kunden mitverändert, und zwar in vielfältiger Hinsicht: Je nach Branche und Zeitpunkt der Pandemie hatten unsere Kunden teilweise extreme Herausforderungen in Bereichen wie Liquiditätsplanung und Supply-Chain-Management zu meistern. Wie jede Krise hat aber auch die Covid-19-Pandemie vielen Unternehmen neue Chancen eröffnet. Beispielsweise hat sich die Kommunikation bei PwC intern, aber auch bei unseren Kunden stark verändert und wurde in kürzester Zeit digitalisiert. Diese zeitweise ausschliesslich digitale Kommunikation mit Kunden und Mitarbeitern hat auch die Grenzen digitaler Lösungen aufgezeigt und den Mehrwert des persönlichen Gesprächs hervorgehoben.

Welche von diesen Veränderungen werden bleiben?
Sicherlich die Art der Kommunikation und Zusammenarbeit. Wir befinden uns momentan in einem Findungsprozess des «New Normal». Arbeitsmodelle, die eine hybrid-flexible Mischung aus Homeoffice, Kollaboration über digitale Plattformen und traditionelle physische Präsenz darstellen, sind nun etabliert und werden auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein. Es ist sicherlich ein Vorteil, dass dieser Entwicklungsschritt enorm beschleunigt wurde.

Wie haben Sie das Jahr 2021 bisher erlebt – im Gegensatz zu 2020 mit Corona, aber auch zu 2019 vor Corona?
Bisher als sehr positiv. Die Geschäfte vieler unserer Kunden haben sich äusserst vielversprechend entwickelt. Nach dem turbulenten Jahr 2020, das durch Unsicherheit geprägt war, hat sich 2021 eine Art Selbstverständlichkeit der wechselnden Bedingungen eingestellt. Es hat sich gezeigt, dass Agilität wichtig ist und immer mehr an Bedeutung gewinnt. Dies bietet auch Chancen, denn viele Themen, Entscheidungen und Prozesse, die vor Covid-19 noch als undenkbar galten, sind auf einmal salonfähig. Unsere Wirtschaft wurde dadurch noch innovativer und wettbewerbsfähiger.

Wie werden Sie 2021 abschliessen – besser oder schlechter als 2020?
Die Covid-19-Pandemie stellte in der zweiten Hälfte unseres Geschäftsjahres 2019/20 eine Herausforderung dar. Trotzdem konnten wir in allen Dienstleistungsbereichen und in allen Branchengruppen ein Umsatzwachstum von zwei Prozent verzeichnen. Auch unser Geschäftsjahr 2020/21 hat sich erfreulich entwickelt, und wir werden wiederum über Vorjahr abschliessen können. Dieses Ergebnis spiegelt unser kontinuierliches Bestreben wider, die vielfältigen Bedürfnisse von Interessengruppen im privaten und öffentlichen Sektor zu erfüllen. Es ist auch dem spezifischen regionalen Know-how unserer 3250 Mitarbeiter zu verdanken, unter anderem an den Standorten in St.Gallen, Winterthur und Ruggell.

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«Welche Trends bleiben nach uns nach der Coronazeit erhalten?»

Christoph Brunner, wie hat die Coronazeit das Beratungsgeschäft bei OBT verändert?
Der Bedarf für Beratungen für von Corona betroffene Unternehmen ist deutlich gestiegen. Ebenso die Unterstützung in den Bereichen: Bezug von Härtefallgeldern, Umgang mit Covid-Krediten, Bezug Kurzarbeitsentschädigungen, Sanierungen und Restrukturierungen (Kostensparmassnahmen). Die Intensität der Kundenbeziehung hat sicher eher erhöht, obwohl der physische Kontakt abgenommen hat, weil durch die digitalen Möglichkeiten die Agilität erhöht werden konnte. Auch hat sich die Form der Zusammenarbeit verändert: Es gibt mehr Calls und Videokonferenzen. Dafür ist man aber auch agiler, weil die Terminfindung so leichter fällt und schneller ein Thema besprochen werden kann. Die digitale Zusammenarbeit für Kollaborationsplattformen wie bei uns neu MyOBT II ist stark im Aufwind. Generell haben in dieser Zeit Digitalisierungsthemen grossen Aufwind bekommen. 

Welche von diesen Veränderungen werden bleiben?
Die Zusammenarbeitsformen mit Kunden werden vielfältiger, neben physischen Meetings werden auch Calls bleiben – ebenso der Austausch über Kollaborationsplattformen.

Wie haben Sie das Jahr 2021 bisher erlebt – im Gegensatz zu 2020 mit Corona, aber auch zu 2019 vor Corona?
Wirtschaftlich läuft es vielerorts ausgezeichnet, in vielen Branchen herrscht Aufbruchsstimmung. Corona belastet unserer Beratungstätigkeit zwar nicht wesentlich, wir haben aber immer noch viele Themen als Folge von Corona auf dem Tisch. Oft geht es dabei um die Frage, wie mit den Einschränkungen des Covid-Kredites gelebt werden kann. Nun wird erkannt, wie hoch die operativen Einschränkungen mit einem Covid-Kredit sind – und es werden beispielsweise Umfinanzierungen angestrebt.

Wie werden Sie 2021 abschliessen – besser oder schlechter als 2020?
Für die Treuhand- und Beratungsbranche war 2020 ein ausserordentliches Jahr. Zeitlich zwar extrem belastend, aber wirtschaftlich auch ausgezeichnet. Gleiches gilt auch für 2021, auch wenn im Tagesgeschäft Corona nicht mehr ganz so präsent ist.

KMU-Tag 2025  Abacus AG  

Roger Krapf, wie hat die Coronazeit das Beratungsgeschäft bei Ernst & Young verändert?
Die Arbeit fand zu grossen Teilen im Homeoffice statt. Reisen wurden auf ein Minimum reduziert. Teams trafen sich fast ausschliesslich virtuell. Die Korrespondenz – auch mit Amtsstellen –verschob sich noch weiter in den virtuellen Bereich. Glücklicherweise bestanden hierfür schon vorher gute Grundlagen und es konnte auf Bestehendem aufgebaut werden. Die Beratungsaufträge blieben dabei übrigens weitgehend dieselben wie vorher.

Welche von diesen Veränderungen werden bleiben?
Wir glauben, dass auch zukünftig ein wichtiger Teil unserer Arbeit im Homeoffice stattfinden wird, auch wenn die Teams sich nach einer Rückkehr ins Büro und dem Austausch mit den Kollegen sehnen. Geschäftsreisen werden in Zukunft weit kritischer hinterfragt werden – sowohl in Bezug auf Effizienz wie ökologische Verträglichkeit. Die Akzeptanz von elektronischen Formaten hat auch bei unseren Kunden zugenommen.

Wie haben Sie das Jahr 2021 bisher erlebt – im Gegensatz zu 2020 mit Corona, aber auch zu 2019 vor Corona?
Das Jahr 2021 wird uns in Bezug auf die strenge Homeoffice Regelung in Erinnerung bleiben – auch im Vergleich zu 2020. Dagegen waren die ersten sechs Monate der Pandemie in unserer Wahrnehmung von grosser Verunsicherung geprägt, die sich auch in der Zurückhaltung wichtiger Entscheide unserer Kunden ausdrückte. Dagegen ist 2021 in vielen Teilen der Wirtschaft bereits wieder von Normalität geprägt, wobei die rasche Erholung Knappheit im Bereich der Transportkapazitäten und der Rohstoffverfügbarkeit verursacht.

Wie werden Sie 2021 abschliessen – besser oder schlechter als 2020?
Unser Unternehmenschliesst das Geschäftsjahr Ende Juni ab, weshalb das «neue Jahr» für uns gerade erst begonnen hat.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: 123rf

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