Ostschweiz

Starke Nachfrage nach kreativem Umfeld

Starke Nachfrage nach kreativem Umfeld
Kim Sara Wickli, Bettina Güntensperger
Lesezeit: 5 Minuten

Während der Pandemie waren einige «Experten» überzeugt, dass die Zukunft digitalen Meetings gehöre. Das Gegenteil ist der Fall, beobachten die Co-Leiterinnen von Seminarland Ostschweiz, Bettina Güntensperger und Kim Sara Wickli: Die Nachfrage nach Seminaren und teambildenden Veranstaltungen steigt stetig.

Bettina Güntensperger, die Seminarland Ostschweiz GmbH konnte 2023 über 300 Seminare, Tagungen und Teamevents für unsere Region generieren, die einen Umsatz von rund 1,8 Millionen Franken auslösten. Das Bedürfnis nach physischen Treffen scheint ungebrochen hoch zu sein?
Ja, die MICE-Branche hat sich in der Ostschweiz überraschend schnell erholt. Nach dem grossen Nachholbedarf im Jahr 2022 war die Nachfrage nach physischen Meetings auch im letzten Jahr sehr hoch. Die über 300 von uns vermittelten Buchungen zeigen deutlich, dass das Bedürfnis nach persönlicher Interaktion und Face-to-Face-Kommunikation nach wie vor gross ist. Trotz digitaler Alternativen schätzen Unternehmen und Teilnehmer den Wert physischer Meetings umso mehr.

Kann das auch damit zu tun haben, dass mit vermehrtem Homeoffice das Bedürfnis nach physischen Treffen gestiegen ist?
Davon gehen wir aus. Mit den veränderten Arbeitsmodellen und der Zunahme von Remote Work werden Seminare, Meetings und Teamevents noch notwendiger. Im Homeoffice ist man zwar weniger abgelenkt und produktiver, aber die Kreativität und Innovation leiden. Dafür sind physische Präsenz und der Austausch untereinander unerlässlich. Dies kann an organisierten Veranstaltungen geschehen, aber auch fixe Bürotage und ein regelmässiger Austausch helfen.

Das heisst, die veränderte Arbeitswelt unterstützt die Nachfrage nach Seminaren und Tagungen?
Die während der Pandemie entstandenen Befürchtungen, dass aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich der Digitalisierung und insbesondere der Online-Meetings nun weniger Seminare gebucht werden, haben sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, wir gehen davon aus, dass mit der Zunahme von Remote Work die Nachfrage nach Seminaren und vor allem nach teambildenden Veranstaltungen eher steigen wird.

 

  

Kim Wickli, Sie selbst leben das vor; Seminarland Ostschweiz hat keine physischen Büros, sondern arbeitet von zu Hause, von Thurgau Tourismus oder St.Gallen-Bodensee-Tourismus aus. Treffen auch Sie sich bisweilen zu physischen Seminaren?
Wir haben uns entschieden, per 2024 unsere Büroflächen aufzugeben. Dadurch sparen wir Kosten und können noch mehr Budget in Marketing- und Salesaktivitäten investieren. Wir treffen uns einmal pro Quartal in einem unserer Partnerbetriebe zu sogenannten Fokustagen. Diese nutzen wir intensiv, um den Fokus für die kommenden Wochen festzulegen und unseren Teamzusammenhalt zu stärken. Durch diese Treffen lernen wir unsere Partnerbetriebe noch besser kennen und können unseren Kunden aufgrund unserer eigenen Erfahrungen die für ihre Bedürfnisse besten Seminar- und Tagungslocations in der Ostschweiz empfehlen.

Kreative Prozesse sind im persönlichen Austausch einfach erfolgreicher, oder?
Absolut, das ist definitiv der Fall. Auch bei unseren Seminar- und Tagungsanfragen spüren wir eine starke Nachfrage nach einem «kreativen Umfeld». Viele unserer Partnerbetriebe ergänzen daher ihr Seminarangebot mit innovativen Rahmenprogrammen oder aussergewöhnlichen Seminarräumen, z. B. im Freien unter Obstbäumen.

Bettina Güntensperger, sind die angefragten Seminare und Tagungen primär für die eigenen Angestellten eines Unternehmens oder handelt es sich dabei auch um Kundenevents oder -schulungen?
Die meisten Seminaranfragen richten sich tatsächlich an die Mitarbeiter eines Unternehmens. In der Regel sind es ganze Abteilungen oder Stufen, die sich treffen. Sei es zu einem strategischen Geschäftsmeeting, einer Kadertagung oder zu Retraiten von Lehrkräften. Wir erhalten jedoch auch Anfragen für Veranstaltungen wie Kundenevents, Theaterworkshops oder Ähnliches.

 

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Kim Sara Wickli, Ihr Sales-Tätigkeitsgebiet reicht bis zum Gubrist; viele der Anfragen kommen aus der Grossregion Zürich. Was macht die Faszination der Ostschweiz für «Downtown Switzerland» aus?
Das Ländliche, das Ursprüngliche, aber auch authentische, traditionelle Betriebe faszinieren die Zürcher. Nach einem Seminar selbst Käse herstellen, zusammen mit einem Senn einen Naturjodel einstudieren oder in einem Gasthaus mit knarrenden Böden tagen – das fasziniert die Städter. Trotz des Zürichsees ist auch die Weite des Bodensees im Dreiländereck bei ihnen sehr beliebt. Die Landschaften im Thurgau, im Toggenburg, aber auch rund um St.Gallen faszinieren sie. Kurzum findet man in der Ostschweiz alle USPs, die für die Schweiz stehen: Käse, Schokolade, Seen, Städte, Innovation und Tradition.

Hier «kämpfen» Sie wohl gegen Destinationen in der Innerschweiz; mehr als eine Stunde Fahrzeit wird für ein Seminar kaum auf sich genommen. Wie punktet hier die Ostschweiz?
Mit dem öffentlichen Verkehr ist die Ostschweiz von Zürich aus optimal erreichbar. Unsere Region ist noch nicht so überlaufen wie die Zentralschweiz und punktet mit Authentizität. Zudem sind die meisten Betriebe preislich attraktiv auf dem Markt und bieten einen hervorragenden Service. In der Ostschweiz ist man es gewohnt, eine Extrameile zu gehen, und die Qualität unserer Seminar- und Tagungsbetriebe ist sehr hoch. Ausserdem gibt es nirgends in der Schweiz einen kostenlosen Buchungsservice, wie ihn Seminarland Ostschweiz seit Jahren anbietet.

Sie sagen es – mit Seminarland Ostschweiz haben wir einen weiteren USP.
Ja, der kostenlose Buchungsservice von Seminarland Ostschweiz ist einzigartig in der Schweiz. Unsere Kunden sparen enorm viel Zeit, wenn sie uns die Suche nach Locations und Terminen überlassen. Sie müssen nicht mehr selbst unzählige Locations kontaktieren, um schliesslich etwas Passendes zu finden, das auch noch zum gewünschten Zeitpunkt verfügbar ist. Zudem kennen wir die Region und alle unsere Partnerbetriebe persönlich und können so mit dem einen oder anderen Geheimtipp punkten. 

Zum Schluss: Was macht für Sie eine gelungene Veranstaltung aus?
BG: Das kommt auf die Themen, die Teilnehmer und die Organisatoren an. Da gibt es kein einheitliches Rezept. Sicherlich hat das Veranstaltungsformat Einfluss auf die Qualität der Veranstaltung: Social Events und gemeinsames Essen ermöglichen eine Interaktion, die man während der Pandemie vermisst hat und auch in Zeiten von Remote Work nicht mehr so richtig pflegen kann. Solche Inhalte tragen zum guten Gelingen einer Veranstaltung bei.

KW: Eine gelungene Veranstaltung zeichnet sich für mich durch eine stressfreie Planung, kompetente Betreuung in der Location, zuverlässige Technik und zufriedene Gesichter beim Abschluss-Apéro aus.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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