Ostschweiz

Mehrwert durch Teilen

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Jakob Gülünay
Lesezeit: 4 Minuten

Zur Säntis-Schwebebahn AG gehören eine Bergbahn, mehrere Restaurants, ein Hotel mit 68 Zimmern, zwei Kläranlagen und ein eigener Schneeräumungsdienst. Dazu kommt eine Vielzahl an unterschiedlichen Veranstaltungen. Wie diese zwei Jahre nach Corona laufen, wollten wir von Geschäftsführer Jakob Gülünay wissen.

Jakob Gülünay, gemäss St.Gallen Convention Bureau und Seminarland Ostschweiz hat sich die MICE-Branche in der Ostschweiz nach Corona «überraschend schnell» erholt. Trifft das auch auf die Säntis-Schwebebahn AG zu?
Ja, das kann man so sagen. Die Corona-Zeit hat ein gewisses Vakuum geschaffen, das sich nun aber sukzessive löst, dementsprechend sind wir grundsätzlich zufrieden. Wirtschaftlich betrachtet ist das Jahr 2023 aber dennoch nicht ganz so gelaufen wie das Vorjahr, was diverse Gründe hat. Dazu werden wir an der Generalversammlung vom 28. Juni 2024 näher berichten. Was wir zudem feststellen, sind neue Mitbewerber im Bereich MICE, die jetzt aktiv werden.

Wie macht sich diese neue Konkurrenz konkret bemerkbar?
Vor allem durch eine verstärkte Online- und Offline-Präsenz auf dem Markt sowie den Auf- und Ausbau an neuen/zusätzlichen Seminar-Räumlichkeiten.

Hat diese Konkurrenz auch wirtschaftliche Auswirkungen für die Säntis-Schwebebahn AG?
Derzeit spüren wir glücklicherweise nicht sehr viel davon, aber wir nehmen sie stärker wahr. Inwiefern wir etwas verlieren, ist auch schwierig zu sagen – und vor allem an wen, das bekommen wir nur selten mit. Für uns ist es deshalb umso wichtiger, weiter am Ball zu bleiben und unseren Kunden den bestmöglichen Service in einer einzigartigen Umgebung zu bieten. 

«Corona hat ein Vakuum geschaffen, das sich nun sukzessive löst.»

Wie wichtig sind diese Events für das Unternehmen?
Sie sind ein elementarer Bestandteil für uns. Es sind immerhin gegen 2000 Events pro Jahr, die bei uns durchgeführt werden – von gewöhnlichen Sitzungen bis zu Grossveranstaltungen. Hier profitieren wir von den vielzähligen Möglichkeiten, die wir bei uns haben, sei es in den einzelnen Räumen oder auch ausserhalb, also rund um die Schwägalp und den Säntis. Einfach gesagt: Alle Arten von Events und Seminaren können bei uns durchgeführt werden – wir sind der ideale Ort dafür.

Welches sind die begehrtesten Veranstaltungen?
Grundsätzlich müssen wir einen Unterschied machen zwischen eigenen Veranstaltungen und solchen unserer Kunden. Die grösste eigene Veranstaltung ist sicherlich unsere eigene GV, wo wir 7000 bis 8000 Aktionäre an zwei Tagen begrüssen dürfen.

Und welches sind die grössten externen Veranstaltungen?
Das ist sicherlich das Schwingfest auf der Schwägalp. Bekanntlich sind es weit über 13´000 Gäste aus der ganzen Schweiz, die wir jeweils begrüssen dürfen. Und nicht zu vergessen: die grösste Schweizer Fahne der Welt. Jedes Jahr am 31. Juli und am 1. August ziert die Fahne die Säntis-Nordwand. Das zeigt auch eindrücklich, was wir gemeinsam mit unseren Partnern zu leisten vermögen.

  

«Im Sommer planen wir die erste Silent-Party auf dem Säntisgipfel.»

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit diesen Partnern?
Die ist sehr gut und konstruktiv. Wir haben eine sehr partnerschaftliche Grundhaltung und werden auch so wahrgenommen. Wie erwähnt, ist der Schwägalp-Schwinget ein anschauliches Beispiel dafür, wie eine Partnerschaft funktionieren sollte. Ebenso die Zusammenarbeit mit den Bergwirtschaften in unserer unmittelbaren Nähe: Tierwis, Alter Säntis und Rotsteinpass oder mit den anderen Bergbahnen im Appenzellerland – Kronberg, Ebenalp und Hoher Kasten. Die Aktion «1 Ticket – 4 Berge» vor Weihnachten war das beste Beispiel dafür. Gemeinsam sind wir stark und schaffen Mehrwert durch Teilen.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Planung und Durchführung von Events in einem touristischen Gebiet wie dem Säntis und der Schwägalp grundsätzlich zu bewältigen?
Wir sind in einem sogenannten BLN-Gebiet (Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung). Es ist ein Verzeichnis geschützter Landschaften und anderer Naturobjekte in der Schweiz. Das sagt schon sehr viel darüber aus, wie wir uns als Unternehmung positionieren.

Also viel Einsatz im Bereich Nachhaltigkeit …
Genau! Wir haben erst vor Kurzem das «Swissstainable Level II» erreicht, konnten unseren Stromverbrauch um vier Prozent reduzieren und versuchen so regional wie möglich bei unseren Partnern einzukaufen.

Führt der Standort im BLN-Gebiet auch zu Einschränkungen?
Solange wir im vorgegebenen Perimeter unterwegs sind, lässt sich vieles machen. Aber sobald wir in das BLN-Gebiet stossen, haben wir praktisch keinen Freiraum.

Die Säntis-Schwebebahn AG steht mit dem Bau der neuen Seilbahn vor einem Jahrhundertprojekt. Ende 2026 soll die neue Bahn in Betrieb genommen werden. Damit eröffnen sich natürlich auch neue Möglichkeiten für Events und andere Angebote.
Die Kapazitäten der neuen Bahn und auf dem Gipfel werden sich nicht verändern, die Bahnfahrt selbst wird aber spektakulärer. Da wir nur noch eine Stütze haben werden, wird diese mit 43 Metern wesentlich höher und die neue Ausstiegsplattform umso spektakulärer – dies wird neue Besucher anlocken.

Und wie sieht es mit Event-Projekten in naher Zukunft aus? Ist da schon etwas spruchreif?
Ja! In diesem Sommer planen wir mit «Muted» die erste Silent-Party auf dem Säntisgipfel. Man darf gespannt sein …

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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