Fokus Wirtschaftsregion Wil

«Kein Abschluss ohne Anschluss»

«Kein Abschluss ohne Anschluss»
Marco Frauchiger
Lesezeit: 3 Minuten

Das Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil gehört zu den wichtigsten Ostschweizer Institutionen im Bereich der Grund- und Erwachsenenbildung. Rund 3500 Personen von 16 Jahren bis ins Pensionsalter gehen dort wöchentlich ein und aus. Für Rektor Marco Frauchiger ist lebenslanges Lernen am BZWU deshalb keine Floskel, sondern ein Grundanspruch.

Marco Frauchiger, das BZWU ist in drei Kompetenzzentren aufgeteilt: Dienstleistungsberufe in Wil, Industrie- und Fahrzeugberufe in Uzwil sowie die Lebensmittelverarbeitung in Flawil. Welche Lehr- und Lernmethoden werden dort eingesetzt, um sicherzustellen, dass die Ausbildung den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes entspricht?
Schon vor vielen Jahren war es unser Anspruch, die Bildungsleistung im Gleichschritt mit den Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft immer wieder neu zu denken. Bereits vor über zwölf Jahren wurde mit «Class Unlimited» ein didaktisches Konzept entwickelt, das uns Fernunterricht über mehrere Kontinente hinweg erlaubte. Heute ist es unsere Prätention, die Lernvoraussetzungen jedes Einzelnen zu kennen und möglichst viele Lernangebote zu personalisieren.

Gehören dazu auch digitale Angebote und Methoden?
Selbstverständlich. Digitales und selbstorientiertes Lernen im Bereich des Basiswissens sowie Kompetenzentwicklung in modernen und praxisorientierten Lernräumen sollen den Bildungserfolg erhöhen und erlebnisorientiert aufgebaut sein. Unsere Lernlandschaften sind offen gestaltet und erinnern mehr an Coworking- oder Makerspaces als an ein Schulzimmer.

Und wie wird in diesen Spaces gelernt?
In unterschiedlichen Lerngruppen. Diese bilden sich aufgrund des Lernfortschritts, der Selbstlernkompetenz oder der persönlichen Neigung. Das traditionelle Lernsetting «ein Lehrer, eine Lektion, eine Klasse – und alle machen zur gleichen Zeit dasselbe» gehört am BZWU immer mehr der Vergangenheit an.

 

«Das traditionelle Lernsetting gehört immer mehr der Vergangenheit an.»

Werfen wir einen Blick in die Zukunft – und zwar in jene der Studenten. Wie unterstützt das BZWU sie bei der Integration in den Arbeitsmarkt nach Abschluss ihrer Ausbildung?
Das machen wir – getreu unserem Motto «Kein Abschluss ohne Anschluss» – mit Lern- und Entwicklungscoachings sowie speziellen «Fit for Job»-Programmen vor dem Abschluss der Ausbildung. Wir nutzen dabei unser grosses Netzwerk zu den Ausbildungsbetrieben, klären die Perspektiven und zeigen den Studenten mögliche Entwicklungsschritte auf.

Hilft Ihnen dieses grosse Netzwerk auch dabei, die spezifischen Fachkräftebedürfnisse der Unternehmen zu verstehen und darauf einzugehen?
Ja, sehr sogar. Rund 700 Unternehmungen in unserer Grossregion entsenden ihre Lehrlinge zu uns. Das Netzwerk und die enge Zusammenarbeit schärfen stets unser Zielbild und helfen uns, die Bildungsentwicklung aktuell zu halten. Ebenfalls pflegen wir in der Erwachsenenbildung Entwicklungspartnerschaften mit mittleren und grossen Unternehmen und bieten uns als Generalunternehmer für die betriebliche Weiterbildung an.

Welche sind Ihrer Ansicht nach die aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Wirtschaftsregion Wil und wie trägt das BZWU dazu bei, diese anzugehen?
Die Wirtschaftsregion Wil ist dicht besiedelt und ökonomisch sehr stark. Für meinen Geschmack vermarktet sich die Grossregion im Vergleich zu anderen wirtschaftlich starken Zentren in der Ostschweiz aber zu wenig pointiert.

Wie meinen Sie das?
Es fehlt an gemeinsamen Visionen mit Durchschlagskraft sowie am politischen Zusammenhalt. Dies musste beispielsweise mit dem Scheitern von Wil West schmerzlich zur Kenntnis genommen werden. Das BZWU wird deshalb auch künftig der ganzen Region eine Dienstleistungspalette bieten, die es einer breiten Bevölkerung und Unternehmungen ermöglicht, sich geografisch nahe am Wohn- oder Arbeitsort weiterbilden zu können – und somit für die grossen Veränderungen der heutigen Zeit und der Zukunft gerüstet zu sein.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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