Kolumne

Arbeit nach Mass

Arbeit nach Mass
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Das Bild vom Arbeiter und Angestellten, der als problemlos auswechselbares Zahnrad in einer industriellen Maschinerie eine Stelle versieht, passt kaum mehr zur heutigen Arbeitswelt. Der Begriff der «Stelle» und des «Arbeitsplatzes» ist fragwürdig geworden.

Beschäftigung entsteht durch individuelle Vereinbarungen zwischen differenzierten Angeboten und Nachfragen, was beide Seiten immer wieder neu herausfordert. Zudem beruht das Leben nicht mehr auf einem Dreiphasenmodell – Lernphase, Arbeitsphase, Ruhestand –, sondern auf der Herausforderung zu einer permanenten Kombination von Lernzeit, Arbeitszeit, Familienzeit, Sozialzeit, und Freizeit.

Diese anspruchsvolle Aufgabe muss individuell und partnerschaftlich gelöst werden, und der Staat sollte sich aus der Zwangsnormierung zurückziehen. «Unternehmen» bedeutet zunächst einmal «eine wertsteigernde nutzbringende Kombination von Geld und Geist organisieren», sei es, dass man eigene Mittel einsetzt oder Geldgeber findet, die gegen Gewinn- und Verlustbeteiligung zu investieren bereit sind. Es geht also um die optimale Kombination von menschlichen Fähigkeiten (man nennt diese zusammenfassend heute auch «Humankapital», was aber z. T. auch falsche Assoziationen weckt) mit materiellen Vermögenswerten.

Der vom Marxismus dogmatisierte Gegensatz von «Kapital» und «Arbeit» ist daher obsolet geworden, denn die beiden Faktoren lassen sich im wirtschaftenden und tauschenden Individuum nicht sinnvoll isolieren. Darum sollte unser Arbeits- und Sozialversicherungsrecht dereguliert und gegenüber personenbezogenen Vereinbarungen offener werden.

Die Dienstleistungsgesellschaft fordert personenbezogen vereinbarte und nicht zwangsweise regulierte Beziehungen. Die Meinung, davon
würde die Arbeitgeberseite einseitig profitieren, ist wirklichkeitsfremd. Die Zukunft gehört der beidseitig bedürfnisgerecht vereinbarten Arbeit nach Mass.

Text: Robert Nef

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